er wohl, wenn er nur in den Gräntzen der De- fension bleibt, damit er sich nicht unnöthiger Weise einen Krieg über den Halß ziehe und ei- nen Feind mache, der doch vielleicht sein Feind nicht seyn wolte, sondern die Kriegs-Praepara- torien gegen einen andern gemacht. Weiß er aber gewiß, daß die Kriegs-Rüstung auf ihn angesehen seyn, so ist es eben nicht nöthig, daß er den ersten Angriff seines Feindes erwar- tet, sondern wenn er Gelegenheit hat, ihm vor- zukommen und von der Zeit, da der andere sich noch nicht völlig zum Kriege ausgerüstet, zu pro- fitiren; So kan ihm dieses nicht verarget, noch solcher Krieg vor unrechtmaßig ausgeleget werden.
§. 15. Es wäre zu wünschen, daß die Regen- ten folgende Vermahnung Kayser Carl des V. die er in seiner Regier-Kunst seinem Sohn Phi- lippo II. König in Spanien gegeben, in Acht nehmen möchten: Befleißige dich, daß du mit deinen Benachbarten in gutem Frieden und Ver- trauen stehest, und laß dich mit ihnen nicht in viel Contract und Rechtfertigung ein, denn daher kommt am meisten Feindschafft, Krieg und Un- einigkeit. Lerne vielmehr aus den Historien, wie böß und schädlich das Kriegs-Wesen sey, als aus der Erfahrung. Mit viel geringern Kosten wirstu
eine
er wohl, wenn er nur in den Graͤntzen der De- fenſion bleibt, damit er ſich nicht unnoͤthiger Weiſe einen Krieg uͤber den Halß ziehe und ei- nen Feind mache, der doch vielleicht ſein Feind nicht ſeyn wolte, ſondern die Kriegs-Præpara- torien gegen einen andern gemacht. Weiß er aber gewiß, daß die Kriegs-Ruͤſtung auf ihn angeſehen ſeyn, ſo iſt es eben nicht noͤthig, daß er den erſten Angriff ſeines Feindes erwar- tet, ſondern wenn er Gelegenheit hat, ihm vor- zukommen und von der Zeit, da der andere ſich noch nicht voͤllig zum Kriege ausgeruͤſtet, zu pro- fitiren; So kan ihm dieſes nicht verarget, noch ſolcher Krieg vor unrechtmaßig ausgeleget werden.
§. 15. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die Regen- ten folgende Vermahnung Kayſer Carl des V. die er in ſeiner Regier-Kunſt ſeinem Sohn Phi- lippo II. Koͤnig in Spanien gegeben, in Acht nehmen moͤchten: Befleißige dich, daß du mit deinen Benachbarten in gutem Frieden und Ver- trauen ſteheſt, und laß dich mit ihnen nicht in viel Contract und Rechtfertigung ein, denn daher kommt am meiſten Feindſchafft, Krieg und Un- einigkeit. Lerne vielmehr aus den Hiſtorien, wie boͤß und ſchaͤdlich das Kriegs-Weſen ſey, als aus der Erfahrung. Mit viel geringern Koſten wirſtu
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[1387/1407]
er wohl, wenn er nur in den Graͤntzen der De-
fenſion bleibt, damit er ſich nicht unnoͤthiger
Weiſe einen Krieg uͤber den Halß ziehe und ei-
nen Feind mache, der doch vielleicht ſein Feind
nicht ſeyn wolte, ſondern die Kriegs-Præpara-
torien gegen einen andern gemacht. Weiß er
aber gewiß, daß die Kriegs-Ruͤſtung auf ihn
angeſehen ſeyn, ſo iſt es eben nicht noͤthig,
daß er den erſten Angriff ſeines Feindes erwar-
tet, ſondern wenn er Gelegenheit hat, ihm vor-
zukommen und von der Zeit, da der andere ſich
noch nicht voͤllig zum Kriege ausgeruͤſtet, zu pro-
fitiren; So kan ihm dieſes nicht verarget, noch
ſolcher Krieg vor unrechtmaßig ausgeleget
werden.
§. 15. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die Regen-
ten folgende Vermahnung Kayſer Carl des V.
die er in ſeiner Regier-Kunſt ſeinem Sohn Phi-
lippo II. Koͤnig in Spanien gegeben, in Acht
nehmen moͤchten: Befleißige dich, daß du mit
deinen Benachbarten in gutem Frieden und Ver-
trauen ſteheſt, und laß dich mit ihnen nicht in viel
Contract und Rechtfertigung ein, denn daher
kommt am meiſten Feindſchafft, Krieg und Un-
einigkeit. Lerne vielmehr aus den Hiſtorien, wie
boͤß und ſchaͤdlich das Kriegs-Weſen ſey, als aus
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1407>, abgerufen am 23.11.2024.
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