Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



anders seyn kan, auch mit dem Schwerdt zu pro-
sequi
ren.

§. 2. Gleichwie ein Christlicher und vernünff-
tiger Landes-Herr, der vor die Wohlfahrt seines
Landes und seiner Unterthanen besorgt ist, sich
den ungewissen Ausgang des Krieges und andere
von demselben unabgesonderte Beschwerlichkei-
ten zur Gnüge vorgestellet; Also wird er sich auch
nicht leichtlich zu einem Krieg entschliessen, und
erstlich alle Mittel ergreiffen, um von demjeni-
gen Staate, der ihn auff eine oder andere Art
beleidiget, Satisfaction zu erlangen. Der be-
rühmte Römische Teutsche Kayser Carolus V. gab
seinem Sohn unter andern Regierungs-Regeln
auch folgende: Mein Sohn, entschliesse dich
nimmermehr, Kriege zu führen, weder wegen dei-
ner Freundschafft, noch um deines eigenen In-
teresse
willen, und da du solchen ja führen must,
soll dieses nicht deinet, sondern deiner Untertha-
nen halber geschehen; doch siehe allezeit zuvor,
welches nützer sey, solchen zu führen oder ver-
bleiben zu lassen. Und wo möglich, so handele
erstlich auf Vertrag. Denn viel besser ist ein
ungleicher Friedens-Schluß, als ein unrecht-
mäßiger Krig, von welchem, da dich ja nichts
anders abhielte, soltest du es doch wegen Ver-
giessung vieler Menschen Bluts, wo möglich, un-
terlassen. Vid. Caroli V. Regier-Kunst, die der

Herr



anders ſeyn kan, auch mit dem Schwerdt zu pro-
ſequi
ren.

§. 2. Gleichwie ein Chriſtlicher und vernuͤnff-
tiger Landes-Herr, der vor die Wohlfahrt ſeines
Landes und ſeiner Unterthanen beſorgt iſt, ſich
den ungewiſſen Ausgang des Krieges und andere
von demſelben unabgeſonderte Beſchwerlichkei-
ten zur Gnuͤge vorgeſtellet; Alſo wird er ſich auch
nicht leichtlich zu einem Krieg entſchlieſſen, und
erſtlich alle Mittel ergreiffen, um von demjeni-
gen Staate, der ihn auff eine oder andere Art
beleidiget, Satisfaction zu erlangen. Der be-
ruͤhmte Roͤmiſche Teutſche Kayſer Carolus V. gab
ſeinem Sohn unter andern Regierungs-Regeln
auch folgende: Mein Sohn, entſchlieſſe dich
nimmermehr, Kriege zu fuͤhren, weder wegen dei-
ner Freundſchafft, noch um deines eigenen In-
tereſſe
willen, und da du ſolchen ja fuͤhren muſt,
ſoll dieſes nicht deinet, ſondern deiner Untertha-
nen halber geſchehen; doch ſiehe allezeit zuvor,
welches nuͤtzer ſey, ſolchen zu fuͤhren oder ver-
bleiben zu laſſen. Und wo moͤglich, ſo handele
erſtlich auf Vertrag. Denn viel beſſer iſt ein
ungleicher Friedens-Schluß, als ein unrecht-
maͤßiger Krig, von welchem, da dich ja nichts
anders abhielte, ſolteſt du es doch wegen Ver-
gieſſung vieler Menſchen Bluts, wo moͤglich, un-
terlaſſen. Vid. Caroli V. Regier-Kunſt, die der

