Das Wildpret, so zu der Fürstlichen Hof-Kü- che zu liefern befohlen wird, muß nicht mitten in der Wild-Fuhre in den gehegten Oertern, son- dern in den Gräntzen, da es von des Herrn Wildfuhre leichtlich in eine andere läufft, und dahero Gräntz- oder Nasch-Wildpret genennt, und also unter den Nachbarn dem ersten, der es fällen kan, zu Theile wird, gepirschet werden, und gebührlichen und seinen Untergebenen sonst der Zeit halber die Jagd-Ordnung eben so wohl als andre im Lande in Acht zu nehmen, er habe denn von Hofe andern Special-Befehl.
§. 34. Wann dem Jäger-Meister Befehl geschicht, eine Jagd anzustellen, muß er zuför- derst von den Forst-Knechten des Ortes, da ge- jaget werden soll, die Gelegenheit, und was man vor Wildpret daselbst zu hoffen hat, erkundigen, damit nicht vergebliche Kostschilderung verur- sacht werde, und weil ohne Gebrauch und Hülf- fe vieler Leute und Pferde die Wälder nicht umzogen, das Wild zusammen getrieben, der Zeug geführet, die Tücher oder Garne aufge- richtet, und dergleichen mehr, was zur Jagd gehörig geschafft werden kan, auch die Jagd- Herren iedes Ortes ihre Jagd-Frohnen von Alters her in gewissen Aemtern und Dörffern zu ieden Forst und Walde haben, und gebrau- chen, so muß der Jäger-Meister ordentlich ver-
zeich-
Das Wildpret, ſo zu der Fuͤrſtlichen Hof-Kuͤ- che zu liefern befohlen wird, muß nicht mitten in der Wild-Fuhre in den gehegten Oertern, ſon- dern in den Graͤntzen, da es von des Herrn Wildfuhre leichtlich in eine andere laͤufft, und dahero Graͤntz- oder Naſch-Wildpret genennt, und alſo unter den Nachbarn dem erſten, der es faͤllen kan, zu Theile wird, gepirſchet werden, und gebuͤhrlichen und ſeinen Untergebenen ſonſt der Zeit halber die Jagd-Ordnung eben ſo wohl als andre im Lande in Acht zu nehmen, er habe denn von Hofe andern Special-Befehl.
§. 34. Wann dem Jaͤger-Meiſter Befehl geſchicht, eine Jagd anzuſtellen, muß er zufoͤr- derſt von den Forſt-Knechten des Ortes, da ge- jaget werden ſoll, die Gelegenheit, und was man vor Wildpret daſelbſt zu hoffen hat, erkundigen, damit nicht vergebliche Koſtſchilderung verur- ſacht werde, und weil ohne Gebrauch und Huͤlf- fe vieler Leute und Pferde die Waͤlder nicht umzogen, das Wild zuſammen getrieben, der Zeug gefuͤhret, die Tuͤcher oder Garne aufge- richtet, und dergleichen mehr, was zur Jagd gehoͤrig geſchafft werden kan, auch die Jagd- Herren iedes Ortes ihre Jagd-Frohnen von Alters her in gewiſſen Aemtern und Doͤrffern zu ieden Forſt und Walde haben, und gebrau- chen, ſo muß der Jaͤger-Meiſter ordentlich ver-
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[1190/1210]
Das Wildpret, ſo zu der Fuͤrſtlichen Hof-Kuͤ-
che zu liefern befohlen wird, muß nicht mitten in
der Wild-Fuhre in den gehegten Oertern, ſon-
dern in den Graͤntzen, da es von des Herrn
Wildfuhre leichtlich in eine andere laͤufft, und
dahero Graͤntz- oder Naſch-Wildpret genennt,
und alſo unter den Nachbarn dem erſten, der es
faͤllen kan, zu Theile wird, gepirſchet werden,
und gebuͤhrlichen und ſeinen Untergebenen ſonſt
der Zeit halber die Jagd-Ordnung eben ſo wohl
als andre im Lande in Acht zu nehmen, er habe
denn von Hofe andern Special-Befehl.
§. 34. Wann dem Jaͤger-Meiſter Befehl
geſchicht, eine Jagd anzuſtellen, muß er zufoͤr-
derſt von den Forſt-Knechten des Ortes, da ge-
jaget werden ſoll, die Gelegenheit, und was man
vor Wildpret daſelbſt zu hoffen hat, erkundigen,
damit nicht vergebliche Koſtſchilderung verur-
ſacht werde, und weil ohne Gebrauch und Huͤlf-
fe vieler Leute und Pferde die Waͤlder nicht
umzogen, das Wild zuſammen getrieben, der
Zeug gefuͤhret, die Tuͤcher oder Garne aufge-
richtet, und dergleichen mehr, was zur Jagd
gehoͤrig geſchafft werden kan, auch die Jagd-
Herren iedes Ortes ihre Jagd-Frohnen von
Alters her in gewiſſen Aemtern und Doͤrffern
zu ieden Forſt und Walde haben, und gebrau-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1210>, abgerufen am 23.11.2024.
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