Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



iede zu deren Gemeinschafftl. Gebrauch ad-
mitti
ren oder sie hiervon ausschlüssen, und diese
Sachen zu dem allgemeinen Nutzen des Landes
anwenden will.

§. 10. Ubrigens ist bekannt, daß ein König
oder ander Regente nicht befugt sey, ohne Ein-
willigung der Reichs- und Land Stände etwas
von denjenigen Gütern, die entweder zu Erle-
gung der zur Conservation des Reichs nöthigen
Kosten oder Erhaltung des Königs destiniret
sind, zu veräußern. Der Mißbrauch hiervon
stehet ihnen wohl zu, und wenn er von denen or-
dentlichen Revenuen etwas ersparen und sich
sammlen kan, so mag er damit schalten und dis-
poni
ren, wie er will, es müsten denn die funda-
mental-
Gesetze des Reichs etwas anders di-
cti
ren. Eine andere Bewandniß hats mit
denjenigen Gütern und Ländern, welche er sich
durch den Krieg selbst conquetiret hat. Denn
diese kan er nach Gefallen alieniren, und ver-
mag kein Mensch ihm solches zu verwehren.
Gleichergestalt kan auch kein König einen Theil
des Reichs einem andern verpfänden, so daß der
Creditor Macht hätte, das Stücke so ihm ver-
pfändet worden, zu besitzen und zu administri-
ren, wenn nicht das Volck und das Stücke
von dessen Verpfändung die Frage ist, mit
darein williget. Die Raison hiervon ist nicht

allein,
R r r r



iede zu deren Gemeinſchafftl. Gebrauch ad-
mitti
ren oder ſie hiervon ausſchluͤſſen, und dieſe
Sachen zu dem allgemeinen Nutzen des Landes
anwenden will.

§. 10. Ubrigens iſt bekannt, daß ein Koͤnig
oder ander Regente nicht befugt ſey, ohne Ein-
willigung der Reichs- und Land Staͤnde etwas
von denjenigen Guͤtern, die entweder zu Erle-
gung der zur Conſervation des Reichs noͤthigen
Koſten oder Erhaltung des Koͤnigs deſtiniret
ſind, zu veraͤußern. Der Mißbrauch hiervon
ſtehet ihnen wohl zu, und wenn er von denen or-
dentlichen Revenuen etwas erſparen und ſich
ſammlen kan, ſo mag er damit ſchalten und dis-
poni
ren, wie er will, es muͤſten denn die funda-
mental-
Geſetze des Reichs etwas anders di-
cti
ren. Eine andere Bewandniß hats mit
denjenigen Guͤtern und Laͤndern, welche er ſich
durch den Krieg ſelbſt conquetiret hat. Denn
dieſe kan er nach Gefallen alieniren, und ver-
mag kein Menſch ihm ſolches zu verwehren.
Gleichergeſtalt kan auch kein Koͤnig einen Theil
des Reichs einem andern verpfaͤnden, ſo daß der
Creditor Macht haͤtte, das Stuͤcke ſo ihm ver-
pfaͤndet worden, zu beſitzen und zu adminiſtri-
ren, wenn nicht das Volck und das Stuͤcke
von deſſen Verpfaͤndung die Frage iſt, mit
darein williget. Die Raiſon hiervon iſt nicht

