Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



nun alle diese Bedencken eingeschicket worden,
könte man dieselben einem eintzigen Mann, wel-
cher nicht allein Geschicklichkeit, sondern auch
Aufrichtigkeit und einen uninteressirten Sinn
haben müste, zu durchlesen und nach deren An-
leitung ein verbessertes Gesetz-Buch zu conci-
pi
ren übergeben. Dieser müste solches mit
einem kurtzen, deutlichen und ordentlichen Vor-
trage zu Wercke richten, auch zum Dienst der
künfftigen Revisorum aller Orten, wo etwas
geändert worden sey, anmercken, ingleichen, da
es nöthig, die Raison der Aenderung beyfügen.

§. 11. Ob ich mich nun im übrigen ermeld-
tem Herrn Autori gar gern conformire, so
scheinet mir doch dieses einige Confusion zu er-
wecken, wenn man unterschiedenen Rechts-Ge-
lehrten besondere Bedencken von Verbesse-
rung des Justitz-Wesens verfertigen liesse.
Denn gleich wie es sonst heist: Viel Köpffe,
viel Sinne; Also würden auch unterschiedene
Rechts-Gelehrten in Verbesserung des Justitz-
Wesens unterschiedener Meynungen seyn, daß
ein Landes-Fürst nicht würde wissen, welchen
er folgen solte, und halte ich davor, daß es besser
wäre, wenn man gelehrten, aufrichtigen und
habilen Juristen gewisse Materien übergäbe,
darüber sie ihre Gedancken einschicken solten,
was entweder in den Römischen oder Landes-

Ge-



nun alle dieſe Bedencken eingeſchicket worden,
koͤnte man dieſelben einem eintzigen Mann, wel-
cher nicht allein Geſchicklichkeit, ſondern auch
Aufrichtigkeit und einen unintereſſirten Sinn
haben muͤſte, zu durchleſen und nach deren An-
leitung ein verbeſſertes Geſetz-Buch zu conci-
pi
ren uͤbergeben. Dieſer muͤſte ſolches mit
einem kurtzen, deutlichen und ordentlichen Vor-
trage zu Wercke richten, auch zum Dienſt der
kuͤnfftigen Reviſorum aller Orten, wo etwas
geaͤndert worden ſey, anmercken, ingleichen, da
es noͤthig, die Raiſon der Aenderung beyfuͤgen.

§. 11. Ob ich mich nun im uͤbrigen ermeld-
tem Herrn Autori gar gern conformire, ſo
ſcheinet mir doch dieſes einige Confuſion zu er-
wecken, wenn man unterſchiedenen Rechts-Ge-
lehrten beſondere Bedencken von Verbeſſe-
rung des Juſtitz-Weſens verfertigen lieſſe.
Denn gleich wie es ſonſt heiſt: Viel Koͤpffe,
viel Sinne; Alſo wuͤrden auch unterſchiedene
Rechts-Gelehrten in Verbeſſerung des Juſtitz-
Weſens unterſchiedener Meynungen ſeyn, daß
ein Landes-Fuͤrſt nicht wuͤrde wiſſen, welchen
er folgen ſolte, und halte ich davor, daß es beſſer
waͤre, wenn man gelehrten, aufrichtigen und
habilen Juriſten gewiſſe Materien uͤbergaͤbe,
daruͤber ſie ihre Gedancken einſchicken ſolten,
was entweder in den Roͤmiſchen oder Landes-

