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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. III. Capitul.
che wäre. S. Beckmanns Anhältischer Geschich-
te, V. Theil. p. 141.

§. 9. Viel und mancherley Zwistigkeiten waren
fast den meisten Turnier-Spielen eigenthümlich,
so daß bey der Beschreibung des von Chur-Fürst
Joachim I. zu Brandenburg gehaltenen Turniers
pag. 44. als etwas sonderbahres, ja gar als etwas
wunderbahres und unerhörtes angemercket wird,
daß bey einem so grossen Convent und Zusammen-
tretung so vieler Personen, welche von so verschie-
denen Nationen, und aus so mancherley Provin-
tzien sich dahin begeben, bey so vielen angestellten
Lustbarkeiten, Banqueten, Balletten, Lust- und
Ernst-Spielen, ja bey so mancherley Schertz-Re-
den und Discoursen unter den Turnierenden und
Kämpffern selbst nicht der geringste Unwillen,
Streit, Mißverständniß oder Eifersucht sich ent-
sponnen, sondern sich alles mit höchster Zufrieden-
heit und Vergnügen aller Anwesenden angefan-
gen und geendiget.

§. 10. Nachdem nun mancherley Verdruß mit
vielen Ritter-Spielen vergesellschafftet gewesen, so
darff man sich nicht wundern, wenn einige von den
Teutschen Fürsten sehr schlecht Plaisir darbey ge-
funden. Als Chur-Fürst Johannes zu Sachsen
noch ein junger Herr gewesen, und zu Jnspruck an
dem Hofe Kaysers Maximiliani I. eine gute Zeit mit
Rennen, Stechen, Turnieren, Tantzen und andern
Ergötzlichkeiten zugebracht, hat er sich gar öffters
nach der Zeit, wenn er daran gedacht, die Worte

ver-

IV. Theil. III. Capitul.
che waͤre. S. Beckmanns Anhaͤltiſcher Geſchich-
te, V. Theil. p. 141.

§. 9. Viel und mancherley Zwiſtigkeiten waren
faſt den meiſten Turnier-Spielen eigenthuͤmlich,
ſo daß bey der Beſchreibung des von Chur-Fuͤrſt
Joachim I. zu Brandenburg gehaltenen Turniers
pag. 44. als etwas ſonderbahres, ja gar als etwas
wunderbahres und unerhoͤrtes angemercket wird,
daß bey einem ſo groſſen Convent und Zuſammen-
tretung ſo vieler Perſonen, welche von ſo verſchie-
denen Nationen, und aus ſo mancherley Provin-
tzien ſich dahin begeben, bey ſo vielen angeſtellten
Luſtbarkeiten, Banqueten, Balletten, Luſt- und
Ernſt-Spielen, ja bey ſo mancherley Schertz-Re-
den und Diſcourſen unter den Turnierenden und
Kaͤmpffern ſelbſt nicht der geringſte Unwillen,
Streit, Mißverſtaͤndniß oder Eiferſucht ſich ent-
ſponnen, ſondern ſich alles mit hoͤchſter Zufrieden-
heit und Vergnuͤgen aller Anweſenden angefan-
gen und geendiget.

§. 10. Nachdem nun mancherley Verdruß mit
vielen Ritter-Spielen vergeſellſchafftet geweſen, ſo
darff man ſich nicht wundern, wenn einige von den
Teutſchen Fuͤrſten ſehr ſchlecht Plaiſir darbey ge-
funden. Als Chur-Fuͤrſt Johannes zu Sachſen
noch ein junger Herr geweſen, und zu Jnſpruck an
dem Hofe Kayſers Maximiliani I. eine gute Zeit mit
Rennen, Stechen, Turnieren, Tantzen und andern
Ergoͤtzlichkeiten zugebracht, hat er ſich gar oͤffters
nach der Zeit, wenn er daran gedacht, die Worte

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[756/0780] IV. Theil. III. Capitul. che waͤre. S. Beckmanns Anhaͤltiſcher Geſchich- te, V. Theil. p. 141. §. 9. Viel und mancherley Zwiſtigkeiten waren faſt den meiſten Turnier-Spielen eigenthuͤmlich, ſo daß bey der Beſchreibung des von Chur-Fuͤrſt Joachim I. zu Brandenburg gehaltenen Turniers pag. 44. als etwas ſonderbahres, ja gar als etwas wunderbahres und unerhoͤrtes angemercket wird, daß bey einem ſo groſſen Convent und Zuſammen- tretung ſo vieler Perſonen, welche von ſo verſchie- denen Nationen, und aus ſo mancherley Provin- tzien ſich dahin begeben, bey ſo vielen angeſtellten Luſtbarkeiten, Banqueten, Balletten, Luſt- und Ernſt-Spielen, ja bey ſo mancherley Schertz-Re- den und Diſcourſen unter den Turnierenden und Kaͤmpffern ſelbſt nicht der geringſte Unwillen, Streit, Mißverſtaͤndniß oder Eiferſucht ſich ent- ſponnen, ſondern ſich alles mit hoͤchſter Zufrieden- heit und Vergnuͤgen aller Anweſenden angefan- gen und geendiget. §. 10. Nachdem nun mancherley Verdruß mit vielen Ritter-Spielen vergeſellſchafftet geweſen, ſo darff man ſich nicht wundern, wenn einige von den Teutſchen Fuͤrſten ſehr ſchlecht Plaiſir darbey ge- funden. Als Chur-Fuͤrſt Johannes zu Sachſen noch ein junger Herr geweſen, und zu Jnſpruck an dem Hofe Kayſers Maximiliani I. eine gute Zeit mit Rennen, Stechen, Turnieren, Tantzen und andern Ergoͤtzlichkeiten zugebracht, hat er ſich gar oͤffters nach der Zeit, wenn er daran gedacht, die Worte ver-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/780>, abgerufen am 22.11.2024.