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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Reichs-Abschiede, Landes-Constitutionum,
auch einiger Statutorum ansiehet, der unzehli-
gen und zum Theil unmäßigen Commenta-
ri
en, deren man doch zu gründlicher Wissen-
schafft der Rechte eine ziemliche Anzahl sich be-
kannt machen muß, zu geschweigen, so kan men
leicht ermessen, wie schwer die Erlernung und
wie verwirret die Praxis seyn müsse. Man
muß dem Platoni Beyfall geben, welcher sagt,
die Menge der Gesetze sey ein Zeichen eines ver-
derbten gemeinen Wesens, weil bey uns die
Bedeutung mit ermeldten Zeichen so genau
überein trifft. Daß aber unsere Gesetze gar
füglich auf eine unglaublich geringere Anzahl
gesetzt werden könten, würde sich gnugsam zei-
gen, wenn iemand sich die Mühe nehmen wolte,
eine Probe davon zu machen. Wenn man
nemlich aus den Voluminibus der einheimi-
schen und fremden Rechte erstlich die übel zu-
sammenhängenden und offtermahls gantz ge-
geneinander lauffenden Grund-Sätze, her-
nach die unzehligen und erschrecklichen verwirr-
te unnöthige Exceptionen der Regeln, ferner
diejenigen Dinge, welche heut zu Tage keinen
Nutzen haben, weiter die wunderlichen Subti-
li
täten, welche zu nichts als zu Vermehrung
der Chicanen taugen, und endlich die vielfälti-
gen Wiederhohlungen, da man zuweilen einerley

Sachen



Reichs-Abſchiede, Landes-Conſtitutionum,
auch einiger Statutorum anſiehet, der unzehli-
gen und zum Theil unmaͤßigen Commenta-
ri
en, deren man doch zu gruͤndlicher Wiſſen-
ſchafft der Rechte eine ziemliche Anzahl ſich be-
kannt machen muß, zu geſchweigen, ſo kan men
leicht ermeſſen, wie ſchwer die Erlernung und
wie verwirret die Praxis ſeyn muͤſſe. Man
muß dem Platoni Beyfall geben, welcher ſagt,
die Menge der Geſetze ſey ein Zeichen eines ver-
derbten gemeinen Weſens, weil bey uns die
Bedeutung mit ermeldten Zeichen ſo genau
uͤberein trifft. Daß aber unſere Geſetze gar
fuͤglich auf eine unglaublich geringere Anzahl
geſetzt werden koͤnten, wuͤrde ſich gnugſam zei-
gen, wenn iemand ſich die Muͤhe nehmen wolte,
eine Probe davon zu machen. Wenn man
nemlich aus den Voluminibus der einheimi-
ſchen und fremden Rechte erſtlich die uͤbel zu-
ſammenhaͤngenden und offtermahls gantz ge-
geneinander lauffenden Grund-Saͤtze, her-
nach die unzehligen und erſchrecklichen verwirr-
te unnoͤthige Exceptionen der Regeln, ferner
diejenigen Dinge, welche heut zu Tage keinen
Nutzen haben, weiter die wunderlichen Subti-
li
taͤten, welche zu nichts als zu Vermehrung
der Chicanen taugen, und endlich die vielfaͤlti-
gen Wiederhohlungen, da man zuweilen einerley

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[576/0596] Reichs-Abſchiede, Landes-Conſtitutionum, auch einiger Statutorum anſiehet, der unzehli- gen und zum Theil unmaͤßigen Commenta- rien, deren man doch zu gruͤndlicher Wiſſen- ſchafft der Rechte eine ziemliche Anzahl ſich be- kannt machen muß, zu geſchweigen, ſo kan men leicht ermeſſen, wie ſchwer die Erlernung und wie verwirret die Praxis ſeyn muͤſſe. Man muß dem Platoni Beyfall geben, welcher ſagt, die Menge der Geſetze ſey ein Zeichen eines ver- derbten gemeinen Weſens, weil bey uns die Bedeutung mit ermeldten Zeichen ſo genau uͤberein trifft. Daß aber unſere Geſetze gar fuͤglich auf eine unglaublich geringere Anzahl geſetzt werden koͤnten, wuͤrde ſich gnugſam zei- gen, wenn iemand ſich die Muͤhe nehmen wolte, eine Probe davon zu machen. Wenn man nemlich aus den Voluminibus der einheimi- ſchen und fremden Rechte erſtlich die uͤbel zu- ſammenhaͤngenden und offtermahls gantz ge- geneinander lauffenden Grund-Saͤtze, her- nach die unzehligen und erſchrecklichen verwirr- te unnoͤthige Exceptionen der Regeln, ferner diejenigen Dinge, welche heut zu Tage keinen Nutzen haben, weiter die wunderlichen Subti- litaͤten, welche zu nichts als zu Vermehrung der Chicanen taugen, und endlich die vielfaͤlti- gen Wiederhohlungen, da man zuweilen einerley Sachen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/596>, abgerufen am 22.11.2024.