Herr Cammer-Rath Leib heraus gegeben, und mit Anmerckungen erläutert, p. 98. 99.
§. 3. Ein Regent thut nicht wohl, wenn er zu Friedens-Zeiten, und da alles ruhig ist, und dem Vermuthen nach kein feindlicher Einfall zu besorgen, eine grosse Armee von regulirten Trouppen auf den Beinen hält, und sie doch nicht brauchen kan, sondern zur Beschwerung des Land-Mannes otiös im Lande stehen läst. Jngleichen besorgt er auch sein Interesse nicht gehöriger Massen, wenn er zu Friedens-Zeiten alle seine Trouppen gantz und gar abdancket, so daß nicht einmahl die Festungen im Lande mit Guarnisonen recht besetzt sind, und auch sonst, wenn von ungefähr sich etwas, entweder in sei- nem Lande oder Nachbarschafft ereignete, da er Volcks vonnöthen hätte, nicht wüste, wo er so geschwinde exercirt Kriegs-Volck herbe- kommen solte, denn die Land-Milice, ob sie gleich noch so geübt, ist dennoch in allen Occa- sionen den regulirten Trouppen nicht gleich zu schätzen. Also ist am besten, wenn er nach Proportion seines Landes aus denen Troup- pen, die er abdancket, einen Ausschuß machet, und die besten, so viel, ohne das Land zu beschwe- ren, einquartieret werden können, in Dienste behält.
§. 4. Ein weiser Regent dencket zu Frie-
dens-
Herr Cammer-Rath Leib heraus gegeben, und mit Anmerckungen erlaͤutert, p. 98. 99.
§. 3. Ein Regent thut nicht wohl, wenn er zu Friedens-Zeiten, und da alles ruhig iſt, und dem Vermuthen nach kein feindlicher Einfall zu beſorgen, eine groſſe Armée von regulirten Trouppen auf den Beinen haͤlt, und ſie doch nicht brauchen kan, ſondern zur Beſchwerung des Land-Mannes otiös im Lande ſtehen laͤſt. Jngleichen beſorgt er auch ſein Intereſſe nicht gehoͤriger Maſſen, wenn er zu Friedens-Zeiten alle ſeine Trouppen gantz und gar abdancket, ſo daß nicht einmahl die Feſtungen im Lande mit Guarniſonen recht beſetzt ſind, und auch ſonſt, wenn von ungefaͤhr ſich etwas, entweder in ſei- nem Lande oder Nachbarſchafft ereignete, da er Volcks vonnoͤthen haͤtte, nicht wuͤſte, wo er ſo geſchwinde exercirt Kriegs-Volck herbe- kommen ſolte, denn die Land-Milice, ob ſie gleich noch ſo geuͤbt, iſt dennoch in allen Occa- ſionen den regulirten Trouppen nicht gleich zu ſchaͤtzen. Alſo iſt am beſten, wenn er nach Proportion ſeines Landes aus denen Troup- pen, die er abdancket, einen Ausſchuß machet, und die beſten, ſo viel, ohne das Land zu beſchwe- ren, einquartieret werden koͤnnen, in Dienſte behaͤlt.
§. 4. Ein weiſer Regent dencket zu Frie-
dens-
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[1392/1412]
Herr Cammer-Rath Leib heraus gegeben, und
mit Anmerckungen erlaͤutert, p. 98. 99.
§. 3. Ein Regent thut nicht wohl, wenn er
zu Friedens-Zeiten, und da alles ruhig iſt, und
dem Vermuthen nach kein feindlicher Einfall
zu beſorgen, eine groſſe Armée von regulirten
Trouppen auf den Beinen haͤlt, und ſie doch
nicht brauchen kan, ſondern zur Beſchwerung
des Land-Mannes otiös im Lande ſtehen laͤſt.
Jngleichen beſorgt er auch ſein Intereſſe nicht
gehoͤriger Maſſen, wenn er zu Friedens-Zeiten
alle ſeine Trouppen gantz und gar abdancket, ſo
daß nicht einmahl die Feſtungen im Lande mit
Guarniſonen recht beſetzt ſind, und auch ſonſt,
wenn von ungefaͤhr ſich etwas, entweder in ſei-
nem Lande oder Nachbarſchafft ereignete, da
er Volcks vonnoͤthen haͤtte, nicht wuͤſte, wo er
ſo geſchwinde exercirt Kriegs-Volck herbe-
kommen ſolte, denn die Land-Milice, ob ſie
gleich noch ſo geuͤbt, iſt dennoch in allen Occa-
ſionen den regulirten Trouppen nicht gleich zu
ſchaͤtzen. Alſo iſt am beſten, wenn er nach
Proportion ſeines Landes aus denen Troup-
pen, die er abdancket, einen Ausſchuß machet,
und die beſten, ſo viel, ohne das Land zu beſchwe-
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§. 4. Ein weiſer Regent dencket zu Frie-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1412>, abgerufen am 23.11.2024.
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