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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Schwärmer mit ein, sie sind perfecte Plau-
derer, imperfecte Wandeler und solche Kir-
chen-Lichter, die bey ihrem Scheine einen sehr
heßlichen Gestanck verursachen. Wer von
diesem allen eine mehrere Erläuterung und
Beweiß wissen will, mag das Pantheon Ana-
baptistarum,
Fischers Anti-Pietistische Mo-
nate, Schelvvigs Synopsin controversiarum
sub Pietatis Praetextu motarum,
den Pieti-
stischen Catechismum, der neuen Pietisten Un-
fug, und diejenigen Schrifften, die in dem vor-
trefflichen Wercke der Unschuldigen Nachrich-
ten, so man in Sachsen verfertiget, von dieser
Materie angeführet werden, nachschlagen, und
wird ein ieder finden, daß ich nicht zu viel ge-
sagt.

§. 16. Von den tummen und thörichten
Pietisten will ich nicht viel Worte machen.
Denn es erkennet ein ieder so wohl, daß weil
sie allen Gottesdienst über den Hauffen kehren
und in allen Stücken wider GOtt und sein
Wort handeln, die Obrigkeit lästern, aller-
hand Boßheit verüben und alle Unordnung
einführen wollen, durch den Festungs-Bau,
Zucht-Häuser, Peitschen und Ruthen bekehret
und auf andere Gedancken gebracht werden
solten. Die subtilen und groben Pietisten
wollen zwar mit diesen Leuten öffentlich keine

Ge-



Schwaͤrmer mit ein, ſie ſind perfecte Plau-
derer, imperfecte Wandeler und ſolche Kir-
chen-Lichter, die bey ihrem Scheine einen ſehr
heßlichen Geſtanck verurſachen. Wer von
dieſem allen eine mehrere Erlaͤuterung und
Beweiß wiſſen will, mag das Pantheon Ana-
baptiſtarum,
Fiſchers Anti-Pietiſtiſche Mo-
nate, Schelvvigs Synopſin controverſiarum
ſub Pietatis Prætextu motarum,
den Pieti-
ſtiſchen Catechiſmum, der neuen Pietiſten Un-
fug, und diejenigen Schrifften, die in dem vor-
trefflichen Wercke der Unſchuldigen Nachrich-
ten, ſo man in Sachſen verfertiget, von dieſer
Materie angefuͤhret werden, nachſchlagen, und
wird ein ieder finden, daß ich nicht zu viel ge-
ſagt.

§. 16. Von den tummen und thoͤrichten
Pietiſten will ich nicht viel Worte machen.
Denn es erkennet ein ieder ſo wohl, daß weil
ſie allen Gottesdienſt uͤber den Hauffen kehren
und in allen Stuͤcken wider GOtt und ſein
Wort handeln, die Obrigkeit laͤſtern, aller-
hand Boßheit veruͤben und alle Unordnung
einfuͤhren wollen, durch den Feſtungs-Bau,
Zucht-Haͤuſer, Peitſchen und Ruthen bekehret
und auf andere Gedancken gebracht werden
ſolten. Die ſubtilen und groben Pietiſten
wollen zwar mit dieſen Leuten oͤffentlich keine

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[348/0368] Schwaͤrmer mit ein, ſie ſind perfecte Plau- derer, imperfecte Wandeler und ſolche Kir- chen-Lichter, die bey ihrem Scheine einen ſehr heßlichen Geſtanck verurſachen. Wer von dieſem allen eine mehrere Erlaͤuterung und Beweiß wiſſen will, mag das Pantheon Ana- baptiſtarum, Fiſchers Anti-Pietiſtiſche Mo- nate, Schelvvigs Synopſin controverſiarum ſub Pietatis Prætextu motarum, den Pieti- ſtiſchen Catechiſmum, der neuen Pietiſten Un- fug, und diejenigen Schrifften, die in dem vor- trefflichen Wercke der Unſchuldigen Nachrich- ten, ſo man in Sachſen verfertiget, von dieſer Materie angefuͤhret werden, nachſchlagen, und wird ein ieder finden, daß ich nicht zu viel ge- ſagt. §. 16. Von den tummen und thoͤrichten Pietiſten will ich nicht viel Worte machen. Denn es erkennet ein ieder ſo wohl, daß weil ſie allen Gottesdienſt uͤber den Hauffen kehren und in allen Stuͤcken wider GOtt und ſein Wort handeln, die Obrigkeit laͤſtern, aller- hand Boßheit veruͤben und alle Unordnung einfuͤhren wollen, durch den Feſtungs-Bau, Zucht-Haͤuſer, Peitſchen und Ruthen bekehret und auf andere Gedancken gebracht werden ſolten. Die ſubtilen und groben Pietiſten wollen zwar mit dieſen Leuten oͤffentlich keine Ge-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/368>, abgerufen am 22.11.2024.