Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Gebrauch zu adhibiren, jedoch so, daß dasjeni-
ge, was ratam partem der Eigenthums-Herrn
übersteiget, von den übrigen Mit-Bürgern
wiederum ersetzet werde. Jm übrigen wird
ein vernünfftiger Landes-Herr, der auff das
Wohl seiner Unterthanen denckt, sich seines
Dominii eminentis im geringsten nicht miß-
brauchen, sondern wünschen, daß seine Unter-
thanen allezeit mit solchen fatalitäten, die einen
allgemeinen Beytrag erfodern, verschonet blei-
ben möchten.

§. 9. Wie nun ein Landes-Herr in Anse-
hung derjenigen Sachen so einem andern zu-
ständig, zum Nutzen des gemeinen Wesens et-
was verordnen kan, so ist er noch viel eher be-
fugt, sich derjenigen Sachen anzumassen, so
gar keinen Eigenthums-Herrn haben, als da
sind, die in der Erde verborgen liegende Schä-
tze; die auff einen Flusse entstandene Jnsulen;
das Recht die ungebauten und wüsten Felder,
Wälder und Berge sich zu zueignen, welche ins-
gemein Neubruch genennt werden: Das Recht
in Ansehung des Wildes und der Jagden zu
disponiren. Was von allen diesen Sachen
den Unterthanen nicht assigniret, oder in ihr Ei-
genthum gebracht worden, stehet der Republic
zu, und gehöret zu deren proprietät, und also
beruht es bey dem Lands-Herrn, ob er alle und

iede



Gebrauch zu adhibiren, jedoch ſo, daß dasjeni-
ge, was ratam partem der Eigenthums-Herrn
uͤberſteiget, von den uͤbrigen Mit-Buͤrgern
wiederum erſetzet werde. Jm uͤbrigen wird
ein vernuͤnfftiger Landes-Herr, der auff das
Wohl ſeiner Unterthanen denckt, ſich ſeines
Dominii eminentis im geringſten nicht miß-
brauchen, ſondern wuͤnſchen, daß ſeine Unter-
thanen allezeit mit ſolchen fatalitaͤten, die einen
allgemeinen Beytrag erfodern, verſchonet blei-
ben moͤchten.

§. 9. Wie nun ein Landes-Herr in Anſe-
hung derjenigen Sachen ſo einem andern zu-
ſtaͤndig, zum Nutzen des gemeinen Weſens et-
was verordnen kan, ſo iſt er noch viel eher be-
fugt, ſich derjenigen Sachen anzumaſſen, ſo
gar keinen Eigenthums-Herrn haben, als da
ſind, die in der Erde verborgen liegende Schaͤ-
tze; die auff einen Fluſſe entſtandene Jnſulen;
das Recht die ungebauten und wuͤſten Felder,
Waͤlder und Berge ſich zu zueignen, welche ins-
gemein Neubruch genennt werden: Das Recht
in Anſehung des Wildes und der Jagden zu
diſponiren. Was von allen dieſen Sachen
den Unterthanen nicht aſſigniret, oder in ihr Ei-
genthum gebracht worden, ſtehet der Republic
zu, und gehoͤret zu deren proprietaͤt, und alſo
beruht es bey dem Lands-Herrn, ob er alle und

iede
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1380" n="1360"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Gebrauch zu <hi rendition="#aq">adhibi</hi>ren, jedoch &#x017F;o, daß dasjeni-<lb/>
ge, was <hi rendition="#aq">ratam partem</hi> der Eigenthums-Herrn<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;teiget, von den u&#x0364;brigen Mit-Bu&#x0364;rgern<lb/>
wiederum er&#x017F;etzet werde. Jm u&#x0364;brigen wird<lb/>
ein vernu&#x0364;nfftiger Landes-Herr, der auff das<lb/>
Wohl &#x017F;einer Unterthanen denckt, &#x017F;ich &#x017F;eines<lb/><hi rendition="#aq">Dominii eminentis</hi> im gering&#x017F;ten nicht miß-<lb/>
brauchen, &#x017F;ondern wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß &#x017F;eine Unter-<lb/>
thanen allezeit mit &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">fatali</hi>ta&#x0364;ten, die einen<lb/>
allgemeinen Beytrag erfodern, ver&#x017F;chonet blei-<lb/>
ben mo&#x0364;chten.</p><lb/>
        <p>§. 9. Wie nun ein Landes-Herr in An&#x017F;e-<lb/>
hung derjenigen Sachen &#x017F;o einem andern zu-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig, zum Nutzen des gemeinen We&#x017F;ens et-<lb/>
was verordnen kan, &#x017F;o i&#x017F;t er noch viel eher be-<lb/>
fugt, &#x017F;ich derjenigen Sachen anzuma&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
gar keinen Eigenthums-Herrn haben, als da<lb/>
&#x017F;ind, die in der Erde verborgen liegende Scha&#x0364;-<lb/>
tze; die auff einen Flu&#x017F;&#x017F;e ent&#x017F;tandene Jn&#x017F;ulen;<lb/>
das Recht die ungebauten und wu&#x0364;&#x017F;ten Felder,<lb/>
Wa&#x0364;lder und Berge &#x017F;ich zu zueignen, welche ins-<lb/>
gemein Neubruch genennt werden: Das Recht<lb/>
in An&#x017F;ehung des Wildes und der Jagden zu<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren. Was von allen die&#x017F;en Sachen<lb/>
den Unterthanen nicht <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;igni</hi>ret, oder in ihr Ei-<lb/>
genthum gebracht worden, &#x017F;tehet der <hi rendition="#aq">Republic</hi><lb/>
zu, und geho&#x0364;ret zu deren <hi rendition="#aq">proprie</hi>ta&#x0364;t, und al&#x017F;o<lb/>
beruht es bey dem Lands-Herrn, ob er alle und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">iede</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1360/1380] Gebrauch zu adhibiren, jedoch ſo, daß dasjeni- ge, was ratam partem der Eigenthums-Herrn uͤberſteiget, von den uͤbrigen Mit-Buͤrgern wiederum erſetzet werde. Jm uͤbrigen wird ein vernuͤnfftiger Landes-Herr, der auff das Wohl ſeiner Unterthanen denckt, ſich ſeines Dominii eminentis im geringſten nicht miß- brauchen, ſondern wuͤnſchen, daß ſeine Unter- thanen allezeit mit ſolchen fatalitaͤten, die einen allgemeinen Beytrag erfodern, verſchonet blei- ben moͤchten. §. 9. Wie nun ein Landes-Herr in Anſe- hung derjenigen Sachen ſo einem andern zu- ſtaͤndig, zum Nutzen des gemeinen Weſens et- was verordnen kan, ſo iſt er noch viel eher be- fugt, ſich derjenigen Sachen anzumaſſen, ſo gar keinen Eigenthums-Herrn haben, als da ſind, die in der Erde verborgen liegende Schaͤ- tze; die auff einen Fluſſe entſtandene Jnſulen; das Recht die ungebauten und wuͤſten Felder, Waͤlder und Berge ſich zu zueignen, welche ins- gemein Neubruch genennt werden: Das Recht in Anſehung des Wildes und der Jagden zu diſponiren. Was von allen dieſen Sachen den Unterthanen nicht aſſigniret, oder in ihr Ei- genthum gebracht worden, ſtehet der Republic zu, und gehoͤret zu deren proprietaͤt, und alſo beruht es bey dem Lands-Herrn, ob er alle und iede

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1380
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1380>, abgerufen am 16.07.2024.