eines und das andere zum Interesse des Landes- Herrn auskundschaffen sollen, bessere Gelegen- heit, manches zu erfahren, denn die grösten Staats Ministres. Nachdem er nun von ei- nigen Veränderungen avertiret wird, nachdem muß er seine Sachen darnach anstellen.
§. 10. Es muß ein Landes-Herr die Grän- tzen seines Landes von derjenigen Seite, da er nicht allein den mächtigsten, sondern auch unru- higsten Nachbar hat am besten verwahren, da- fern sie nicht von Natur durch hohe Felsen, wil- de und steile Gebürge und andere unwegsame Oerter bereits fortificiret worden. Dero- wegen muß er gute Gräntz-Festungen anlegen lassen, und dieselben nicht allein zu Kriegs-son- dern auch Friedens-Zeiten mit allen benöthig- ten Requisitis versehen.
§. 11. Ein Landes-Herr thut wohl, wenn er die benachbarten Potentaten bißweilen selbst besuchet, um das gute Vernehmen entweder zu unterhalten, oder denjenigen differentien, so sich etwa unter ihnen ereignen könten, beyzeiten vorzubeugen, ehe sie noch in eine völlige Flam- me ausschlagen. Es ist eine Persöhnliche Unterredung der Potentaten ein Mittel gewe- sen, daß gewisse Mißhelligkeiten, die sonst wohl zu einem hefftigen und blutigen Kriege ausge- schlagen wären, hierdurch gütlich beygeleget
wor-
S s s s 4
eines und das andere zum Intereſſe des Landes- Herrn auskundſchaffen ſollen, beſſere Gelegen- heit, manches zu erfahren, denn die groͤſten Staats Miniſtres. Nachdem er nun von ei- nigen Veraͤnderungen avertiret wird, nachdem muß er ſeine Sachen darnach anſtellen.
§. 10. Es muß ein Landes-Herr die Graͤn- tzen ſeines Landes von derjenigen Seite, da er nicht allein den maͤchtigſten, ſondern auch unru- higſten Nachbar hat am beſten verwahren, da- fern ſie nicht von Natur durch hohe Felſen, wil- de und ſteile Gebuͤrge und andere unwegſame Oerter bereits fortificiret worden. Dero- wegen muß er gute Graͤntz-Feſtungen anlegen laſſen, und dieſelben nicht allein zu Kriegs-ſon- dern auch Friedens-Zeiten mit allen benoͤthig- ten Requiſitis verſehen.
§. 11. Ein Landes-Herr thut wohl, wenn er die benachbarten Potentaten bißweilen ſelbſt beſuchet, um das gute Vernehmen entweder zu unterhalten, oder denjenigen differentien, ſo ſich etwa unter ihnen ereignen koͤnten, beyzeiten vorzubeugen, ehe ſie noch in eine voͤllige Flam- me ausſchlagen. Es iſt eine Perſoͤhnliche Unterredung der Potentaten ein Mittel gewe- ſen, daß gewiſſe Mißhelligkeiten, die ſonſt wohl zu einem hefftigen und blutigen Kriege ausge- ſchlagen waͤren, hierdurch guͤtlich beygeleget
wor-
S s s s 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1403"n="1383"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> eines und das andere zum <hirendition="#aq">Intereſſe</hi> des Landes-<lb/>
Herrn auskundſchaffen ſollen, beſſere Gelegen-<lb/>
heit, manches zu erfahren, denn die groͤſten<lb/>
Staats <hirendition="#aq">Miniſtres.</hi> Nachdem er nun von ei-<lb/>
nigen Veraͤnderungen <hirendition="#aq">averti</hi>ret wird, nachdem<lb/>
muß er ſeine Sachen darnach anſtellen.</p><lb/><p>§. 10. Es muß ein Landes-Herr die Graͤn-<lb/>
tzen ſeines Landes von derjenigen Seite, da er<lb/>
nicht allein den maͤchtigſten, ſondern auch unru-<lb/>
higſten Nachbar hat am beſten verwahren, da-<lb/>
fern ſie nicht von Natur durch hohe Felſen, wil-<lb/>
de und ſteile Gebuͤrge und andere unwegſame<lb/>
Oerter bereits <hirendition="#aq">fortifici</hi>ret worden. Dero-<lb/>
wegen muß er gute Graͤntz-Feſtungen anlegen<lb/>
laſſen, und dieſelben nicht allein zu Kriegs-ſon-<lb/>
dern auch Friedens-Zeiten mit allen benoͤthig-<lb/>
ten <hirendition="#aq">Requiſitis</hi> verſehen.</p><lb/><p>§. 11. Ein Landes-Herr thut wohl, wenn er<lb/>
die benachbarten Potentaten bißweilen ſelbſt<lb/>
beſuchet, um das gute Vernehmen entweder zu<lb/>
unterhalten, oder denjenigen <hirendition="#aq">differenti</hi>en, ſo<lb/>ſich etwa unter ihnen ereignen koͤnten, beyzeiten<lb/>
vorzubeugen, ehe ſie noch in eine voͤllige Flam-<lb/>
me ausſchlagen. Es iſt eine Perſoͤhnliche<lb/>
Unterredung der Potentaten ein Mittel gewe-<lb/>ſen, daß gewiſſe Mißhelligkeiten, die ſonſt wohl<lb/>
zu einem hefftigen und blutigen Kriege ausge-<lb/>ſchlagen waͤren, hierdurch guͤtlich beygeleget<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S s s s 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">wor-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1383/1403]
eines und das andere zum Intereſſe des Landes-
Herrn auskundſchaffen ſollen, beſſere Gelegen-
heit, manches zu erfahren, denn die groͤſten
Staats Miniſtres. Nachdem er nun von ei-
nigen Veraͤnderungen avertiret wird, nachdem
muß er ſeine Sachen darnach anſtellen.
§. 10. Es muß ein Landes-Herr die Graͤn-
tzen ſeines Landes von derjenigen Seite, da er
nicht allein den maͤchtigſten, ſondern auch unru-
higſten Nachbar hat am beſten verwahren, da-
fern ſie nicht von Natur durch hohe Felſen, wil-
de und ſteile Gebuͤrge und andere unwegſame
Oerter bereits fortificiret worden. Dero-
wegen muß er gute Graͤntz-Feſtungen anlegen
laſſen, und dieſelben nicht allein zu Kriegs-ſon-
dern auch Friedens-Zeiten mit allen benoͤthig-
ten Requiſitis verſehen.
§. 11. Ein Landes-Herr thut wohl, wenn er
die benachbarten Potentaten bißweilen ſelbſt
beſuchet, um das gute Vernehmen entweder zu
unterhalten, oder denjenigen differentien, ſo
ſich etwa unter ihnen ereignen koͤnten, beyzeiten
vorzubeugen, ehe ſie noch in eine voͤllige Flam-
me ausſchlagen. Es iſt eine Perſoͤhnliche
Unterredung der Potentaten ein Mittel gewe-
ſen, daß gewiſſe Mißhelligkeiten, die ſonſt wohl
zu einem hefftigen und blutigen Kriege ausge-
ſchlagen waͤren, hierdurch guͤtlich beygeleget
wor-
S s s s 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1403>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.