Herr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1411" n="1391"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> anders &#x017F;eyn kan, auch mit dem Schwerdt zu <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
&#x017F;equi</hi>ren.</p><lb/>
        <p>§. 2. Gleichwie ein Chri&#x017F;tlicher und vernu&#x0364;nff-<lb/>
tiger Landes-Herr, der vor die Wohlfahrt &#x017F;eines<lb/>
Landes und &#x017F;einer Unterthanen be&#x017F;orgt i&#x017F;t, &#x017F;ich<lb/>
den ungewi&#x017F;&#x017F;en Ausgang des Krieges und andere<lb/>
von dem&#x017F;elben unabge&#x017F;onderte Be&#x017F;chwerlichkei-<lb/>
ten zur Gnu&#x0364;ge vorge&#x017F;tellet; Al&#x017F;o wird er &#x017F;ich auch<lb/>
nicht leichtlich zu einem Krieg ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
er&#x017F;tlich alle Mittel ergreiffen, um von demjeni-<lb/>
gen Staate, der ihn auff eine oder andere Art<lb/>
beleidiget, <hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> zu erlangen. Der be-<lb/>
ru&#x0364;hmte Ro&#x0364;mi&#x017F;che Teut&#x017F;che Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Carolus V.</hi> gab<lb/>
&#x017F;einem Sohn unter andern Regierungs-Regeln<lb/>
auch folgende: Mein Sohn, ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e dich<lb/>
nimmermehr, Kriege zu fu&#x0364;hren, weder wegen dei-<lb/>
ner Freund&#x017F;chafft, noch um deines eigenen <hi rendition="#aq">In-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;e</hi> willen, und da du &#x017F;olchen ja fu&#x0364;hren mu&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;oll die&#x017F;es nicht deinet, &#x017F;ondern deiner Untertha-<lb/>
nen halber ge&#x017F;chehen; doch &#x017F;iehe allezeit zuvor,<lb/>
welches nu&#x0364;tzer &#x017F;ey, &#x017F;olchen zu fu&#x0364;hren oder ver-<lb/>
bleiben zu la&#x017F;&#x017F;en. Und wo mo&#x0364;glich, &#x017F;o handele<lb/>
er&#x017F;tlich auf Vertrag. Denn viel be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t ein<lb/>
ungleicher Friedens-Schluß, als ein unrecht-<lb/>
ma&#x0364;ßiger Krig, von welchem, da dich ja nichts<lb/>
anders abhielte, &#x017F;olte&#x017F;t du es doch wegen Ver-<lb/>
gie&#x017F;&#x017F;ung vieler Men&#x017F;chen Bluts, wo mo&#x0364;glich, un-<lb/>
terla&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Vid. Caroli V.</hi> Regier-Kun&#x017F;t, die der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1391/1411] anders ſeyn kan, auch mit dem Schwerdt zu pro- ſequiren. §. 2. Gleichwie ein Chriſtlicher und vernuͤnff- tiger Landes-Herr, der vor die Wohlfahrt ſeines Landes und ſeiner Unterthanen beſorgt iſt, ſich den ungewiſſen Ausgang des Krieges und andere von demſelben unabgeſonderte Beſchwerlichkei- ten zur Gnuͤge vorgeſtellet; Alſo wird er ſich auch nicht leichtlich zu einem Krieg entſchlieſſen, und erſtlich alle Mittel ergreiffen, um von demjeni- gen Staate, der ihn auff eine oder andere Art beleidiget, Satisfaction zu erlangen. Der be- ruͤhmte Roͤmiſche Teutſche Kayſer Carolus V. gab ſeinem Sohn unter andern Regierungs-Regeln auch folgende: Mein Sohn, entſchlieſſe dich nimmermehr, Kriege zu fuͤhren, weder wegen dei- ner Freundſchafft, noch um deines eigenen In- tereſſe willen, und da du ſolchen ja fuͤhren muſt, ſoll dieſes nicht deinet, ſondern deiner Untertha- nen halber geſchehen; doch ſiehe allezeit zuvor, welches nuͤtzer ſey, ſolchen zu fuͤhren oder ver- bleiben zu laſſen. Und wo moͤglich, ſo handele erſtlich auf Vertrag. Denn viel beſſer iſt ein ungleicher Friedens-Schluß, als ein unrecht- maͤßiger Krig, von welchem, da dich ja nichts anders abhielte, ſolteſt du es doch wegen Ver- gieſſung vieler Menſchen Bluts, wo moͤglich, un- terlaſſen. Vid. Caroli V. Regier-Kunſt, die der Herr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1411
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1411>, abgerufen am 14.06.2024.