der Beklagte auch Zeugen, müste man gleicher Gestalt verfahren, iedoch iederzeit also, daß sich niemand wegen einiger Ubereilung zu beschwe- ren Ursache hätte, deshalben denn auch den Partheyen, wenn sie etwas in Schrifften über- geben wolten, solches nicht abgeschlagen werden könte, iedoch müste der Richter an die sonst ge- wöhnlichen Termine und Fristen nicht gebun- den seyn, und im übrigen der gesunden Ver- nunfft und Billichkeit nach die Sache so schleu- nig entscheiden, als nur immer möglich. Allein so wird es vielmehr umgekehret, und die Proces- sus summarii werden insgemein zumahl in grossen und vornehmen Gerichten in ordinarios verwandelt. Jn den Aemtern und adelichen Gerichten, siehet man noch die meisten Exempel der summarischen Proceße. S. des Herrn Ludovici Einleitung zum Civil-Proceße p. 71.
§. 44. Es ist eine seltzame Sache, daß die Rechts-Lehrer einen Catalogum der summari- schen Proceße zu machen pflegen, da doch viel- mehr alle Proceße summarisch seyn solten, ausser wo die Umstände dieses nicht verstatten wolten. Warum hat man denn regard vor gewisse Per- sonen, daß man ihre Proceße beschleunigen und summarisch tractiren will, und nicht vor ande- re, da doch dem gemeinen Wesen eben so wohl daran gelegen, daß diese ihre Sachen auff die
Art
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der Beklagte auch Zeugen, muͤſte man gleicher Geſtalt verfahren, iedoch iederzeit alſo, daß ſich niemand wegen einiger Ubereilung zu beſchwe- ren Urſache haͤtte, deshalben denn auch den Partheyen, wenn ſie etwas in Schrifften uͤber- geben wolten, ſolches nicht abgeſchlagen werden koͤnte, iedoch muͤſte der Richter an die ſonſt ge- woͤhnlichen Termine und Friſten nicht gebun- den ſeyn, und im uͤbrigen der geſunden Ver- nunfft und Billichkeit nach die Sache ſo ſchleu- nig entſcheiden, als nur immer moͤglich. Allein ſo wird es vielmehr umgekehret, und die Proces- ſus ſummarii werden insgemein zumahl in groſſen und vornehmen Gerichten in ordinarios verwandelt. Jn den Aemtern und adelichen Gerichten, ſiehet man noch die meiſten Exempel der ſummariſchen Proceße. S. des Herrn Ludovici Einleitung zum Civil-Proceße p. 71.
§. 44. Es iſt eine ſeltzame Sache, daß die Rechts-Lehrer einen Catalogum der ſummari- ſchen Proceße zu machen pflegen, da doch viel- mehr alle Proceße ſummariſch ſeyn ſolten, auſſer wo die Umſtaͤnde dieſes nicht verſtatten wolten. Warum hat man denn regard vor gewiſſe Per- ſonen, daß man ihre Proceße beſchleunigen und ſummariſch tractiren will, und nicht vor ande- re, da doch dem gemeinen Weſen eben ſo wohl daran gelegen, daß dieſe ihre Sachen auff die
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der Beklagte auch Zeugen, muͤſte man gleicher
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niemand wegen einiger Ubereilung zu beſchwe-
ren Urſache haͤtte, deshalben denn auch den
Partheyen, wenn ſie etwas in Schrifften uͤber-
geben wolten, ſolches nicht abgeſchlagen werden
koͤnte, iedoch muͤſte der Richter an die ſonſt ge-
woͤhnlichen Termine und Friſten nicht gebun-
den ſeyn, und im uͤbrigen der geſunden Ver-
nunfft und Billichkeit nach die Sache ſo ſchleu-
nig entſcheiden, als nur immer moͤglich. Allein
ſo wird es vielmehr umgekehret, und die Proces-
ſus ſummarii werden insgemein zumahl in
groſſen und vornehmen Gerichten in ordinarios
verwandelt. Jn den Aemtern und adelichen
Gerichten, ſiehet man noch die meiſten Exempel
der ſummariſchen Proceße. S. des Herrn
Ludovici Einleitung zum Civil-Proceße p. 71.
§. 44. Es iſt eine ſeltzame Sache, daß die
Rechts-Lehrer einen Catalogum der ſummari-
ſchen Proceße zu machen pflegen, da doch viel-
mehr alle Proceße ſummariſch ſeyn ſolten, auſſer
wo die Umſtaͤnde dieſes nicht verſtatten wolten.
Warum hat man denn regard vor gewiſſe Per-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/757>, abgerufen am 22.11.2024.
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