Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Knechte mit einem Pferde von dem Gerichts-
Hause oder Urthels-Stätte an, über die Gas-
sen und Pflaster hin bis an die Gerichts-Statt
geschleiffet werden. 5.) Das Säcken, da man
die Missethäter oder Missethäterinnen in einen
Sack nähet, und hernach in den Strohm flies-
senden Wassers wirfft. Es werden insgemein in
den Sack noch mit hinein gesteckt eine Katze,
eine Schlange und ein Hahn, damit solche
Thiere in dem Wasser mit einander kämpfen
und dem Delinquenten desto mehr Furcht er-
wecken und ihre Straffe vergrössern mögen,
wiewohl diese Thiere heutiges Tages nur ge-
mahlet in den Sack gethan werden. 6.) Da
die Delinquenten lebendig verbrannt werden.
s. peinliche Halß-Gerichts-Ordnung Art. 107.
116. welche Straffe sonderlich den Mordbren-
nern zu wiederfahren pflegt.

§. 16. Jnsonderheit findet man auch in den
Römischen Rechten einige Straffen, welche
gewißlich allzuhart und nach dem Verbrechen
nicht wohl proportionirt sind. z. E. ist wohl
sehr scharff, daß man das Verbrechen der Ent-
führung, wenn ein lediger Mann eine ledige
Dirne, welche noch Eltern oder Vormünder
hat, dahin beredet, daß sie sich mit ihrem guten
Willen entführen last, mit dem Tode bestraf-
fet. Wir wollen den Fall setzen, es berede

einer



Knechte mit einem Pferde von dem Gerichts-
Hauſe oder Urthels-Staͤtte an, uͤber die Gaſ-
ſen und Pflaſter hin bis an die Gerichts-Statt
geſchleiffet werden. 5.) Das Saͤcken, da man
die Miſſethaͤter oder Miſſethaͤterinnen in einen
Sack naͤhet, und hernach in den Strohm flieſ-
ſenden Waſſers wirfft. Es werden insgemein in
den Sack noch mit hinein geſteckt eine Katze,
eine Schlange und ein Hahn, damit ſolche
Thiere in dem Waſſer mit einander kaͤmpfen
und dem Delinquenten deſto mehr Furcht er-
wecken und ihre Straffe vergroͤſſern moͤgen,
wiewohl dieſe Thiere heutiges Tages nur ge-
mahlet in den Sack gethan werden. 6.) Da
die Delinquenten lebendig verbrannt werden.
ſ. peinliche Halß-Gerichts-Ordnung Art. 107.
116. welche Straffe ſonderlich den Mordbren-
nern zu wiederfahren pflegt.

§. 16. Jnſonderheit findet man auch in den
Roͤmiſchen Rechten einige Straffen, welche
gewißlich allzuhart und nach dem Verbrechen
nicht wohl proportionirt ſind. z. E. iſt wohl
ſehr ſcharff, daß man das Verbrechen der Ent-
fuͤhrung, wenn ein lediger Mann eine ledige
Dirne, welche noch Eltern oder Vormuͤnder
hat, dahin beredet, daß ſie ſich mit ihrem guten
Willen entfuͤhren laſt, mit dem Tode beſtraf-
fet. Wir wollen den Fall ſetzen, es berede

einer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0552" n="532"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Knechte mit einem Pferde von dem Gerichts-<lb/>
Hau&#x017F;e oder Urthels-Sta&#x0364;tte an, u&#x0364;ber die Ga&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und Pfla&#x017F;ter hin bis an die Gerichts-Statt<lb/>
ge&#x017F;chleiffet werden. 5.) Das Sa&#x0364;cken, da man<lb/>
die Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;ter oder Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;terinnen in einen<lb/>
Sack na&#x0364;het, und hernach in den Strohm flie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enden Wa&#x017F;&#x017F;ers wirfft. Es werden insgemein in<lb/>
den Sack noch mit hinein ge&#x017F;teckt eine Katze,<lb/>
eine Schlange und ein Hahn, damit &#x017F;olche<lb/>
Thiere in dem Wa&#x017F;&#x017F;er mit einander ka&#x0364;mpfen<lb/>
und dem <hi rendition="#aq">Delinquent</hi>en de&#x017F;to mehr Furcht er-<lb/>
wecken und ihre Straffe vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern mo&#x0364;gen,<lb/>
wiewohl die&#x017F;e Thiere heutiges Tages nur ge-<lb/>
mahlet in den Sack gethan werden. 6.) Da<lb/>
die <hi rendition="#aq">Delinquent</hi>en lebendig verbrannt werden.<lb/>
&#x017F;. peinliche Halß-Gerichts-Ordnung <hi rendition="#aq">Art.</hi> 107.<lb/>
116. welche Straffe &#x017F;onderlich den Mordbren-<lb/>
nern zu wiederfahren pflegt.</p><lb/>
        <p>§. 16. Jn&#x017F;onderheit findet man auch in den<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechten einige Straffen, welche<lb/>
gewißlich allzuhart und nach dem Verbrechen<lb/>
nicht wohl <hi rendition="#aq">proportionirt</hi> &#x017F;ind. z. E. i&#x017F;t wohl<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;charff, daß man das Verbrechen der Ent-<lb/>
fu&#x0364;hrung, wenn ein lediger Mann eine ledige<lb/>
Dirne, welche noch Eltern oder Vormu&#x0364;nder<lb/>
hat, dahin beredet, daß &#x017F;ie &#x017F;ich mit ihrem guten<lb/>
Willen entfu&#x0364;hren la&#x017F;t, mit dem Tode be&#x017F;traf-<lb/>
fet. Wir wollen den Fall &#x017F;etzen, es berede<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[532/0552] Knechte mit einem Pferde von dem Gerichts- Hauſe oder Urthels-Staͤtte an, uͤber die Gaſ- ſen und Pflaſter hin bis an die Gerichts-Statt geſchleiffet werden. 5.) Das Saͤcken, da man die Miſſethaͤter oder Miſſethaͤterinnen in einen Sack naͤhet, und hernach in den Strohm flieſ- ſenden Waſſers wirfft. Es werden insgemein in den Sack noch mit hinein geſteckt eine Katze, eine Schlange und ein Hahn, damit ſolche Thiere in dem Waſſer mit einander kaͤmpfen und dem Delinquenten deſto mehr Furcht er- wecken und ihre Straffe vergroͤſſern moͤgen, wiewohl dieſe Thiere heutiges Tages nur ge- mahlet in den Sack gethan werden. 6.) Da die Delinquenten lebendig verbrannt werden. ſ. peinliche Halß-Gerichts-Ordnung Art. 107. 116. welche Straffe ſonderlich den Mordbren- nern zu wiederfahren pflegt. §. 16. Jnſonderheit findet man auch in den Roͤmiſchen Rechten einige Straffen, welche gewißlich allzuhart und nach dem Verbrechen nicht wohl proportionirt ſind. z. E. iſt wohl ſehr ſcharff, daß man das Verbrechen der Ent- fuͤhrung, wenn ein lediger Mann eine ledige Dirne, welche noch Eltern oder Vormuͤnder hat, dahin beredet, daß ſie ſich mit ihrem guten Willen entfuͤhren laſt, mit dem Tode beſtraf- fet. Wir wollen den Fall ſetzen, es berede einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/552
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/552>, abgerufen am 22.11.2024.