Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Schlagung des Messers in die Thür-Schwel-
len und Abhohlung der Personen zu ihrer der
Abdecker Arbeit nach eigenen Gefallen dahin zu
nöthigen, daß sie sich mit einem Stück Geld bey
ihnen abfinden müssen.

§. 30. (2.) Daß einige Handwercker die
Gewohnheit unter sich haben, daß, was ein
Meister angefangen, der andere nicht ausma-
chen solte; und insonderheit die Bader und
Wund-Aertzte einige Difficultät machen, das
Band auffzulösen, oder die Cur eines Ver-
wundeten, so ein andrer angefangen, auff Be-
gehren des Beschädigten zu übernehmen, und
zu vollenden. Jtem, da sie (3.) einen Hand-
wercker, der wegen eines ihm imputirten Ver-
brechens zur gefänglichen Hafft und Inquisi-
tion
kommen, seiner Unschuld aber durch aus-
gestandene Tortur, oder in andere rechtliche
Wege ausgeführet, und darüber Obrigkeitlich
absolviret worden, nicht unter sich dulden
wollen.

§. 31. (4.) Da etwan ein Meister ein deli-
ctum
verübet, und nachgehends dessen Absolu-
tion erlanget, wie ingleichen wenn eines Mei-
sters Weib ein fleischlich Verbrechen begangen,
und nach ausgestandner Obrigkeitlichen Straf-
fe wiederum zu Gnaden auffgenommen wor-
den, oder aber auch wegen einer und andern ein

blosser



Schlagung des Meſſers in die Thuͤr-Schwel-
len und Abhohlung der Perſonen zu ihrer der
Abdecker Arbeit nach eigenen Gefallen dahin zu
noͤthigen, daß ſie ſich mit einem Stuͤck Geld bey
ihnen abfinden muͤſſen.

§. 30. (2.) Daß einige Handwercker die
Gewohnheit unter ſich haben, daß, was ein
Meiſter angefangen, der andere nicht ausma-
chen ſolte; und inſonderheit die Bader und
Wund-Aertzte einige Difficultaͤt machen, das
Band auffzuloͤſen, oder die Cur eines Ver-
wundeten, ſo ein andrer angefangen, auff Be-
gehren des Beſchaͤdigten zu uͤbernehmen, und
zu vollenden. Jtem, da ſie (3.) einen Hand-
wercker, der wegen eines ihm imputirten Ver-
brechens zur gefaͤnglichen Hafft und Inquiſi-
tion
kommen, ſeiner Unſchuld aber durch aus-
geſtandene Tortur, oder in andere rechtliche
Wege ausgefuͤhret, und daruͤber Obrigkeitlich
abſolviret worden, nicht unter ſich dulden
wollen.

§. 31. (4.) Da etwan ein Meiſter ein deli-
ctum
veruͤbet, und nachgehends deſſen Abſolu-
tion erlanget, wie ingleichen wenn eines Mei-
ſters Weib ein fleiſchlich Verbrechen begangen,
und nach ausgeſtandner Obrigkeitlichen Straf-
fe wiederum zu Gnaden auffgenommen wor-
den, oder aber auch wegen einer und andern ein

bloſſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1092" n="1072"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Schlagung des Me&#x017F;&#x017F;ers in die Thu&#x0364;r-Schwel-<lb/>
len und Abhohlung der Per&#x017F;onen zu ihrer der<lb/>
Abdecker Arbeit nach eigenen Gefallen dahin zu<lb/>
no&#x0364;thigen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich mit einem Stu&#x0364;ck Geld bey<lb/>
ihnen abfinden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 30. (2.) Daß einige Handwercker die<lb/>
Gewohnheit unter &#x017F;ich haben, daß, was ein<lb/>
Mei&#x017F;ter angefangen, der andere nicht ausma-<lb/>
chen &#x017F;olte; und in&#x017F;onderheit die Bader und<lb/>
Wund-Aertzte einige <hi rendition="#aq">Difficul</hi>ta&#x0364;t machen, das<lb/>
Band auffzulo&#x0364;&#x017F;en, oder die Cur eines Ver-<lb/>
wundeten, &#x017F;o ein andrer angefangen, auff Be-<lb/>
gehren des Be&#x017F;cha&#x0364;digten zu u&#x0364;bernehmen, und<lb/>
zu vollenden. Jtem, da &#x017F;ie (3.) einen Hand-<lb/>
wercker, der wegen eines ihm <hi rendition="#aq">imputi</hi>rten Ver-<lb/>
brechens zur gefa&#x0364;nglichen Hafft und <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;i-<lb/>
tion</hi> kommen, &#x017F;einer Un&#x017F;chuld aber durch aus-<lb/>
ge&#x017F;tandene <hi rendition="#aq">Tortur,</hi> oder in andere rechtliche<lb/>
Wege ausgefu&#x0364;hret, und daru&#x0364;ber Obrigkeitlich<lb/><hi rendition="#aq">ab&#x017F;olvi</hi>ret worden, nicht unter &#x017F;ich dulden<lb/>
wollen.</p><lb/>
        <p>§. 31. (4.) Da etwan ein Mei&#x017F;ter ein <hi rendition="#aq">deli-<lb/>
ctum</hi> veru&#x0364;bet, und nachgehends de&#x017F;&#x017F;en Ab&#x017F;olu-<lb/>
tion erlanget, wie ingleichen wenn eines Mei-<lb/>
&#x017F;ters Weib ein flei&#x017F;chlich Verbrechen begangen,<lb/>
und nach ausge&#x017F;tandner Obrigkeitlichen Straf-<lb/>
fe wiederum zu Gnaden auffgenommen wor-<lb/>
den, oder aber auch wegen einer und andern ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">blo&#x017F;&#x017F;er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1072/1092] Schlagung des Meſſers in die Thuͤr-Schwel- len und Abhohlung der Perſonen zu ihrer der Abdecker Arbeit nach eigenen Gefallen dahin zu noͤthigen, daß ſie ſich mit einem Stuͤck Geld bey ihnen abfinden muͤſſen. §. 30. (2.) Daß einige Handwercker die Gewohnheit unter ſich haben, daß, was ein Meiſter angefangen, der andere nicht ausma- chen ſolte; und inſonderheit die Bader und Wund-Aertzte einige Difficultaͤt machen, das Band auffzuloͤſen, oder die Cur eines Ver- wundeten, ſo ein andrer angefangen, auff Be- gehren des Beſchaͤdigten zu uͤbernehmen, und zu vollenden. Jtem, da ſie (3.) einen Hand- wercker, der wegen eines ihm imputirten Ver- brechens zur gefaͤnglichen Hafft und Inquiſi- tion kommen, ſeiner Unſchuld aber durch aus- geſtandene Tortur, oder in andere rechtliche Wege ausgefuͤhret, und daruͤber Obrigkeitlich abſolviret worden, nicht unter ſich dulden wollen. §. 31. (4.) Da etwan ein Meiſter ein deli- ctum veruͤbet, und nachgehends deſſen Abſolu- tion erlanget, wie ingleichen wenn eines Mei- ſters Weib ein fleiſchlich Verbrechen begangen, und nach ausgeſtandner Obrigkeitlichen Straf- fe wiederum zu Gnaden auffgenommen wor- den, oder aber auch wegen einer und andern ein bloſſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1092
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1072. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1092>, abgerufen am 23.11.2024.