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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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§. 5. Jst aber bey dergleichen Reichen ein
König ohne Descendenten, so succediren die
Brüder und Schwestern, oder in deren Er-
mangelung, wie ein iedweder dem letztverstor-
benen an der Verwandschafft am nächsten ist,
iedoch der Praerogativ des Alters und Ge-
schlechts unbeschadet. Endlich wird auch die
Succession auf die nächsten Anverwandten des
letzten Successoris verfallen, die dem ersten Ur-
heber des Reichs mit Bluts-Freundschafft
gantz und gar nicht verwand sind, und dieses
nicht nur durch den ausdrücklichen Willen des
Verstorbenen, sondern auch wenn dergleichen
Art zu succediren in Ansehung der Privat-
Erbschafften in dem selbigen Lande eingeführet
ist. Und demnach wenn der Landes-Herr
durch ausdrückliche Verordnung nicht davon
abgehet, so glaubet man auch, daß er denselben
in Ansehung seiner Succession beliebet habe.

§. 6. Jn denjenigen Reichen, in welchen
die Regierung durch freye Willkühr des
Volcks constituiret worden, dependiret das
gantze Successions-Werck von dem Willen
des Volckes. Wenn es aber auf den König
nicht nur die Landesherrliche Herrschafft, son-
dern auch das Recht wegen Bestellung eines
Successoris ausdrücklich conferiret hat, so
kömmt derjenige dran, den er zu seinem Folger

im


§. 5. Jſt aber bey dergleichen Reichen ein
Koͤnig ohne Deſcendenten, ſo ſuccediren die
Bruͤder und Schweſtern, oder in deren Er-
mangelung, wie ein iedweder dem letztverſtor-
benen an der Verwandſchafft am naͤchſten iſt,
iedoch der Prærogativ des Alters und Ge-
ſchlechts unbeſchadet. Endlich wird auch die
Succesſion auf die naͤchſten Anverwandten des
letzten Succeſſoris verfallen, die dem erſten Ur-
heber des Reichs mit Bluts-Freundſchafft
gantz und gar nicht verwand ſind, und dieſes
nicht nur durch den ausdruͤcklichen Willen des
Verſtorbenen, ſondern auch wenn dergleichen
Art zu ſuccediren in Anſehung der Privat-
Erbſchafften in dem ſelbigen Lande eingefuͤhret
iſt. Und demnach wenn der Landes-Herr
durch ausdruͤckliche Verordnung nicht davon
abgehet, ſo glaubet man auch, daß er denſelben
in Anſehung ſeiner Succesſion beliebet habe.

§. 6. Jn denjenigen Reichen, in welchen
die Regierung durch freye Willkuͤhr des
Volcks conſtituiret worden, dependiret das
gantze Succesſions-Werck von dem Willen
des Volckes. Wenn es aber auf den Koͤnig
nicht nur die Landesherrliche Herrſchafft, ſon-
dern auch das Recht wegen Beſtellung eines
Succeſſoris ausdruͤcklich conferiret hat, ſo
koͤmmt derjenige dran, den er zu ſeinem Folger

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[208/0228] §. 5. Jſt aber bey dergleichen Reichen ein Koͤnig ohne Deſcendenten, ſo ſuccediren die Bruͤder und Schweſtern, oder in deren Er- mangelung, wie ein iedweder dem letztverſtor- benen an der Verwandſchafft am naͤchſten iſt, iedoch der Prærogativ des Alters und Ge- ſchlechts unbeſchadet. Endlich wird auch die Succesſion auf die naͤchſten Anverwandten des letzten Succeſſoris verfallen, die dem erſten Ur- heber des Reichs mit Bluts-Freundſchafft gantz und gar nicht verwand ſind, und dieſes nicht nur durch den ausdruͤcklichen Willen des Verſtorbenen, ſondern auch wenn dergleichen Art zu ſuccediren in Anſehung der Privat- Erbſchafften in dem ſelbigen Lande eingefuͤhret iſt. Und demnach wenn der Landes-Herr durch ausdruͤckliche Verordnung nicht davon abgehet, ſo glaubet man auch, daß er denſelben in Anſehung ſeiner Succesſion beliebet habe. §. 6. Jn denjenigen Reichen, in welchen die Regierung durch freye Willkuͤhr des Volcks conſtituiret worden, dependiret das gantze Succesſions-Werck von dem Willen des Volckes. Wenn es aber auf den Koͤnig nicht nur die Landesherrliche Herrſchafft, ſon- dern auch das Recht wegen Beſtellung eines Succeſſoris ausdruͤcklich conferiret hat, ſo koͤmmt derjenige dran, den er zu ſeinem Folger im

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/228>, abgerufen am 26.11.2024.