Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



sus geschmähet und gelästert wird, bey harter
und schwerer Straffe verbieten.

§. 38. Unter andern Lastern und bösen
Dingen, die heutigs Tags in der Republic eine
gedrungen, ist sonder Zweifel der Indifferen-
tismus
mit einer unter den vornehmsten, da un-
terschiedene, die sich düncken klüger zu seyn denn
andere Leute, vorgebende, man könte in allen
Religionen seelig werden. Das Haupt-Werck
käme darauf an, daß man GOtt und seinen
Nächsten liebte; Die meisten Religions-Con-
troversi
en wären Pfaffen Gezäncke, so von kei-
ner Wichtigkeit wären, u. s. w. Er wird aber
durch solche Reden viel böses in der Republic
gestifftet. Denn es wird hierdurch den Leu-
ten eine Erbitterung gegen die Priester und
Verkleinerung des Predigt-Amts beygebracht,
die Verordnungen der Landes-Herrn in geistl.
und Kirchen-Sachen werden hierdurch bas
tracti
ret; Die heil. Schrifft nach den wun-
derlichen Capricen der Leute ausgeleget und
mit einem Worte eine Total-Confusion in
Kirchen-Sachen zuwege gebracht. Diesem-
nach solten die Landes-Herrschafften billig sol-
che Leute, die die Religion nur zu einem Deck-
Mantel ihres Interesse machen, wenn sie sich
dergleichen Reden in Conversation, so, daß
andere hierdurch geärgert würden, verlauten

lies-
T 2



ſus geſchmaͤhet und gelaͤſtert wird, bey harter
und ſchwerer Straffe verbieten.

§. 38. Unter andern Laſtern und boͤſen
Dingen, die heutigs Tags in der Republic eine
gedrungen, iſt ſonder Zweifel der Indifferen-
tiſmus
mit einer unter den vornehmſten, da un-
terſchiedene, die ſich duͤncken kluͤger zu ſeyn denn
andere Leute, vorgebende, man koͤnte in allen
Religionen ſeelig werden. Das Haupt-Werck
kaͤme darauf an, daß man GOtt und ſeinen
Naͤchſten liebte; Die meiſten Religions-Con-
troverſi
en waͤren Pfaffen Gezaͤncke, ſo von kei-
ner Wichtigkeit waͤren, u. ſ. w. Er wird aber
durch ſolche Reden viel boͤſes in der Republic
geſtifftet. Denn es wird hierdurch den Leu-
ten eine Erbitterung gegen die Prieſter und
Verkleinerung des Predigt-Amts beygebracht,
die Verordnungen der Landes-Herrn in geiſtl.
und Kirchen-Sachen werden hierdurch bas
tracti
ret; Die heil. Schrifft nach den wun-
derlichen Capricen der Leute ausgeleget und
mit einem Worte eine Total-Confuſion in
Kirchen-Sachen zuwege gebracht. Dieſem-
nach ſolten die Landes-Herrſchafften billig ſol-
che Leute, die die Religion nur zu einem Deck-
Mantel ihres Intereſſe machen, wenn ſie ſich
dergleichen Reden in Converſation, ſo, daß
andere hierdurch geaͤrgert wuͤrden, verlauten

lieſ-
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0311" n="291"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;us ge&#x017F;chma&#x0364;het und gela&#x0364;&#x017F;tert wird, bey harter<lb/>
und &#x017F;chwerer Straffe verbieten.</p><lb/>
        <p>§. 38. Unter andern La&#x017F;tern und bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Dingen, die heutigs Tags in der <hi rendition="#aq">Republic</hi> eine<lb/>
gedrungen, i&#x017F;t &#x017F;onder Zweifel der <hi rendition="#aq">Indifferen-<lb/>
ti&#x017F;mus</hi> mit einer unter den vornehm&#x017F;ten, da un-<lb/>
ter&#x017F;chiedene, die &#x017F;ich du&#x0364;ncken klu&#x0364;ger zu &#x017F;eyn denn<lb/>
andere Leute, vorgebende, man ko&#x0364;nte in allen<lb/>
Religionen &#x017F;eelig werden. Das Haupt-Werck<lb/>
ka&#x0364;me darauf an, daß man GOtt und &#x017F;einen<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten liebte; Die mei&#x017F;ten Religions-<hi rendition="#aq">Con-<lb/>
trover&#x017F;i</hi>en wa&#x0364;ren Pfaffen Geza&#x0364;ncke, &#x017F;o von kei-<lb/>
ner Wichtigkeit wa&#x0364;ren, u. &#x017F;. w. Er wird aber<lb/>
durch &#x017F;olche Reden viel bo&#x0364;&#x017F;es in der <hi rendition="#aq">Republic</hi><lb/>
ge&#x017F;tifftet. Denn es wird hierdurch den Leu-<lb/>
ten eine Erbitterung gegen die Prie&#x017F;ter und<lb/>
Verkleinerung des Predigt-Amts beygebracht,<lb/>
die Verordnungen der Landes-Herrn in gei&#x017F;tl.<lb/>
und Kirchen-Sachen werden hierdurch <hi rendition="#aq">bas<lb/>
tracti</hi>ret; Die heil. Schrifft nach den wun-<lb/>
derlichen <hi rendition="#aq">Capric</hi>en der Leute ausgeleget und<lb/>
mit einem Worte eine <hi rendition="#aq">Total-Confu&#x017F;ion</hi> in<lb/>
Kirchen-Sachen zuwege gebracht. Die&#x017F;em-<lb/>
nach &#x017F;olten die Landes-Herr&#x017F;chafften billig &#x017F;ol-<lb/>
che Leute, die die Religion nur zu einem Deck-<lb/>
Mantel ihres <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> machen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
dergleichen Reden in <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation,</hi> &#x017F;o, daß<lb/>
andere hierdurch gea&#x0364;rgert wu&#x0364;rden, verlauten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">lie&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0311] ſus geſchmaͤhet und gelaͤſtert wird, bey harter und ſchwerer Straffe verbieten. §. 38. Unter andern Laſtern und boͤſen Dingen, die heutigs Tags in der Republic eine gedrungen, iſt ſonder Zweifel der Indifferen- tiſmus mit einer unter den vornehmſten, da un- terſchiedene, die ſich duͤncken kluͤger zu ſeyn denn andere Leute, vorgebende, man koͤnte in allen Religionen ſeelig werden. Das Haupt-Werck kaͤme darauf an, daß man GOtt und ſeinen Naͤchſten liebte; Die meiſten Religions-Con- troverſien waͤren Pfaffen Gezaͤncke, ſo von kei- ner Wichtigkeit waͤren, u. ſ. w. Er wird aber durch ſolche Reden viel boͤſes in der Republic geſtifftet. Denn es wird hierdurch den Leu- ten eine Erbitterung gegen die Prieſter und Verkleinerung des Predigt-Amts beygebracht, die Verordnungen der Landes-Herrn in geiſtl. und Kirchen-Sachen werden hierdurch bas tractiret; Die heil. Schrifft nach den wun- derlichen Capricen der Leute ausgeleget und mit einem Worte eine Total-Confuſion in Kirchen-Sachen zuwege gebracht. Dieſem- nach ſolten die Landes-Herrſchafften billig ſol- che Leute, die die Religion nur zu einem Deck- Mantel ihres Intereſſe machen, wenn ſie ſich dergleichen Reden in Converſation, ſo, daß andere hierdurch geaͤrgert wuͤrden, verlauten lieſ- T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/311
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/311>, abgerufen am 24.11.2024.