Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


Gesetzen von solchen Sachen abzuschaffen, zu
ändern und zu verbessern wäre, oder von wel-
chen Fällen uns auch noch besondere Decisio-
nes fehlten, oder welche Gesetze in einem und
andern einer Landes-Fürstlichen Erklärung be-
dürfften. Einem würden z. E. die Ehestands-
und Vormundschaffts-Materien, einem an-
dern die Testaments- und Erbschaffts-Sachen,
noch einem andern die Judicialia und Proces-
sualia aufgetragen. Es würde gewißlich ein
Mann in sehr langen Jahren nicht fertig wer-
den, alle die Fehler, die bey den Römischen und
Landes-Gesetzen vorkommen, anzumercken,
und was noch hier und da zu verbessern wäre,
auszuführen und vorzustellen, er müste sich denn
vor langer Zeit schon darauf praepariret und al-
les dasjenige, was er in seinem Amt oder Praxi
circa Prudentiam Legislatorum angemerckt,
aufgezeichnet haben. Kurtze generale Beden-
cken von Verbesserung des teutschen Justitz-
Wesens würden wenig oder nichts helffen,
denn der Jnhalt aller dieser Bedencken wäre
dieser, daß die alten unbrauchbaren Gesetze, sie
möchten nun Römische oder teutsche Verord-
nungen seyn, die sich auf den heutigen Zustand
der Provintzen nicht mehr schickten, abzuschaf-
fen, und auch diejenigen, die etwas unbilliges
und wider die gesunde Vernunfft lauffendes,

in
O o 3


Geſetzen von ſolchen Sachen abzuſchaffen, zu
aͤndern und zu verbeſſern waͤre, oder von wel-
chen Faͤllen uns auch noch beſondere Deciſio-
nes fehlten, oder welche Geſetze in einem und
andern einer Landes-Fuͤrſtlichen Erklaͤrung be-
duͤrfften. Einem wuͤrden z. E. die Eheſtands-
und Vormundſchaffts-Materien, einem an-
dern die Teſtaments- und Erbſchaffts-Sachen,
noch einem andern die Judicialia und Proces-
ſualia aufgetragen. Es wuͤrde gewißlich ein
Mann in ſehr langen Jahren nicht fertig wer-
den, alle die Fehler, die bey den Roͤmiſchen und
Landes-Geſetzen vorkommen, anzumercken,
und was noch hier und da zu verbeſſern waͤre,
auszufuͤhren und vorzuſtellen, er muͤſte ſich denn
vor langer Zeit ſchon darauf præpariret und al-
les dasjenige, was er in ſeinem Amt oder Praxi
circa Prudentiam Legislatorum angemerckt,
aufgezeichnet haben. Kurtze generale Beden-
cken von Verbeſſerung des teutſchen Juſtitz-
Weſens wuͤrden wenig oder nichts helffen,
denn der Jnhalt aller dieſer Bedencken waͤre
dieſer, daß die alten unbrauchbaren Geſetze, ſie
moͤchten nun Roͤmiſche oder teutſche Verord-
nungen ſeyn, die ſich auf den heutigen Zuſtand
der Provintzen nicht mehr ſchickten, abzuſchaf-
fen, und auch diejenigen, die etwas unbilliges
und wider die geſunde Vernunfft lauffendes,

