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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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hergebracht, muß iedweder Müller vor voll und
ohne Abbruch halten, damit deswegen an den
Mühl-Nutzungen nichts zurück bleibe, und sich
mit der angeordneten Hut und Fütterung gäntz-
lich begnügen lassen, auch sich sonst einiges Wie-
sewachses, Gräserey und Hütung, es sey in
Werdern, an Obst oder Gärten, noch auf an-
dern der Obrigkeit behörigen Aeckern und Wie-
sen, ohne Bewilligung oder Nachlassung dersel-
ben nicht anmassen, es wäre denn, daß von Aem-
tern und Gerichten dergleichen zu entrathen
sonst ausgethan und vermiethet würde, auf sol-
chen Fall muß ihnen auf Begehren vor andern
und fremden um einen billigen und üblichen
Zinß etwas gelassen und eingeräumet, auch auf
die Esel ein gewisses Winter Futter am Ge-
treide verordnet werden, dagegen muß der Miß-
brauch, indem man bißweilen alle Tage zu vor-
hero Getreide vor die Esel genommen, und nichts
berechnet worden, gäntzlich abgeschafft seyn.

§. 45. Auf die Esel-Treiber müssen die
Müller nebst denen darzu verordneten gute und
fleißige Aufsicht haben, daß sie mit allem dem,
was ihnen an Getreide und Mehl vertrauet,
richtig und unverdächtig umgehen, bey den Be-
ckern richtig umfragen und ansagen, des Son-
tags und an andern Buß- und Festtägen nie-
mand, es sey Getreide, Mehl oder Maltz, heim
oder in die Brau-Häuser treiben.

§. 46.



hergebracht, muß iedweder Muͤller vor voll und
ohne Abbruch halten, damit deswegen an den
Muͤhl-Nutzungen nichts zuruͤck bleibe, und ſich
mit der angeordneten Hut und Fuͤtterung gaͤntz-
lich begnuͤgen laſſen, auch ſich ſonſt einiges Wie-
ſewachſes, Graͤſerey und Huͤtung, es ſey in
Werdern, an Obſt oder Gaͤrten, noch auf an-
dern der Obrigkeit behoͤrigen Aeckern und Wie-
ſen, ohne Bewilligung oder Nachlaſſung derſel-
ben nicht anmaſſen, es waͤre denn, daß von Aem-
tern und Gerichten dergleichen zu entrathen
ſonſt ausgethan und vermiethet wuͤrde, auf ſol-
chen Fall muß ihnen auf Begehren vor andern
und fremden um einen billigen und uͤblichen
Zinß etwas gelaſſen und eingeraͤumet, auch auf
die Eſel ein gewiſſes Winter Futter am Ge-
treide verordnet werden, dagegen muß der Miß-
brauch, indem man bißweilen alle Tage zu vor-
hero Getreide vor die Eſel genommen, und nichts
berechnet worden, gaͤntzlich abgeſchafft ſeyn.

§. 45. Auf die Eſel-Treiber muͤſſen die
Muͤller nebſt denen darzu verordneten gute und
fleißige Aufſicht haben, daß ſie mit allem dem,
was ihnen an Getreide und Mehl vertrauet,
richtig und unverdaͤchtig umgehen, bey den Be-
ckern richtig umfragen und anſagen, des Son-
tags und an andern Buß- und Feſttaͤgen nie-
mand, es ſey Getreide, Mehl oder Maltz, heim
oder in die Brau-Haͤuſer treiben.

§. 46.
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[1218/1238] hergebracht, muß iedweder Muͤller vor voll und ohne Abbruch halten, damit deswegen an den Muͤhl-Nutzungen nichts zuruͤck bleibe, und ſich mit der angeordneten Hut und Fuͤtterung gaͤntz- lich begnuͤgen laſſen, auch ſich ſonſt einiges Wie- ſewachſes, Graͤſerey und Huͤtung, es ſey in Werdern, an Obſt oder Gaͤrten, noch auf an- dern der Obrigkeit behoͤrigen Aeckern und Wie- ſen, ohne Bewilligung oder Nachlaſſung derſel- ben nicht anmaſſen, es waͤre denn, daß von Aem- tern und Gerichten dergleichen zu entrathen ſonſt ausgethan und vermiethet wuͤrde, auf ſol- chen Fall muß ihnen auf Begehren vor andern und fremden um einen billigen und uͤblichen Zinß etwas gelaſſen und eingeraͤumet, auch auf die Eſel ein gewiſſes Winter Futter am Ge- treide verordnet werden, dagegen muß der Miß- brauch, indem man bißweilen alle Tage zu vor- hero Getreide vor die Eſel genommen, und nichts berechnet worden, gaͤntzlich abgeſchafft ſeyn. §. 45. Auf die Eſel-Treiber muͤſſen die Muͤller nebſt denen darzu verordneten gute und fleißige Aufſicht haben, daß ſie mit allem dem, was ihnen an Getreide und Mehl vertrauet, richtig und unverdaͤchtig umgehen, bey den Be- ckern richtig umfragen und anſagen, des Son- tags und an andern Buß- und Feſttaͤgen nie- mand, es ſey Getreide, Mehl oder Maltz, heim oder in die Brau-Haͤuſer treiben. §. 46.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1238>, abgerufen am 29.06.2024.