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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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nicht verstehen, noch mit dem Circul und Linial
gebührend umzugehen wissen. Jch will ietzund
nicht reden von den fünff Seulen-Ordnungen,
die in der Architectura Civili vorzukommen
pflegen, als welche ohnedem den meisten Böh-
mische Dörffer sind, und eben nicht hauptsäch-
lich zu der Wissenschafft, ein bürgerlich Wohn-
Hauß, wenn es nicht zierlich gebauet werden
soll, aufzubauen gehören, sondern nur von den
andern Regeln, wie man ein ordinair bürger-
lich Gebäude bequem, dauerhafft, und von
Feuers-Gefahr sicher aufbauen soll. Ja es
werden wohl in manchen Städten Zimmer-
Leute und Maurer eines Edlen und Wohlwei-
sen Raths gefunden, die nicht geschickt sind, mit
Circul und Linial einen Grund, Auf- und Abriß
eines Gebäudes zu verfertigen, daß es ein Anse-
hen hätte. Es solten diesemnach die Landes-
Herrn billig Sorge tragen, daß nicht allein sol-
che Leute, die ihnen die nöthigen Regeln der
Mathematic beybrächten, constituiret wür-
deu, sondern auch keiner von den Zimmer-Leu-
ten und Maurern loßgesprochen würde, wenn
er nicht einen guten Riß zu machen wüste, und
die nöthigen Regeln der Geometrie und Bau-
Kunst verstünde. Es könte auch nicht schaden,
wenn sie von den Forst-Sachen einige Con-
noissance
hätten, daß sie das Bau-Holtz mit

besse-



nicht verſtehen, noch mit dem Circul und Linial
gebuͤhrend umzugehen wiſſen. Jch will ietzund
nicht reden von den fuͤnff Seulen-Ordnungen,
die in der Architectura Civili vorzukommen
pflegen, als welche ohnedem den meiſten Boͤh-
miſche Doͤrffer ſind, und eben nicht hauptſaͤch-
lich zu der Wiſſenſchafft, ein buͤrgerlich Wohn-
Hauß, wenn es nicht zierlich gebauet werden
ſoll, aufzubauen gehoͤren, ſondern nur von den
andern Regeln, wie man ein ordinair buͤrger-
lich Gebaͤude bequem, dauerhafft, und von
Feuers-Gefahr ſicher aufbauen ſoll. Ja es
werden wohl in manchen Staͤdten Zimmer-
Leute und Maurer eines Edlen und Wohlwei-
ſen Raths gefunden, die nicht geſchickt ſind, mit
Circul und Linial einen Grund, Auf- und Abriß
eines Gebaͤudes zu verfertigen, daß es ein Anſe-
hen haͤtte. Es ſolten dieſemnach die Landes-
Herrn billig Sorge tragen, daß nicht allein ſol-
che Leute, die ihnen die noͤthigen Regeln der
Mathematic beybraͤchten, conſtituiret wuͤr-
deu, ſondern auch keiner von den Zimmer-Leu-
ten und Maurern loßgeſprochen wuͤrde, wenn
er nicht einen guten Riß zu machen wuͤſte, und
die noͤthigen Regeln der Geometrie und Bau-
Kunſt verſtuͤnde. Es koͤnte auch nicht ſchaden,
wenn ſie von den Forſt-Sachen einige Con-
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haͤtten, daß ſie das Bau-Holtz mit

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[1234/1254] nicht verſtehen, noch mit dem Circul und Linial gebuͤhrend umzugehen wiſſen. Jch will ietzund nicht reden von den fuͤnff Seulen-Ordnungen, die in der Architectura Civili vorzukommen pflegen, als welche ohnedem den meiſten Boͤh- miſche Doͤrffer ſind, und eben nicht hauptſaͤch- lich zu der Wiſſenſchafft, ein buͤrgerlich Wohn- Hauß, wenn es nicht zierlich gebauet werden ſoll, aufzubauen gehoͤren, ſondern nur von den andern Regeln, wie man ein ordinair buͤrger- lich Gebaͤude bequem, dauerhafft, und von Feuers-Gefahr ſicher aufbauen ſoll. Ja es werden wohl in manchen Staͤdten Zimmer- Leute und Maurer eines Edlen und Wohlwei- ſen Raths gefunden, die nicht geſchickt ſind, mit Circul und Linial einen Grund, Auf- und Abriß eines Gebaͤudes zu verfertigen, daß es ein Anſe- hen haͤtte. Es ſolten dieſemnach die Landes- Herrn billig Sorge tragen, daß nicht allein ſol- che Leute, die ihnen die noͤthigen Regeln der Mathematic beybraͤchten, conſtituiret wuͤr- deu, ſondern auch keiner von den Zimmer-Leu- ten und Maurern loßgeſprochen wuͤrde, wenn er nicht einen guten Riß zu machen wuͤſte, und die noͤthigen Regeln der Geometrie und Bau- Kunſt verſtuͤnde. Es koͤnte auch nicht ſchaden, wenn ſie von den Forſt-Sachen einige Con- noiſſance haͤtten, daß ſie das Bau-Holtz mit beſſe-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1254>, abgerufen am 29.06.2024.