Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.den hierdurch 1.) die Knaben zu ihrer künfftigen Handthierung vortrefflich praepariret, wenn sie schon vorhero genaue Kenntniß der Mate- rialien haben, und aus der Mathematic einige sehr nutzbahre Vortheile erlernet. 2.) Wenn alle Materialien der Handwercker gezeiget werden, also, daß man derselben vielfältige Verarbeitung darbey erklähret, wird alsdenn ein ieder Knabe um desto leichter auslesen und erwehlen können, zu welcher Handthierung er am meisten Lust und Geschicklichkeit habe; Und wenn nun auf solche Art ein selectus ingenio- rum erfolgen wird, und ein ieglicher dazu gelan- get, wozu ihm GOtt seinem Naturel nach die meiste Fähigkeit gegeben wird, ein solches Sub- jectum in seiner Profession excelliren können. 3.) Würden die Knaben hierdurch vom Müßig- gange abgehalten, und fänden doch zugleich darbey ein viel besser divertissement, als sie von allen ihren Kindischen Spielen sonst nicht hoffen können. 4.) Es würden die Handwercks- Meister aus dieser mechanischen Schule, fähi- ge und sehr aufgemunterte Lehr-Jungen bekom- men, die sie nach Verlauf eines Jahres so gut als Gesellen werden nutzen können. 5.) Wenn ein Handwercks-Meister einen Lehrjungen nö- thig hätte, könte er es bey dieser Schule melden, so würde
den hierdurch 1.) die Knaben zu ihrer kuͤnfftigen Handthierung vortrefflich præpariret, wenn ſie ſchon vorhero genaue Kenntniß der Mate- rialien haben, und aus der Mathematic einige ſehr nutzbahre Vortheile erlernet. 2.) Wenn alle Materialien der Handwercker gezeiget werden, alſo, daß man derſelben vielfaͤltige Verarbeitung darbey erklaͤhret, wird alsdenn ein ieder Knabe um deſto leichter ausleſen und erwehlen koͤnnen, zu welcher Handthierung er am meiſten Luſt und Geſchicklichkeit habe; Und wenn nun auf ſolche Art ein ſelectus ingenio- rum erfolgen wird, und ein ieglicher dazu gelan- get, wozu ihm GOtt ſeinem Naturel nach die meiſte Faͤhigkeit gegeben wird, ein ſolches Sub- jectum in ſeiner Profesſion excelliren koͤnnen. 3.) Wuͤrden die Knaben hierdurch vom Muͤßig- gange abgehalten, und faͤnden doch zugleich darbey ein viel beſſer divertiſſement, als ſie von allen ihren Kindiſchen Spielen ſonſt nicht hoffen koͤnnen. 4.) Es wuͤrden die Handwercks- Meiſter aus dieſer mechaniſchen Schule, faͤhi- ge und ſehr aufgemunterte Lehr-Jungen bekom- men, die ſie nach Verlauf eines Jahres ſo gut als Geſellen werden nutzen koͤnnen. 5.) Wenn ein Handwercks-Meiſter einen Lehrjungen noͤ- thig haͤtte, koͤnte er es bey dieſer Schule melden, ſo wuͤrde
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Schule wird aus folgenden erhellen: Es wuͤr-
den hierdurch 1.) die Knaben zu ihrer kuͤnfftigen
Handthierung vortrefflich præpariret, wenn
ſie ſchon vorhero genaue Kenntniß der Mate-
rialien haben, und aus der Mathematic einige
ſehr nutzbahre Vortheile erlernet. 2.) Wenn
alle Materialien der Handwercker gezeiget
werden, alſo, daß man derſelben vielfaͤltige
Verarbeitung darbey erklaͤhret, wird alsdenn
ein ieder Knabe um deſto leichter ausleſen und
erwehlen koͤnnen, zu welcher Handthierung er
am meiſten Luſt und Geſchicklichkeit habe; Und
wenn nun auf ſolche Art ein ſelectus ingenio-
rum erfolgen wird, und ein ieglicher dazu gelan-
get, wozu ihm GOtt ſeinem Naturel nach die
meiſte Faͤhigkeit gegeben wird, ein ſolches Sub-
jectum in ſeiner Profesſion excelliren koͤnnen.
3.) Wuͤrden die Knaben hierdurch vom Muͤßig-
gange abgehalten, und faͤnden doch zugleich
darbey ein viel beſſer divertiſſement, als ſie
von allen ihren Kindiſchen Spielen ſonſt nicht
hoffen koͤnnen. 4.) Es wuͤrden die Handwercks-
Meiſter aus dieſer mechaniſchen Schule, faͤhi-
ge und ſehr aufgemunterte Lehr-Jungen bekom-
men, die ſie nach Verlauf eines Jahres ſo gut
als Geſellen werden nutzen koͤnnen. 5.) Wenn
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Zitationshilfe: | Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1054. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1074>, abgerufen am 29.06.2024. |