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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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aber sonst viel aufwende, denn alle dergleichen
modi streiten wider den Ursprung der Aemter,
und der intention, die ein rechtschaffener Be-
dienter haben soll, und verleiten denjenigen, der
mit dieser Condition ein Amt ambiret, sofort
zu einer Resolution, die in Ansehung der Hey-
rathen der natürlichen Freyheit Tort thut, ra-
tione
der übernehmenden und zahlenden Gel-
der aber offt im Gemüthe, das redlich ist, zur
Ungerechtigkeit beweget, indem keiner dasjeni-
ge, was er auf solche Art gegeben, gerne einbüs-
sen will, und also, da er nicht weiß, wie lange er
leben, oder bey dem Amt bleiben möchte, be-
dacht seyn, wie er wieder zu seinem Gelde ge-
lange, kan es nicht geschehen per fas, so nimmt er
nefas zu Hülffe. Damit nun dergleichen nach-
bleiben möge, ist das sicherste expediens, daß
der Beruff eines Beamten unbedungen und
absque ullo onere sey: Gleichwie aber ein
Landes-Herr von solchen Miethlingen sich nicht
viel gutes propheceyen mag, also kan er sich
auch nichts anders von denen prognosticiren,
welche durch Verkleinerung andrer ein Amt
suchen, oder von denen er gewiß weiß, daß sie die
Ehre GOttes und des Nächsten Wohlfahrt
nicht zu ihrem Endzweck haben.

§. 30. Es ist bey den Quartalen und Aus-
zahlung der Besoldungen dahin zu sehen, daß

alle



aber ſonſt viel aufwende, denn alle dergleichen
modi ſtreiten wider den Urſprung der Aemter,
und der intention, die ein rechtſchaffener Be-
dienter haben ſoll, und verleiten denjenigen, der
mit dieſer Condition ein Amt ambiret, ſofort
zu einer Reſolution, die in Anſehung der Hey-
rathen der natuͤrlichen Freyheit Tort thut, ra-
tione
der uͤbernehmenden und zahlenden Gel-
der aber offt im Gemuͤthe, das redlich iſt, zur
Ungerechtigkeit beweget, indem keiner dasjeni-
ge, was er auf ſolche Art gegeben, gerne einbuͤſ-
ſen will, und alſo, da er nicht weiß, wie lange er
leben, oder bey dem Amt bleiben moͤchte, be-
dacht ſeyn, wie er wieder zu ſeinem Gelde ge-
lange, kan es nicht geſchehen per fas, ſo nimmt er
nefas zu Huͤlffe. Damit nun dergleichen nach-
bleiben moͤge, iſt das ſicherſte expediens, daß
der Beruff eines Beamten unbedungen und
absque ullo onere ſey: Gleichwie aber ein
Landes-Herr von ſolchen Miethlingen ſich nicht
viel gutes propheceyen mag, alſo kan er ſich
auch nichts anders von denen prognoſticiren,
welche durch Verkleinerung andrer ein Amt
ſuchen, oder von denen er gewiß weiß, daß ſie die
Ehre GOttes und des Naͤchſten Wohlfahrt
nicht zu ihrem Endzweck haben.

§. 30. Es iſt bey den Quartalen und Aus-
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[814/0834] aber ſonſt viel aufwende, denn alle dergleichen modi ſtreiten wider den Urſprung der Aemter, und der intention, die ein rechtſchaffener Be- dienter haben ſoll, und verleiten denjenigen, der mit dieſer Condition ein Amt ambiret, ſofort zu einer Reſolution, die in Anſehung der Hey- rathen der natuͤrlichen Freyheit Tort thut, ra- tione der uͤbernehmenden und zahlenden Gel- der aber offt im Gemuͤthe, das redlich iſt, zur Ungerechtigkeit beweget, indem keiner dasjeni- ge, was er auf ſolche Art gegeben, gerne einbuͤſ- ſen will, und alſo, da er nicht weiß, wie lange er leben, oder bey dem Amt bleiben moͤchte, be- dacht ſeyn, wie er wieder zu ſeinem Gelde ge- lange, kan es nicht geſchehen per fas, ſo nimmt er nefas zu Huͤlffe. Damit nun dergleichen nach- bleiben moͤge, iſt das ſicherſte expediens, daß der Beruff eines Beamten unbedungen und absque ullo onere ſey: Gleichwie aber ein Landes-Herr von ſolchen Miethlingen ſich nicht viel gutes propheceyen mag, alſo kan er ſich auch nichts anders von denen prognoſticiren, welche durch Verkleinerung andrer ein Amt ſuchen, oder von denen er gewiß weiß, daß ſie die Ehre GOttes und des Naͤchſten Wohlfahrt nicht zu ihrem Endzweck haben. §. 30. Es iſt bey den Quartalen und Aus- zahlung der Beſoldungen dahin zu ſehen, daß alle

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/834>, abgerufen am 23.11.2024.