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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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ben, sich dem Vorhaben derjenigen zu widerse-
tzen, welche unternehmen wollen, solche zu stören,
und über dieses kein Staat an und vor sich selbst
so mächtig ist, der nicht Bundesgenossen von nö-
then habe, um anderer feindlichen oder dessen
Wohlstand beneidender Potentaten Macht zu
widerstehen, falls sie sich mit einander wider den-
selben vereinigen.

§. 16. Damit die Gesandten in ihren Negoces
recht reussiren können, so müssen sie von ihren
Principalen mit einem Crediriv-Schreiben verse-
hen seyn, dadurch sie ihre Person an dem Hofe, an
welchen sie geschickt werden, legitimiren können,
und mit einer Vollmacht, welche ihnen bey den
andern Fürsten oder Republic, wo sie das Nego-
tium tracti
ren sollen, Glauben macht. Es diffe-
ri
rt diese Vollmacht von der geheimen Instructi-
on,
wie sie sich bey diesen oder jenen etwan verhal-
ten sollen. Jngleichen müssen ihnen die Regen-
ten, nach Gelegenheit der Zeiten und Conjunctu-
ren, Passeporte ertheilen, damit sie desto sicherer
fortkommen können.

§. 17. Es hat ein Regent, wenn er einen Abge-
sandten zu tractirung eines gewissen Negotii an ei-
nen Hof schicket, auch den Humeur des Herrn, an
welchen er ihn abschickt, wohl zu untersuchen, und
den Gesandten darnach zu choisiren, damit er in
seiner Sache desto besser reussiren möge. Denn
ein ieder gehet doch am liebsten mit solchen Leuten
um, die von gleichen Inclinationen mit ihm sind.
Wenn also sein Ministre bey einem Regenten, der
ein Liebhaber von der Literatur ist, etwas negoci-

ren



ben, ſich dem Vorhaben derjenigen zu widerſe-
tzen, welche unternehmen wollen, ſolche zu ſtoͤren,
und uͤber dieſes kein Staat an und vor ſich ſelbſt
ſo maͤchtig iſt, der nicht Bundesgenoſſen von noͤ-
then habe, um anderer feindlichen oder deſſen
Wohlſtand beneidender Potentaten Macht zu
widerſtehen, falls ſie ſich mit einander wider den-
ſelben vereinigen.

§. 16. Damit die Geſandten in ihren Negoces
recht reusſiren koͤnnen, ſo muͤſſen ſie von ihren
Principalen mit einem Crediriv-Schreiben verſe-
hen ſeyn, dadurch ſie ihre Perſon an dem Hofe, an
welchen ſie geſchickt werden, legitimiren koͤnnen,
und mit einer Vollmacht, welche ihnen bey den
andern Fuͤrſten oder Republic, wo ſie das Nego-
tium tracti
ren ſollen, Glauben macht. Es diffe-
ri
rt dieſe Vollmacht von der geheimen Inſtructi-
on,
wie ſie ſich bey dieſen oder jenen etwan verhal-
ten ſollen. Jngleichen muͤſſen ihnen die Regen-
ten, nach Gelegenheit der Zeiten und Conjunctu-
ren, Paſſeporte ertheilen, damit ſie deſto ſicherer
fortkommen koͤnnen.

§. 17. Es hat ein Regent, wenn er einen Abge-
ſandten zu tractirung eines gewiſſen Negotii an ei-
nen Hof ſchicket, auch den Humeur des Herrn, an
welchen er ihn abſchickt, wohl zu unterſuchen, und
den Geſandten darnach zu choiſiren, damit er in
ſeiner Sache deſto beſſer reusſiren moͤge. Denn
ein ieder gehet doch am liebſten mit ſolchen Leuten
um, die von gleichen Inclinationen mit ihm ſind.
Wenn alſo ſein Miniſtre bey einem Regenten, der
ein Liebhaber von der Literatur iſt, etwas negoci-

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[1466/1486] ben, ſich dem Vorhaben derjenigen zu widerſe- tzen, welche unternehmen wollen, ſolche zu ſtoͤren, und uͤber dieſes kein Staat an und vor ſich ſelbſt ſo maͤchtig iſt, der nicht Bundesgenoſſen von noͤ- then habe, um anderer feindlichen oder deſſen Wohlſtand beneidender Potentaten Macht zu widerſtehen, falls ſie ſich mit einander wider den- ſelben vereinigen. §. 16. Damit die Geſandten in ihren Negoces recht reusſiren koͤnnen, ſo muͤſſen ſie von ihren Principalen mit einem Crediriv-Schreiben verſe- hen ſeyn, dadurch ſie ihre Perſon an dem Hofe, an welchen ſie geſchickt werden, legitimiren koͤnnen, und mit einer Vollmacht, welche ihnen bey den andern Fuͤrſten oder Republic, wo ſie das Nego- tium tractiren ſollen, Glauben macht. Es diffe- rirt dieſe Vollmacht von der geheimen Inſtructi- on, wie ſie ſich bey dieſen oder jenen etwan verhal- ten ſollen. Jngleichen muͤſſen ihnen die Regen- ten, nach Gelegenheit der Zeiten und Conjunctu- ren, Paſſeporte ertheilen, damit ſie deſto ſicherer fortkommen koͤnnen. §. 17. Es hat ein Regent, wenn er einen Abge- ſandten zu tractirung eines gewiſſen Negotii an ei- nen Hof ſchicket, auch den Humeur des Herrn, an welchen er ihn abſchickt, wohl zu unterſuchen, und den Geſandten darnach zu choiſiren, damit er in ſeiner Sache deſto beſſer reusſiren moͤge. Denn ein ieder gehet doch am liebſten mit ſolchen Leuten um, die von gleichen Inclinationen mit ihm ſind. Wenn alſo ſein Miniſtre bey einem Regenten, der ein Liebhaber von der Literatur iſt, etwas negoci- ren

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1486>, abgerufen am 23.11.2024.