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0600" n="580"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> nun alle die&#x017F;e Bedencken einge&#x017F;chicket worden,<lb/>
ko&#x0364;nte man die&#x017F;elben einem eintzigen Mann, wel-<lb/>
cher nicht allein Ge&#x017F;chicklichkeit, &#x017F;ondern auch<lb/>
Aufrichtigkeit und einen un<hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;i</hi>rten Sinn<lb/>
haben mu&#x0364;&#x017F;te, zu durchle&#x017F;en und nach deren An-<lb/>
leitung ein verbe&#x017F;&#x017F;ertes Ge&#x017F;etz-Buch zu <hi rendition="#aq">conci-<lb/>
pi</hi>ren u&#x0364;bergeben. Die&#x017F;er mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;olches mit<lb/>
einem kurtzen, deutlichen und ordentlichen Vor-<lb/>
trage zu Wercke richten, auch zum Dien&#x017F;t der<lb/>
ku&#x0364;nfftigen <hi rendition="#aq">Revi&#x017F;orum</hi> aller Orten, wo etwas<lb/>
gea&#x0364;ndert worden &#x017F;ey, anmercken, ingleichen, da<lb/>
es no&#x0364;thig, die <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi> der Aenderung beyfu&#x0364;gen.</p><lb/>
        <p>§. 11. Ob ich mich nun im u&#x0364;brigen ermeld-<lb/>
tem Herrn <hi rendition="#aq">Autori</hi> gar gern <hi rendition="#aq">conformi</hi>re, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;cheinet mir doch die&#x017F;es einige <hi rendition="#aq">Confu&#x017F;ion</hi> zu er-<lb/>
wecken, wenn man unter&#x017F;chiedenen Rechts-Ge-<lb/>
lehrten be&#x017F;ondere Bedencken von Verbe&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung des Ju&#x017F;titz-We&#x017F;ens verfertigen lie&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Denn gleich wie es &#x017F;on&#x017F;t hei&#x017F;t: Viel Ko&#x0364;pffe,<lb/>
viel Sinne; Al&#x017F;o wu&#x0364;rden auch unter&#x017F;chiedene<lb/>
Rechts-Gelehrten in Verbe&#x017F;&#x017F;erung des Ju&#x017F;titz-<lb/>
We&#x017F;ens unter&#x017F;chiedener Meynungen &#x017F;eyn, daß<lb/>
ein Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;t nicht wu&#x0364;rde wi&#x017F;&#x017F;en, welchen<lb/>
er folgen &#x017F;olte, und halte ich davor, daß es be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
wa&#x0364;re, wenn man gelehrten, aufrichtigen und<lb/><hi rendition="#aq">habil</hi>en Juri&#x017F;ten gewi&#x017F;&#x017F;e Materien u&#x0364;berga&#x0364;be,<lb/>
daru&#x0364;ber &#x017F;ie ihre Gedancken ein&#x017F;chicken &#x017F;olten,<lb/>
was entweder in den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen oder Landes-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[580/0600] nun alle dieſe Bedencken eingeſchicket worden, koͤnte man dieſelben einem eintzigen Mann, wel- cher nicht allein Geſchicklichkeit, ſondern auch Aufrichtigkeit und einen unintereſſirten Sinn haben muͤſte, zu durchleſen und nach deren An- leitung ein verbeſſertes Geſetz-Buch zu conci- piren uͤbergeben. Dieſer muͤſte ſolches mit einem kurtzen, deutlichen und ordentlichen Vor- trage zu Wercke richten, auch zum Dienſt der kuͤnfftigen Reviſorum aller Orten, wo etwas geaͤndert worden ſey, anmercken, ingleichen, da es noͤthig, die Raiſon der Aenderung beyfuͤgen. §. 11. Ob ich mich nun im uͤbrigen ermeld- tem Herrn Autori gar gern conformire, ſo ſcheinet mir doch dieſes einige Confuſion zu er- wecken, wenn man unterſchiedenen Rechts-Ge- lehrten beſondere Bedencken von Verbeſſe- rung des Juſtitz-Weſens verfertigen lieſſe. Denn gleich wie es ſonſt heiſt: Viel Koͤpffe, viel Sinne; Alſo wuͤrden auch unterſchiedene Rechts-Gelehrten in Verbeſſerung des Juſtitz- Weſens unterſchiedener Meynungen ſeyn, daß ein Landes-Fuͤrſt nicht wuͤrde wiſſen, welchen er folgen ſolte, und halte ich davor, daß es beſſer waͤre, wenn man gelehrten, aufrichtigen und habilen Juriſten gewiſſe Materien uͤbergaͤbe, daruͤber ſie ihre Gedancken einſchicken ſolten, was entweder in den Roͤmiſchen oder Landes- Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/600
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/600>, abgerufen am 22.11.2024.