orientalium anbefohlen werden, mit den Ju- den und sonderlich den Rabbinen fleißige Col- loquia zu halten, die Bücher, darinnen die Jrr- thümer der Juden und deren gründliche Wie- derlegung enthalten, bekant machen zu lassen. Man solte auch denen bekehrten Juden Gele- genheit zeigen, sich ehrlich unter den Christen zu nehren und fortzubringen, damit sie nicht nö- thig hätten, den Bettelstab zu ergreiffen. Nun- will ich zwar denjenigen nicht Beyfall geben, die vor eine ausgemachte und unumstößige Wahr- heit ausgeben, daß eine allgemeine Juden-Be- kehrung zu hoffen sey; Wiewohl ich nicht läug- nen kan, daß der gesunden Vernunfft nach, wenn ich auch von den Schriff-Stellen, daraus et- wan eine Juden-Bekehrung erhärtet werden könte, abstrahire, mir ziemlicher massen proba- bel vor kömmt, daß eine grosse Anzahl der Jü- den bekehret werden dürffte. Denn wenn sie dereinst sehen werden, daß sie so viel Secula durch auf ihren Meßiam vergebens gehoffet und er sich nicht einstellen will, so glaub ich, daß ihnen die Zeit, weiter zu hoffen, endlich zu lang währen wird, und ihrer gar viel sich resolviren werden, die Christliche Religion zu ergreiffen. Jm übrigen thun die Landes-Fürsten sehr wohl, daß sie ihnen diejenigen Gebets-Formuln, darinnen unser liebster Heyland Christus JE-
sus
orientalium anbefohlen werden, mit den Ju- den und ſonderlich den Rabbinen fleißige Col- loquia zu halten, die Buͤcher, darinnen die Jrr- thuͤmer der Juden und deren gruͤndliche Wie- derlegung enthalten, bekant machen zu laſſen. Man ſolte auch denen bekehrten Juden Gele- genheit zeigen, ſich ehrlich unter den Chriſten zu nehren und fortzubringen, damit ſie nicht noͤ- thig haͤtten, den Bettelſtab zu ergreiffen. Nun- will ich zwar denjenigen nicht Beyfall geben, die vor eine ausgemachte und unumſtoͤßige Wahr- heit ausgeben, daß eine allgemeine Juden-Be- kehrung zu hoffen ſey; Wiewohl ich nicht laͤug- nen kan, daß der geſunden Vernunfft nach, weñ ich auch von den Schriff-Stellen, daraus et- wan eine Juden-Bekehrung erhaͤrtet werden koͤnte, abſtrahire, mir ziemlicher maſſen proba- bel vor koͤmmt, daß eine groſſe Anzahl der Juͤ- den bekehret werden duͤrffte. Denn wenn ſie dereinſt ſehen werden, daß ſie ſo viel Secula durch auf ihren Meßiam vergebens gehoffet und er ſich nicht einſtellen will, ſo glaub ich, daß ihnen die Zeit, weiter zu hoffen, endlich zu lang waͤhren wird, und ihrer gar viel ſich reſolviren werden, die Chriſtliche Religion zu ergreiffen. Jm uͤbrigen thun die Landes-Fuͤrſten ſehr wohl, daß ſie ihnen diejenigen Gebets-Formuln, darinnen unſer liebſter Heyland Chriſtus JE-
ſus
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orientalium anbefohlen werden, mit den Ju-
den und ſonderlich den Rabbinen fleißige Col-
loquia zu halten, die Buͤcher, darinnen die Jrr-
thuͤmer der Juden und deren gruͤndliche Wie-
derlegung enthalten, bekant machen zu laſſen.
Man ſolte auch denen bekehrten Juden Gele-
genheit zeigen, ſich ehrlich unter den Chriſten
zu nehren und fortzubringen, damit ſie nicht noͤ-
thig haͤtten, den Bettelſtab zu ergreiffen. Nun-
will ich zwar denjenigen nicht Beyfall geben, die
vor eine ausgemachte und unumſtoͤßige Wahr-
heit ausgeben, daß eine allgemeine Juden-Be-
kehrung zu hoffen ſey; Wiewohl ich nicht laͤug-
nen kan, daß der geſunden Vernunfft nach, weñ
ich auch von den Schriff-Stellen, daraus et-
wan eine Juden-Bekehrung erhaͤrtet werden
koͤnte, abſtrahire, mir ziemlicher maſſen proba-
bel vor koͤmmt, daß eine groſſe Anzahl der Juͤ-
den bekehret werden duͤrffte. Denn wenn ſie
dereinſt ſehen werden, daß ſie ſo viel Secula
durch auf ihren Meßiam vergebens gehoffet
und er ſich nicht einſtellen will, ſo glaub ich, daß
ihnen die Zeit, weiter zu hoffen, endlich zu lang
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/310>, abgerufen am 24.11.2024.
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