allein,
R r r r
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1381" n="1361"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> iede zu deren Gemein&#x017F;chafftl. Gebrauch <hi rendition="#aq">ad-<lb/>
mitti</hi>ren oder &#x017F;ie hiervon aus&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und die&#x017F;e<lb/>
Sachen zu dem allgemeinen Nutzen des Landes<lb/>
anwenden will.</p><lb/>
        <p>§. 10. Ubrigens i&#x017F;t bekannt, daß ein Ko&#x0364;nig<lb/>
oder ander Regente nicht befugt &#x017F;ey, ohne Ein-<lb/>
willigung der Reichs- und Land Sta&#x0364;nde etwas<lb/>
von denjenigen Gu&#x0364;tern, die entweder zu Erle-<lb/>
gung der zur <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ervation</hi> des Reichs no&#x0364;thigen<lb/>
Ko&#x017F;ten oder Erhaltung des Ko&#x0364;nigs <hi rendition="#aq">de&#x017F;tini</hi>ret<lb/>
&#x017F;ind, zu vera&#x0364;ußern. Der Mißbrauch hiervon<lb/>
&#x017F;tehet ihnen wohl zu, und wenn er von denen or-<lb/>
dentlichen <hi rendition="#aq">Revenu</hi>en etwas er&#x017F;paren und &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ammlen kan, &#x017F;o mag er damit &#x017F;chalten und <hi rendition="#aq">dis-<lb/>
poni</hi>ren, wie er will, es mu&#x0364;&#x017F;ten denn die <hi rendition="#aq">funda-<lb/>
mental-</hi>Ge&#x017F;etze des Reichs etwas anders <hi rendition="#aq">di-<lb/>
cti</hi>ren. Eine andere Bewandniß hats mit<lb/>
denjenigen Gu&#x0364;tern und La&#x0364;ndern, welche er &#x017F;ich<lb/>
durch den Krieg &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">conqueti</hi>ret hat. Denn<lb/>
die&#x017F;e kan er nach Gefallen <hi rendition="#aq">alieni</hi>ren, und ver-<lb/>
mag kein Men&#x017F;ch ihm &#x017F;olches zu verwehren.<lb/>
Gleicherge&#x017F;talt kan auch kein Ko&#x0364;nig einen Theil<lb/>
des Reichs einem andern verpfa&#x0364;nden, &#x017F;o daß der<lb/><hi rendition="#aq">Creditor</hi> Macht ha&#x0364;tte, das Stu&#x0364;cke &#x017F;o ihm ver-<lb/>
pfa&#x0364;ndet worden, zu be&#x017F;itzen und zu <hi rendition="#aq">admini&#x017F;tri-</hi><lb/>
ren, wenn nicht das Volck und das Stu&#x0364;cke<lb/>
von de&#x017F;&#x017F;en Verpfa&#x0364;ndung die Frage i&#x017F;t, mit<lb/>
darein williget. Die <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi> hiervon i&#x017F;t nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r r r</fw><fw place="bottom" type="catch">allein,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1361/1381] iede zu deren Gemeinſchafftl. Gebrauch ad- mittiren oder ſie hiervon ausſchluͤſſen, und dieſe Sachen zu dem allgemeinen Nutzen des Landes anwenden will. §. 10. Ubrigens iſt bekannt, daß ein Koͤnig oder ander Regente nicht befugt ſey, ohne Ein- willigung der Reichs- und Land Staͤnde etwas von denjenigen Guͤtern, die entweder zu Erle- gung der zur Conſervation des Reichs noͤthigen Koſten oder Erhaltung des Koͤnigs deſtiniret ſind, zu veraͤußern. Der Mißbrauch hiervon ſtehet ihnen wohl zu, und wenn er von denen or- dentlichen Revenuen etwas erſparen und ſich ſammlen kan, ſo mag er damit ſchalten und dis- poniren, wie er will, es muͤſten denn die funda- mental-Geſetze des Reichs etwas anders di- ctiren. Eine andere Bewandniß hats mit denjenigen Guͤtern und Laͤndern, welche er ſich durch den Krieg ſelbſt conquetiret hat. Denn dieſe kan er nach Gefallen alieniren, und ver- mag kein Menſch ihm ſolches zu verwehren. Gleichergeſtalt kan auch kein Koͤnig einen Theil des Reichs einem andern verpfaͤnden, ſo daß der Creditor Macht haͤtte, das Stuͤcke ſo ihm ver- pfaͤndet worden, zu beſitzen und zu adminiſtri- ren, wenn nicht das Volck und das Stuͤcke von deſſen Verpfaͤndung die Frage iſt, mit darein williget. Die Raiſon hiervon iſt nicht allein, R r r r

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1381
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1381>, abgerufen am 15.06.2024.