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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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eine iedwede Sache, die uns lieb und angenehm
ist, und wir in Ehren halten, expediret werden.
Wenn daher einer bey Fürstl. Gräfl. Adel.
oder Ehelichen Würden, Ehren, Treuen und
Glauben etwas versichert, so fragt sichs: Ob
solches wohl in dem foro externo vor eine äu-
serliche Würckung des Juraments zu halten
sey? z. E. Wenn eine Princeßin nach gesche-
hener Ausstattung unter dieser Formul der vä-
terlichen Erbschafft renunciret hätte, ob solche
bey ereignenden Fall nach dem Absterben ihres
Herrn Vaters nichts destoweniger in den vä-
terlichen Gütern succediren könne. Es ste-
hen zwar einige in den Gedancken, daß solches
angehe, und diese Worte vor ein wahres Jura-
ment
zu halten wären, allein die contraire
Meynung scheinet mit der Wahrheit mehr
überein zu kommen, und auch in Praxi mehr re-
cipi
rt zu seyn.

§. 19. Ferner fragt sichs, wenn ein Reichs-
Fürst bey Gräflichen Worten, Treu und
Glauben sich in einem Contract oder Obliga-
tion
verbindlich macht, ob wider denselben
Mandata sine clausula in dem Cammer-Ge-
richt ausgebracht werden, oder sie eine paratam
executionem
zuwege bringen können? Min-
danus
erzehlet, daß diese Frage in dem Cam-
mer-Gerichte lange Zeit ventiliret worden.

Ob
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eine iedwede Sache, die uns lieb und angenehm
iſt, und wir in Ehren halten, expediret werden.
Wenn daher einer bey Fuͤrſtl. Graͤfl. Adel.
oder Ehelichen Wuͤrden, Ehren, Treuen und
Glauben etwas verſichert, ſo fragt ſichs: Ob
ſolches wohl in dem foro externo vor eine aͤu-
ſerliche Wuͤrckung des Juraments zu halten
ſey? z. E. Wenn eine Princeßin nach geſche-
hener Ausſtattung unter dieſer Formul der vaͤ-
terlichen Erbſchafft renunciret haͤtte, ob ſolche
bey ereignenden Fall nach dem Abſterben ihres
Herrn Vaters nichts deſtoweniger in den vaͤ-
terlichen Guͤtern ſuccediren koͤnne. Es ſte-
hen zwar einige in den Gedancken, daß ſolches
angehe, und dieſe Worte vor ein wahres Jura-
ment
zu halten waͤren, allein die contraire
Meynung ſcheinet mit der Wahrheit mehr
uͤberein zu kommen, und auch in Praxi mehr re-
cipi
rt zu ſeyn.

§. 19. Ferner fragt ſichs, wenn ein Reichs-
Fuͤrſt bey Graͤflichen Worten, Treu und
Glauben ſich in einem Contract oder Obliga-
tion
verbindlich macht, ob wider denſelben
Mandata ſine clauſula in dem Cammer-Ge-
richt ausgebracht werden, oder ſie eine paratam
executionem
zuwege bringen koͤnnen? Min-
danus
erzehlet, daß dieſe Frage in dem Cam-
mer-Gerichte lange Zeit ventiliret worden.

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[83/0103] eine iedwede Sache, die uns lieb und angenehm iſt, und wir in Ehren halten, expediret werden. Wenn daher einer bey Fuͤrſtl. Graͤfl. Adel. oder Ehelichen Wuͤrden, Ehren, Treuen und Glauben etwas verſichert, ſo fragt ſichs: Ob ſolches wohl in dem foro externo vor eine aͤu- ſerliche Wuͤrckung des Juraments zu halten ſey? z. E. Wenn eine Princeßin nach geſche- hener Ausſtattung unter dieſer Formul der vaͤ- terlichen Erbſchafft renunciret haͤtte, ob ſolche bey ereignenden Fall nach dem Abſterben ihres Herrn Vaters nichts deſtoweniger in den vaͤ- terlichen Guͤtern ſuccediren koͤnne. Es ſte- hen zwar einige in den Gedancken, daß ſolches angehe, und dieſe Worte vor ein wahres Jura- ment zu halten waͤren, allein die contraire Meynung ſcheinet mit der Wahrheit mehr uͤberein zu kommen, und auch in Praxi mehr re- cipirt zu ſeyn. §. 19. Ferner fragt ſichs, wenn ein Reichs- Fuͤrſt bey Graͤflichen Worten, Treu und Glauben ſich in einem Contract oder Obliga- tion verbindlich macht, ob wider denſelben Mandata ſine clauſula in dem Cammer-Ge- richt ausgebracht werden, oder ſie eine paratam executionem zuwege bringen koͤnnen? Min- danus erzehlet, daß dieſe Frage in dem Cam- mer-Gerichte lange Zeit ventiliret worden. Ob F 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/103>, abgerufen am 21.05.2024.