Heyden sich als Missionarien gebrauchen lies- sen. Man müste aber auch ihnen, was zu ei- ner solchen Reise nöthig wäre, mit auf den Weg geben. Es wäre auch dahin zu schen, daß recht gläubige, tugendhaffte und behertzte Leute hierzu ausgesucht würden, die reine Lehre und heiliges Leben mit einander vereinigten, da- mit weder die Heyden durch üppiges Leben der Christen geärgert, noch ihnen falsche Fanati- sche, Pietistische und irrgläubige Principia in den Kopff gesetzt würden.
§. 37. Dieses, was ich von der Bekehrung der Heyden gesagt, ist ebenmäßig auch auf die Bekehrung der Juden zu appliciren. Es könten Christliche Potentaten dergleichen Be- kehrung, wenn rechte Mühe angewendet wür- de, mit befördern helffen; Sie könten den Jü- den anbefehlen, daß sie zu gewissen Zeiten den Predigten der Christen zu hören müsten, wel- ches vor koinen Gewissens-Zwang zu halten, und vielleicht würde bey manchen der Heil. Geist bey Anhörung des Göttlichen Worts würcken, daß es einen guten Nutzen bey ihnen schaffen würde. Sie könten den Juden-Kindern ge- biethen, daß sie zu manchen Stunden des Ta- ges in die Christen Schulen gehen müsten, und daselbst in dem Christenthum unterrichtet wür- den. Es solte den Professoribus Lingvarum
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Heyden ſich als Miſſionarien gebrauchen lieſ- ſen. Man muͤſte aber auch ihnen, was zu ei- ner ſolchen Reiſe noͤthig waͤre, mit auf den Weg geben. Es waͤre auch dahin zu ſchen, daß recht glaͤubige, tugendhaffte und behertzte Leute hierzu ausgeſucht wuͤrden, die reine Lehre und heiliges Leben mit einander vereinigten, da- mit weder die Heyden durch uͤppiges Leben der Chriſten geaͤrgert, noch ihnen falſche Fanati- ſche, Pietiſtiſche und irrglaͤubige Principia in den Kopff geſetzt wuͤrden.
§. 37. Dieſes, was ich von der Bekehrung der Heyden geſagt, iſt ebenmaͤßig auch auf die Bekehrung der Juden zu appliciren. Es koͤnten Chriſtliche Potentaten dergleichen Be- kehrung, wenn rechte Muͤhe angewendet wuͤr- de, mit befoͤrdern helffen; Sie koͤnten den Juͤ- den anbefehlen, daß ſie zu gewiſſen Zeiten den Predigten der Chriſten zu hoͤren muͤſten, wel- ches vor koinen Gewiſſens-Zwang zu halten, und vielleicht wuͤrde bey manchen der Heil. Geiſt bey Anhoͤrung des Goͤttlichen Worts wuͤrcken, daß es einen guten Nutzen bey ihnen ſchaffen wuͤrde. Sie koͤnten den Juden-Kindern ge- biethen, daß ſie zu manchen Stunden des Ta- ges in die Chriſten Schulen gehen muͤſten, und daſelbſt in dem Chriſtenthum unterrichtet wuͤr- den. Es ſolte den Profeſſoribus Lingvarum
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Heyden ſich als Miſſionarien gebrauchen lieſ-
ſen. Man muͤſte aber auch ihnen, was zu ei-
ner ſolchen Reiſe noͤthig waͤre, mit auf den
Weg geben. Es waͤre auch dahin zu ſchen,
daß recht glaͤubige, tugendhaffte und behertzte
Leute hierzu ausgeſucht wuͤrden, die reine Lehre
und heiliges Leben mit einander vereinigten, da-
mit weder die Heyden durch uͤppiges Leben der
Chriſten geaͤrgert, noch ihnen falſche Fanati-
ſche, Pietiſtiſche und irrglaͤubige Principia in
den Kopff geſetzt wuͤrden.
§. 37. Dieſes, was ich von der Bekehrung
der Heyden geſagt, iſt ebenmaͤßig auch auf die
Bekehrung der Juden zu appliciren. Es
koͤnten Chriſtliche Potentaten dergleichen Be-
kehrung, wenn rechte Muͤhe angewendet wuͤr-
de, mit befoͤrdern helffen; Sie koͤnten den Juͤ-
den anbefehlen, daß ſie zu gewiſſen Zeiten den
Predigten der Chriſten zu hoͤren muͤſten, wel-
ches vor koinen Gewiſſens-Zwang zu halten,
und vielleicht wuͤrde bey manchen der Heil. Geiſt
bey Anhoͤrung des Goͤttlichen Worts wuͤrcken,
daß es einen guten Nutzen bey ihnen ſchaffen
wuͤrde. Sie koͤnten den Juden-Kindern ge-
biethen, daß ſie zu manchen Stunden des Ta-
ges in die Chriſten Schulen gehen muͤſten, und
daſelbſt in dem Chriſtenthum unterrichtet wuͤr-
den. Es ſolte den Profeſſoribus Lingvarum
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 286[289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/309>, abgerufen am 25.11.2024.
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