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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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walt unterthan sind, und man niemanden,
wenn sie die Contracte violiren, deßwegen
zum Richter imploriren kan, so soll der
grosse GOtt selber, dafern sie bundbrüchig er-
funden werden solten, einen Rächer abgeben.
Ob nun zwar nicht zu läugnen, daß bey unserm
HErr GOtt in Ansehung der Obligation
und den Menschen versprochener Treue und
Ehrlichkeit ein geringer Unterscheid ist unter ei-
ner eidlichen Verbindung und schlechten getha-
nen Versprechen, sintemahl man in beyden
Fällen ein Verbrechen begehet, so ist doch
gewiß, daß ein Fürst eine grössere Sünde thut,
der eine mit einem Jurament bevestigte Con-
vention
übertritt, als der ein schlecht pactum
violi
rt. Es fragen einige, wenn ein pactum
auf folgende Art verclausulirt würde: Alles
bey unsern Ehren, Würden, Treuen, Glau-
ben und wahren Worten, so wahr mir GOtt
helffe! ob dieses wohl ein wahres Jurament
anzeige? Jch halte, daß dieses gar kein Zwei-
sel sey. Denn wo unter Anruffung göttli-
chen Nahmens etwas versprochen wird, da ist
auch ein wahres Jurament.

§. 18. Es ist nicht nur in dem natürlichen
Recht gegründet, sondern auch den deutschen
Gewohnheiten nach gebräuchlich, daß die Be-
theurungen wegen Haltung der Zusagen durch

eine



walt unterthan ſind, und man niemanden,
wenn ſie die Contracte violiren, deßwegen
zum Richter imploriren kan, ſo ſoll der
groſſe GOtt ſelber, dafern ſie bundbruͤchig er-
funden werden ſolten, einen Raͤcher abgeben.
Ob nun zwar nicht zu laͤugnen, daß bey unſerm
HErr GOtt in Anſehung der Obligation
und den Menſchen verſprochener Treue und
Ehrlichkeit ein geringer Unterſcheid iſt unter ei-
ner eidlichen Verbindung und ſchlechten getha-
nen Verſprechen, ſintemahl man in beyden
Faͤllen ein Verbrechen begehet, ſo iſt doch
gewiß, daß ein Fuͤrſt eine groͤſſere Suͤnde thut,
der eine mit einem Jurament beveſtigte Con-
vention
uͤbertritt, als der ein ſchlecht pactum
violi
rt. Es fragen einige, wenn ein pactum
auf folgende Art verclauſulirt wuͤrde: Alles
bey unſern Ehren, Wuͤrden, Treuen, Glau-
ben und wahren Worten, ſo wahr mir GOtt
helffe! ob dieſes wohl ein wahres Jurament
anzeige? Jch halte, daß dieſes gar kein Zwei-
ſel ſey. Denn wo unter Anruffung goͤttli-
chen Nahmens etwas verſprochen wird, da iſt
auch ein wahres Jurament.

§. 18. Es iſt nicht nur in dem natuͤrlichen
Recht gegruͤndet, ſondern auch den deutſchen
Gewohnheiten nach gebraͤuchlich, daß die Be-
theurungen wegen Haltung der Zuſagen durch

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[82/0102] walt unterthan ſind, und man niemanden, wenn ſie die Contracte violiren, deßwegen zum Richter imploriren kan, ſo ſoll der groſſe GOtt ſelber, dafern ſie bundbruͤchig er- funden werden ſolten, einen Raͤcher abgeben. Ob nun zwar nicht zu laͤugnen, daß bey unſerm HErr GOtt in Anſehung der Obligation und den Menſchen verſprochener Treue und Ehrlichkeit ein geringer Unterſcheid iſt unter ei- ner eidlichen Verbindung und ſchlechten getha- nen Verſprechen, ſintemahl man in beyden Faͤllen ein Verbrechen begehet, ſo iſt doch gewiß, daß ein Fuͤrſt eine groͤſſere Suͤnde thut, der eine mit einem Jurament beveſtigte Con- vention uͤbertritt, als der ein ſchlecht pactum violirt. Es fragen einige, wenn ein pactum auf folgende Art verclauſulirt wuͤrde: Alles bey unſern Ehren, Wuͤrden, Treuen, Glau- ben und wahren Worten, ſo wahr mir GOtt helffe! ob dieſes wohl ein wahres Jurament anzeige? Jch halte, daß dieſes gar kein Zwei- ſel ſey. Denn wo unter Anruffung goͤttli- chen Nahmens etwas verſprochen wird, da iſt auch ein wahres Jurament. §. 18. Es iſt nicht nur in dem natuͤrlichen Recht gegruͤndet, ſondern auch den deutſchen Gewohnheiten nach gebraͤuchlich, daß die Be- theurungen wegen Haltung der Zuſagen durch eine

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/102>, abgerufen am 24.11.2024.