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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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sollen, vorlesen, an andern Orten sagen sie nach
ihrem eingeführten Schlendrian mit Kaltsin-
nigkeit etwas her, dadurch die Schwerenden
schlecht gerühret werden, und dieses thun sie
bey dem einen wie bey dem andern. Jch bin
gewiß versichert, daß viele von den gemeinen
Leuten Eyde abgelegt, und unterschiedene Vor-
stellungen von den Richtern dißfalls angehö-
ret, die dennoch den Nachdruck und wahren
Verstand, der bey den Eydes-Notulen gewöhn-
lichen Clausul, so wahr mir GOtt helffe, und
sein heiliges Wort, nicht einmahl verstehen,
und würde mancher, wenn der Richter mit
nachdrücklichen Expressionen und specialissi-
me
alle dasjenige Unglück, so ihm, wenn er ei-
nen falschen Eyd ablegte, bevorstünde, vorge-
stellt hätte, in sich geschlagen, und das Jura-
ment
nicht abgelegt haben. Jch könte hier-
bey allerhand wahre Historien, dadurch ich mei-
ne Meynung bestärckte, anführen, wenn ich
mich nicht der Kürtze befleißigen wolte. Jch
halte auch davor, daß es wohl gethan wäre,
wenn die Landes-Fürsten entweder überhaupt
die Eydes-Notulen specialiter einrichteten, und
das zeitliche und ewige Unglück, so sich die
Schwerenden, wenn sie einen Meyneyd begien-
gen, zuziehen würden, mehr determinirten,
oder doch den Richtern gewisse Formularien,

die



ſollen, vorleſen, an andern Orten ſagen ſie nach
ihrem eingefuͤhrten Schlendrian mit Kaltſin-
nigkeit etwas her, dadurch die Schwerenden
ſchlecht geruͤhret werden, und dieſes thun ſie
bey dem einen wie bey dem andern. Jch bin
gewiß verſichert, daß viele von den gemeinen
Leuten Eyde abgelegt, und unterſchiedene Vor-
ſtellungen von den Richtern dißfalls angehoͤ-
ret, die dennoch den Nachdruck und wahren
Verſtand, der bey den Eydes-Notulen gewoͤhn-
lichen Clauſul, ſo wahr mir GOtt helffe, und
ſein heiliges Wort, nicht einmahl verſtehen,
und wuͤrde mancher, wenn der Richter mit
nachdruͤcklichen Expreſſionen und ſpecialiſſi-
me
alle dasjenige Ungluͤck, ſo ihm, wenn er ei-
nen falſchen Eyd ablegte, bevorſtuͤnde, vorge-
ſtellt haͤtte, in ſich geſchlagen, und das Jura-
ment
nicht abgelegt haben. Jch koͤnte hier-
bey allerhand wahre Hiſtorien, dadurch ich mei-
ne Meynung beſtaͤrckte, anfuͤhren, wenn ich
mich nicht der Kuͤrtze befleißigen wolte. Jch
halte auch davor, daß es wohl gethan waͤre,
wenn die Landes-Fuͤrſten entweder uͤberhaupt
die Eydes-Notulen ſpecialiter einrichteten, und
das zeitliche und ewige Ungluͤck, ſo ſich die
Schwerenden, wenn ſie einen Meyneyd begien-
gen, zuziehen wuͤrden, mehr determinirten,
oder doch den Richtern gewiſſe Formularien,

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[690/0710] ſollen, vorleſen, an andern Orten ſagen ſie nach ihrem eingefuͤhrten Schlendrian mit Kaltſin- nigkeit etwas her, dadurch die Schwerenden ſchlecht geruͤhret werden, und dieſes thun ſie bey dem einen wie bey dem andern. Jch bin gewiß verſichert, daß viele von den gemeinen Leuten Eyde abgelegt, und unterſchiedene Vor- ſtellungen von den Richtern dißfalls angehoͤ- ret, die dennoch den Nachdruck und wahren Verſtand, der bey den Eydes-Notulen gewoͤhn- lichen Clauſul, ſo wahr mir GOtt helffe, und ſein heiliges Wort, nicht einmahl verſtehen, und wuͤrde mancher, wenn der Richter mit nachdruͤcklichen Expreſſionen und ſpecialiſſi- me alle dasjenige Ungluͤck, ſo ihm, wenn er ei- nen falſchen Eyd ablegte, bevorſtuͤnde, vorge- ſtellt haͤtte, in ſich geſchlagen, und das Jura- ment nicht abgelegt haben. Jch koͤnte hier- bey allerhand wahre Hiſtorien, dadurch ich mei- ne Meynung beſtaͤrckte, anfuͤhren, wenn ich mich nicht der Kuͤrtze befleißigen wolte. Jch halte auch davor, daß es wohl gethan waͤre, wenn die Landes-Fuͤrſten entweder uͤberhaupt die Eydes-Notulen ſpecialiter einrichteten, und das zeitliche und ewige Ungluͤck, ſo ſich die Schwerenden, wenn ſie einen Meyneyd begien- gen, zuziehen wuͤrden, mehr determinirten, oder doch den Richtern gewiſſe Formularien, die

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/710>, abgerufen am 22.11.2024.