Feinde nicht, sondern thäte ihnen gutes, da man doch dieselben tödten solte, antwortete: Jch tödte ja auch meine Feinde, indem ich aus Feinden Freunde mache. (4.) Durch Gut- thätigkeit und Liberalität gegen wohl-meri- tirte Leute, absonderlich gegen das Armuth; Jedoch muß es cum judicio und mit gutem Bedacht geschehen, daß der Regent nicht libe- ral sey gegen solche, die es nicht wohl anwen- den, noch auch über sein Vermögen, damit die Casse, wenn sie auf solche Maße erschöpfft wor- den, nicht auf unrechtmäßige Art wieder sup- pliret werde.
§. 8. Damit die Landes-Fürsten die Liebe der Unterthanen desto besser menagiren mö- gen, so ist es wohl gethan, wenn sie dem Rath Aristotelis folgen, und bey Ertheilung der Ant- worten die frölichen und guten Bescheide selbst von sich geben, die sträflichen und abschlägigen aber ihre Diener proponiren lassen. Es gie- bet denen Unterthanen nicht allein eine doppel- te Consolation, sondern auch denen Fürsten ei- ne ungemeine Liebe, wenn jene nicht nur eine gnädige Resolution erhalten, sondern auch dieselbe aus ihres Landes-Fürsten hohen Mun- de selbst anzuhören gewürdiget werden. Hin- gegen ist es besser, wenn bey verdrießlichen Sa- chen der Haß auf andere gelegt und diese zum
Opf-
Feinde nicht, ſondern thaͤte ihnen gutes, da man doch dieſelben toͤdten ſolte, antwortete: Jch toͤdte ja auch meine Feinde, indem ich aus Feinden Freunde mache. (4.) Durch Gut- thaͤtigkeit und Liberalitaͤt gegen wohl-meri- tirte Leute, abſonderlich gegen das Armuth; Jedoch muß es cum judicio und mit gutem Bedacht geſchehen, daß der Regent nicht libe- ral ſey gegen ſolche, die es nicht wohl anwen- den, noch auch uͤber ſein Vermoͤgen, damit die Caſſe, wenn ſie auf ſolche Maße erſchoͤpfft wor- den, nicht auf unrechtmaͤßige Art wieder ſup- pliret werde.
§. 8. Damit die Landes-Fuͤrſten die Liebe der Unterthanen deſto beſſer menagiren moͤ- gen, ſo iſt es wohl gethan, wenn ſie dem Rath Ariſtotelis folgen, und bey Ertheilung der Ant- worten die froͤlichen und guten Beſcheide ſelbſt von ſich geben, die ſtraͤflichen und abſchlaͤgigen aber ihre Diener proponiren laſſen. Es gie- bet denen Unterthanen nicht allein eine doppel- te Conſolation, ſondern auch denen Fuͤrſten ei- ne ungemeine Liebe, wenn jene nicht nur eine gnaͤdige Reſolution erhalten, ſondern auch dieſelbe aus ihres Landes-Fuͤrſten hohen Mun- de ſelbſt anzuhoͤren gewuͤrdiget werden. Hin- gegen iſt es beſſer, wenn bey verdrießlichen Sa- chen der Haß auf andere gelegt und dieſe zum
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Feinde nicht, ſondern thaͤte ihnen gutes, da man
doch dieſelben toͤdten ſolte, antwortete: Jch
toͤdte ja auch meine Feinde, indem ich aus
Feinden Freunde mache. (4.) Durch Gut-
thaͤtigkeit und Liberalitaͤt gegen wohl-meri-
tirte Leute, abſonderlich gegen das Armuth;
Jedoch muß es cum judicio und mit gutem
Bedacht geſchehen, daß der Regent nicht libe-
ral ſey gegen ſolche, die es nicht wohl anwen-
den, noch auch uͤber ſein Vermoͤgen, damit die
Caſſe, wenn ſie auf ſolche Maße erſchoͤpfft wor-
den, nicht auf unrechtmaͤßige Art wieder ſup-
pliret werde.
§. 8. Damit die Landes-Fuͤrſten die Liebe
der Unterthanen deſto beſſer menagiren moͤ-
gen, ſo iſt es wohl gethan, wenn ſie dem Rath
Ariſtotelis folgen, und bey Ertheilung der Ant-
worten die froͤlichen und guten Beſcheide ſelbſt
von ſich geben, die ſtraͤflichen und abſchlaͤgigen
aber ihre Diener proponiren laſſen. Es gie-
bet denen Unterthanen nicht allein eine doppel-
te Conſolation, ſondern auch denen Fuͤrſten ei-
ne ungemeine Liebe, wenn jene nicht nur eine
gnaͤdige Reſolution erhalten, ſondern auch
dieſelbe aus ihres Landes-Fuͤrſten hohen Mun-
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gegen iſt es beſſer, wenn bey verdrießlichen Sa-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/62>, abgerufen am 22.11.2024.
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