in
O o 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0601" n="581"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Ge&#x017F;etzen von &#x017F;olchen Sachen abzu&#x017F;chaffen, zu<lb/>
a&#x0364;ndern und zu verbe&#x017F;&#x017F;ern wa&#x0364;re, oder von wel-<lb/>
chen Fa&#x0364;llen uns auch noch be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Deci&#x017F;io-<lb/>
nes</hi> fehlten, oder welche Ge&#x017F;etze in einem und<lb/>
andern einer Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Erkla&#x0364;rung be-<lb/>
du&#x0364;rfften. Einem wu&#x0364;rden z. E. die Ehe&#x017F;tands-<lb/>
und Vormund&#x017F;chaffts-Materien, einem an-<lb/>
dern die Te&#x017F;taments- und Erb&#x017F;chaffts-Sachen,<lb/>
noch einem andern die <hi rendition="#aq">Judicialia</hi> und <hi rendition="#aq">Proces-<lb/>
&#x017F;ualia</hi> aufgetragen. Es wu&#x0364;rde gewißlich ein<lb/>
Mann in &#x017F;ehr langen Jahren nicht fertig wer-<lb/>
den, alle die Fehler, die bey den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen und<lb/>
Landes-Ge&#x017F;etzen vorkommen, anzumercken,<lb/>
und was noch hier und da zu verbe&#x017F;&#x017F;ern wa&#x0364;re,<lb/>
auszufu&#x0364;hren und vorzu&#x017F;tellen, er mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich denn<lb/>
vor langer Zeit &#x017F;chon darauf <hi rendition="#aq">præpari</hi>ret und al-<lb/>
les dasjenige, was er in &#x017F;einem Amt oder <hi rendition="#aq">Praxi<lb/>
circa Prudentiam Legislatorum</hi> angemerckt,<lb/>
aufgezeichnet haben. Kurtze <hi rendition="#aq">generale</hi> Beden-<lb/>
cken von Verbe&#x017F;&#x017F;erung des teut&#x017F;chen Ju&#x017F;titz-<lb/>
We&#x017F;ens wu&#x0364;rden wenig oder nichts helffen,<lb/>
denn der Jnhalt aller die&#x017F;er Bedencken wa&#x0364;re<lb/>
die&#x017F;er, daß die alten unbrauchbaren Ge&#x017F;etze, &#x017F;ie<lb/>
mo&#x0364;chten nun Ro&#x0364;mi&#x017F;che oder teut&#x017F;che Verord-<lb/>
nungen &#x017F;eyn, die &#x017F;ich auf den heutigen Zu&#x017F;tand<lb/>
der Provintzen nicht mehr &#x017F;chickten, abzu&#x017F;chaf-<lb/>
fen, und auch diejenigen, die etwas unbilliges<lb/>
und wider die ge&#x017F;unde Vernunfft lauffendes,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 3</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[581/0601] Geſetzen von ſolchen Sachen abzuſchaffen, zu aͤndern und zu verbeſſern waͤre, oder von wel- chen Faͤllen uns auch noch beſondere Deciſio- nes fehlten, oder welche Geſetze in einem und andern einer Landes-Fuͤrſtlichen Erklaͤrung be- duͤrfften. Einem wuͤrden z. E. die Eheſtands- und Vormundſchaffts-Materien, einem an- dern die Teſtaments- und Erbſchaffts-Sachen, noch einem andern die Judicialia und Proces- ſualia aufgetragen. Es wuͤrde gewißlich ein Mann in ſehr langen Jahren nicht fertig wer- den, alle die Fehler, die bey den Roͤmiſchen und Landes-Geſetzen vorkommen, anzumercken, und was noch hier und da zu verbeſſern waͤre, auszufuͤhren und vorzuſtellen, er muͤſte ſich denn vor langer Zeit ſchon darauf præpariret und al- les dasjenige, was er in ſeinem Amt oder Praxi circa Prudentiam Legislatorum angemerckt, aufgezeichnet haben. Kurtze generale Beden- cken von Verbeſſerung des teutſchen Juſtitz- Weſens wuͤrden wenig oder nichts helffen, denn der Jnhalt aller dieſer Bedencken waͤre dieſer, daß die alten unbrauchbaren Geſetze, ſie moͤchten nun Roͤmiſche oder teutſche Verord- nungen ſeyn, die ſich auf den heutigen Zuſtand der Provintzen nicht mehr ſchickten, abzuſchaf- fen, und auch diejenigen, die etwas unbilliges und wider die geſunde Vernunfft lauffendes, in O o 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/601
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/601>, abgerufen am 01.07.2024.