Gottfried Worlef in seinem Discursu de ab- brevianda lite Part. 3. Cap. 2. pag. 272. Man solte die Clausul der Urthel: Und werden die Gerichts-Unkosten aus beweglichen Ursa- chen gegeneinander aufgehoben, mit Feuer ver- brennen. Es muß ja in judiciis contradicto- riis eine Parthey Recht, die andere Unrecht haben. Hat iemand Recht, so helffe man ihm zu seinem Recht vollkommentlich und un- gestümmelt. Hat er Unrecht, und will seine böse Sache mit Hilpers-Griffen durchtreiben, und denen Gerichten eine wächserne Nase dre- hen, so ist es doppelt Unrecht, und bringet die gegenwärtige Straffe mit sich. Es ist dieses Raisonement allerdings gegründet, und wäre zu wünschen, daß es von den Richtern und Ur- thelsfassern in Praxin gesetzt würde.
§. 23. Es solten die Richterlichen Perso- nen bey denen zur Eydes-Leistung angesetzten Terminen denen Personen, so einen Eyd able- gen sollen, zumahl denjenigen, so sie wegen Leichtsinnigkeit in Verdacht dißfalls haben, mit mehrerm Ernst nachdrücklichere Vorstellungen thun, denn so von den meisten zu geschehen pflegt. Jn vielen Gerichten haben die Richter ein ge- wisses Formular, darinnen die bey den Eydes- Leistungen vorkommende Solennitäten erklä- ret werden, so sie denen, die einen Eyd schweren
sollen,
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Gottfried Worlef in ſeinem Diſcurſu de ab- brevianda lite Part. 3. Cap. 2. pag. 272. Man ſolte die Clauſul der Urthel: Und werden die Gerichts-Unkoſten aus beweglichen Urſa- chen gegeneinander aufgehoben, mit Feuer ver- brennen. Es muß ja in judiciis contradicto- riis eine Parthey Recht, die andere Unrecht haben. Hat iemand Recht, ſo helffe man ihm zu ſeinem Recht vollkommentlich und un- geſtuͤmmelt. Hat er Unrecht, und will ſeine boͤſe Sache mit Hilpers-Griffen durchtreiben, und denen Gerichten eine waͤchſerne Naſe dre- hen, ſo iſt es doppelt Unrecht, und bringet die gegenwaͤrtige Straffe mit ſich. Es iſt dieſes Raiſonement allerdings gegruͤndet, und waͤre zu wuͤnſchen, daß es von den Richtern und Ur- thelsfaſſern in Praxin geſetzt wuͤrde.
§. 23. Es ſolten die Richterlichen Perſo- nen bey denen zur Eydes-Leiſtung angeſetzten Terminen denen Perſonen, ſo einen Eyd able- gen ſollen, zumahl denjenigen, ſo ſie wegen Leichtſinnigkeit in Verdacht dißfalls haben, mit mehrerm Ernſt nachdruͤcklichere Vorſtellungen thun, denn ſo von den meiſten zu geſchehen pflegt. Jn vielen Gerichten haben die Richter ein ge- wiſſes Formular, darinnen die bey den Eydes- Leiſtungen vorkommende Solennitaͤten erklaͤ- ret werden, ſo ſie denen, die einen Eyd ſchweren
ſollen,
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Gottfried Worlef in ſeinem Diſcurſu de ab-
brevianda lite Part. 3. Cap. 2. pag. 272.
Man ſolte die Clauſul der Urthel: Und werden
die Gerichts-Unkoſten aus beweglichen Urſa-
chen gegeneinander aufgehoben, mit Feuer ver-
brennen. Es muß ja in judiciis contradicto-
riis eine Parthey Recht, die andere Unrecht
haben. Hat iemand Recht, ſo helffe man
ihm zu ſeinem Recht vollkommentlich und un-
geſtuͤmmelt. Hat er Unrecht, und will ſeine
boͤſe Sache mit Hilpers-Griffen durchtreiben,
und denen Gerichten eine waͤchſerne Naſe dre-
hen, ſo iſt es doppelt Unrecht, und bringet die
gegenwaͤrtige Straffe mit ſich. Es iſt dieſes
Raiſonement allerdings gegruͤndet, und waͤre
zu wuͤnſchen, daß es von den Richtern und Ur-
thelsfaſſern in Praxin geſetzt wuͤrde.
§. 23. Es ſolten die Richterlichen Perſo-
nen bey denen zur Eydes-Leiſtung angeſetzten
Terminen denen Perſonen, ſo einen Eyd able-
gen ſollen, zumahl denjenigen, ſo ſie wegen
Leichtſinnigkeit in Verdacht dißfalls haben, mit
mehrerm Ernſt nachdruͤcklichere Vorſtellungen
thun, denn ſo von den meiſten zu geſchehen pflegt.
Jn vielen Gerichten haben die Richter ein ge-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/709>, abgerufen am 22.11.2024.
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