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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Würden nun hierüber die Hinterhaltungen der
Wahrheit bestrafft, wie auch die vexae judicia-
les,
und mit denen Eydes-delationen und prae-
statio
nen kurtze Arbeit gemacht, auch schleunige
execution gethan, so kan es nicht fehlen, es
müste um die Justiz besser stehen als es ietzo lei-
der! gethan ist. Und es würde dem Publico
ohngezweiffelt mehr zu tragen, und eine gute
Policey gründen und befördern, weil dieselbe
einig und allein auff denen beyden Grundsätzen
der Gottesfurcht und der Gerechtigkeit be-
ruhet.

§. 50. Die vielen Proceß-Ordnungen,
häuffigen Commentarii und beschriebenen
Proceße müssen nothwendig eine Confusion
und merckliche Verhinderung in der Justiz ab-
geben. Und kan man an keinem Orte klagen,
oder sich und die Seinigen defendiren, wenn
man sich die Observanzen und Proceß-Ord-
nungen desselben Judicii nicht bekandt gemacht.
Nun aber sind gar offt in einem kleinen district
von 4. oder 5. Meilen, wo man nemlich an de-
nen Grentzen wohnet vier biß fünfferley unter-
schiedene Ordnungen in denen Gerichten; da-
her ist es denn kommen, daß man auch gewisse
Advocaten zu denen Gerichten verpflichtet,
welche der Ordnungen kundig wären, die ein
Fremder nicht weiß, wenn er auch noch so ge-

schickt



Wuͤrden nun hieruͤber die Hinterhaltungen der
Wahrheit beſtrafft, wie auch die vexæ judicia-
les,
und mit denen Eydes-delationen und præ-
ſtatio
nen kurtze Arbeit gemacht, auch ſchleunige
execution gethan, ſo kan es nicht fehlen, es
muͤſte um die Juſtiz beſſer ſtehen als es ietzo lei-
der! gethan iſt. Und es wuͤrde dem Publico
ohngezweiffelt mehr zu tragen, und eine gute
Policey gruͤnden und befoͤrdern, weil dieſelbe
einig und allein auff denen beyden Grundſaͤtzen
der Gottesfurcht und der Gerechtigkeit be-
ruhet.

§. 50. Die vielen Proceß-Ordnungen,
haͤuffigen Commentarii und beſchriebenen
Proceße muͤſſen nothwendig eine Confuſion
und merckliche Verhinderung in der Juſtiz ab-
geben. Und kan man an keinem Orte klagen,
oder ſich und die Seinigen defendiren, wenn
man ſich die Obſervanzen und Proceß-Ord-
nungen deſſelben Judicii nicht bekandt gemacht.
Nun aber ſind gar offt in einem kleinen diſtrict
von 4. oder 5. Meilen, wo man nemlich an de-
nen Grentzen wohnet vier biß fuͤnfferley unter-
ſchiedene Ordnungen in denen Gerichten; da-
her iſt es denn kommen, daß man auch gewiſſe
Advocaten zu denen Gerichten verpflichtet,
welche der Ordnungen kundig waͤren, die ein
Fremder nicht weiß, wenn er auch noch ſo ge-

ſchickt
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[742/0762] Wuͤrden nun hieruͤber die Hinterhaltungen der Wahrheit beſtrafft, wie auch die vexæ judicia- les, und mit denen Eydes-delationen und præ- ſtationen kurtze Arbeit gemacht, auch ſchleunige execution gethan, ſo kan es nicht fehlen, es muͤſte um die Juſtiz beſſer ſtehen als es ietzo lei- der! gethan iſt. Und es wuͤrde dem Publico ohngezweiffelt mehr zu tragen, und eine gute Policey gruͤnden und befoͤrdern, weil dieſelbe einig und allein auff denen beyden Grundſaͤtzen der Gottesfurcht und der Gerechtigkeit be- ruhet. §. 50. Die vielen Proceß-Ordnungen, haͤuffigen Commentarii und beſchriebenen Proceße muͤſſen nothwendig eine Confuſion und merckliche Verhinderung in der Juſtiz ab- geben. Und kan man an keinem Orte klagen, oder ſich und die Seinigen defendiren, wenn man ſich die Obſervanzen und Proceß-Ord- nungen deſſelben Judicii nicht bekandt gemacht. Nun aber ſind gar offt in einem kleinen diſtrict von 4. oder 5. Meilen, wo man nemlich an de- nen Grentzen wohnet vier biß fuͤnfferley unter- ſchiedene Ordnungen in denen Gerichten; da- her iſt es denn kommen, daß man auch gewiſſe Advocaten zu denen Gerichten verpflichtet, welche der Ordnungen kundig waͤren, die ein Fremder nicht weiß, wenn er auch noch ſo ge- ſchickt

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/762>, abgerufen am 22.11.2024.