eine Stadt in deinem Fürstenthum erbauen, denn eine in fremden Landen gewinnen.
§. 16. Jndem insgemein der Gräntzen wegen zwischen den benachbarten Potentaten sich Diffe- rentien zu ereignen pflegen, so ist dahin zu sehen, daß von beyden Theilen gewisse Gräntz-Com- missarien bestellet werden, die nebst Zuziehung ge- schwohrner Feldmesser, die die Gräntzen, wenn sie entweder Alters wegen, oder durch den Krieg, oder auf ander Art in Dunckelheit und Ungewiß- heit gekommen, wieder in Richtigkeit setzen, die Mahlsteine und Bäume in Gegenwart der Ge- richts-Personen an allen Orten wiederum aufrich- ten, die Mahl-Gräben heben, und die Gräntzen allenthalben in gute Ordnung bringen. Wenn solches geschehen, so müssen die benachbarten Po- tentaten, deren Gräntzen aneinander stossen, denen darzu bestelleten Beamten anbefehlen, daß sie solche alle Jahr beziehen, und die jungen Leute mitnehmen, damit sie bey Zeiten hiervon Kund- schafft erlangen, und sich hernach der Gräntzen wegen keine Jrrungen mehr entspinnen mögen: wie denn auch die Constituirung der Gräntzen in die Fluhr-Bücher richtig einzutragen ist.
§. 17. Jm übrigen muß ein Regente ratione der angräntzenden Lande auf guter Hut seyn, daß nicht etwan bey contagieusen Zeiten einig Ma- lum in seine Provintzen einsch leichen möge, des-
wegen
eine Stadt in deinem Fuͤrſtenthum erbauen, denn eine in fremden Landen gewinnen.
§. 16. Jndem insgemein der Graͤntzen wegen zwiſchen den benachbarten Potentaten ſich Diffe- rentien zu ereignen pflegen, ſo iſt dahin zu ſehen, daß von beyden Theilen gewiſſe Graͤntz-Com- miſſarien beſtellet werden, die nebſt Zuziehung ge- ſchwohrner Feldmeſſer, die die Graͤntzen, wenn ſie entweder Alters wegen, oder durch den Krieg, oder auf ander Art in Dunckelheit und Ungewiß- heit gekommen, wieder in Richtigkeit ſetzen, die Mahlſteine und Baͤume in Gegenwart der Ge- richts-Perſonen an allen Orten wiedeꝛum aufrich- ten, die Mahl-Graͤben heben, und die Graͤntzen allenthalben in gute Ordnung bringen. Wenn ſolches geſchehen, ſo muͤſſen die benachbarten Po- tentaten, deren Graͤntzen aneinander ſtoſſen, denen darzu beſtelleten Beamten anbefehlen, daß ſie ſolche alle Jahr beziehen, und die jungen Leute mitnehmen, damit ſie bey Zeiten hiervon Kund- ſchafft erlangen, und ſich hernach der Graͤntzen wegen keine Jrrungen mehr entſpinnen moͤgen: wie denn auch die Conſtituirung der Graͤntzen in die Fluhr-Buͤcher richtig einzutragen iſt.
§. 17. Jm uͤbrigen muß ein Regente ratione der angraͤntzenden Lande auf guter Hut ſeyn, daß nicht etwan bey contagieuſen Zeiten einig Ma- lum in ſeine Provintzen einſch leichen moͤge, des-
wegen
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[1388/1408]
eine Stadt in deinem Fuͤrſtenthum erbauen, denn
eine in fremden Landen gewinnen.
§. 16. Jndem insgemein der Graͤntzen wegen
zwiſchen den benachbarten Potentaten ſich Diffe-
rentien zu ereignen pflegen, ſo iſt dahin zu ſehen,
daß von beyden Theilen gewiſſe Graͤntz-Com-
miſſarien beſtellet werden, die nebſt Zuziehung ge-
ſchwohrner Feldmeſſer, die die Graͤntzen, wenn ſie
entweder Alters wegen, oder durch den Krieg,
oder auf ander Art in Dunckelheit und Ungewiß-
heit gekommen, wieder in Richtigkeit ſetzen, die
Mahlſteine und Baͤume in Gegenwart der Ge-
richts-Perſonen an allen Orten wiedeꝛum aufrich-
ten, die Mahl-Graͤben heben, und die Graͤntzen
allenthalben in gute Ordnung bringen. Wenn
ſolches geſchehen, ſo muͤſſen die benachbarten Po-
tentaten, deren Graͤntzen aneinander ſtoſſen, denen
darzu beſtelleten Beamten anbefehlen, daß ſie
ſolche alle Jahr beziehen, und die jungen Leute
mitnehmen, damit ſie bey Zeiten hiervon Kund-
ſchafft erlangen, und ſich hernach der Graͤntzen
wegen keine Jrrungen mehr entſpinnen moͤgen:
wie denn auch die Conſtituirung der Graͤntzen
in die Fluhr-Buͤcher richtig einzutragen iſt.
§. 17. Jm uͤbrigen muß ein Regente ratione
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nicht etwan bey contagieuſen Zeiten einig Ma-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1408>, abgerufen am 23.11.2024.
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