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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Wirthsch. u. Bauer-Hochzeiten.
geringen Leute zu verstecken, ist von unterschiedenen
Seculis her nicht allein in Teutschland, sondern
auch an allen Europäischen Höfen eingeführet.
An manchen Oertern sind gewisse Land-Häuser zu
diesen Divertissemens gewidmet. Also schreibet
Molesworth in seiner Nachricht von dem König-
reich Dennemarck p. 200. daß der Königlich-Dä-
nische Hof sich allezeit auf einem Dorff, Nahmens
Amak, welches ein paar Meilen von Coppenhagen
gelegen wäre, als Nord-Holländische Bauern zu
verkleiden pflegte. Die Majestät würde daselbst
auf die Seite gestellt; die Königlichen Herrschaff-
ten speißten nebst ihrer Hofstatt auf höltzernen und
irrdenen Schüsseln, und tantzten nach Bauern-
Music.

§. 2. Diese Lustbarkeiten werden mehrentheils
Wirthschafften genennet, und auf verschiedene
Weise angestellet. Bißweilen geschehen sie en
Masque,
und bißweilen ohne Masque. Einige be-
stehen in mancherley nur ersinnlichen Handwer-
ckern und sind mit einer Mercerie oder einer Nach-
ahmung eines solennen Jahrmarckts vereiniget.
Die mancherley Boutiquen, die mit den kostbar-
sten Galanterie-Waaren und artigsten Ulumina-
tion
en ausgeputzt, und nach besondern Figuren gar
sinnreich ordonirt, formiren einen sehr schönen
Prospect. Der gantze Platz ist mit Pyramiden,
an denen viel hundert Lampen hängen, gezieret und
erleuchtet. Die Kauffer und Verkauffer sind ho-
he Standes-Personen, und die darzu ausgesuchten

Spitz-
F f f 5

Von Wirthſch. u. Bauer-Hochzeiten.
geringen Leute zu verſtecken, iſt von unterſchiedenen
Seculis her nicht allein in Teutſchland, ſondern
auch an allen Europaͤiſchen Hoͤfen eingefuͤhret.
An manchen Oertern ſind gewiſſe Land-Haͤuſer zu
dieſen Divertiſſemens gewidmet. Alſo ſchreibet
Molesworth in ſeiner Nachricht von dem Koͤnig-
reich Dennemarck p. 200. daß der Koͤniglich-Daͤ-
niſche Hof ſich allezeit auf einem Dorff, Nahmens
Amak, welches ein paar Meilen von Coppenhagen
gelegen waͤre, als Nord-Hollaͤndiſche Bauern zu
verkleiden pflegte. Die Majeſtaͤt wuͤrde daſelbſt
auf die Seite geſtellt; die Koͤniglichen Herrſchaff-
ten ſpeißten nebſt ihrer Hofſtatt auf hoͤltzernen und
irrdenen Schuͤſſeln, und tantzten nach Bauern-
Muſic.

§. 2. Dieſe Luſtbarkeiten werden mehrentheils
Wirthſchafften genennet, und auf verſchiedene
Weiſe angeſtellet. Bißweilen geſchehen ſie en
Maſque,
und bißweilen ohne Maſque. Einige be-
ſtehen in mancherley nur erſinnlichen Handwer-
ckern und ſind mit einer Mercerie oder einer Nach-
ahmung eines ſolennen Jahrmarckts vereiniget.
Die mancherley Boutiquen, die mit den koſtbar-
ſten Galanterie-Waaren und artigſten Ulumina-
tion
en ausgeputzt, und nach beſondern Figuren gar
ſinnreich ordonirt, formiren einen ſehr ſchoͤnen
Proſpect. Der gantze Platz iſt mit Pyramiden,
an denen viel hundert Lampen haͤngen, gezieret und
erleuchtet. Die Kauffer und Verkauffer ſind ho-
he Standes-Perſonen, und die darzu ausgeſuchten

Spitz-
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[825/0849] Von Wirthſch. u. Bauer-Hochzeiten. geringen Leute zu verſtecken, iſt von unterſchiedenen Seculis her nicht allein in Teutſchland, ſondern auch an allen Europaͤiſchen Hoͤfen eingefuͤhret. An manchen Oertern ſind gewiſſe Land-Haͤuſer zu dieſen Divertiſſemens gewidmet. Alſo ſchreibet Molesworth in ſeiner Nachricht von dem Koͤnig- reich Dennemarck p. 200. daß der Koͤniglich-Daͤ- niſche Hof ſich allezeit auf einem Dorff, Nahmens Amak, welches ein paar Meilen von Coppenhagen gelegen waͤre, als Nord-Hollaͤndiſche Bauern zu verkleiden pflegte. Die Majeſtaͤt wuͤrde daſelbſt auf die Seite geſtellt; die Koͤniglichen Herrſchaff- ten ſpeißten nebſt ihrer Hofſtatt auf hoͤltzernen und irrdenen Schuͤſſeln, und tantzten nach Bauern- Muſic. §. 2. Dieſe Luſtbarkeiten werden mehrentheils Wirthſchafften genennet, und auf verſchiedene Weiſe angeſtellet. Bißweilen geſchehen ſie en Maſque, und bißweilen ohne Maſque. Einige be- ſtehen in mancherley nur erſinnlichen Handwer- ckern und ſind mit einer Mercerie oder einer Nach- ahmung eines ſolennen Jahrmarckts vereiniget. Die mancherley Boutiquen, die mit den koſtbar- ſten Galanterie-Waaren und artigſten Ulumina- tionen ausgeputzt, und nach beſondern Figuren gar ſinnreich ordonirt, formiren einen ſehr ſchoͤnen Proſpect. Der gantze Platz iſt mit Pyramiden, an denen viel hundert Lampen haͤngen, gezieret und erleuchtet. Die Kauffer und Verkauffer ſind ho- he Standes-Perſonen, und die darzu ausgeſuchten Spitz- F f f 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/849>, abgerufen am 25.11.2024.