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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von mancherl. Turnieren u. Ritterspielen.
gekämpffet, deren er 12 todt in den Sand geworf-
fen, die andern aber flüchtig gemacht, so hätte
die junge Königin Creinhield als Stiffterin dieses
Blut-Bades 52 Rosen-Kräntze gewunden, und
sie diesem Mönch als Sieges-Zeichen geschenckt,
worauf er ihr 52 Küsse gegeben, dabey aber ihre
zarte Lippen mit seinem rauhen Bart dermaßen
gerieben, daß das Blut herausgeflossen, dabey er
sich denn dieser Worte bedient:

Also soll man küssen die ungetreue Maid,
Daß sie auch soll wissen, was sie gestifft vor
Laid.

§. 8. Bey andern gieng es zwar so arg nicht her,
es wurden aber doch bißweilen manche Ritter von
Ehrgeitz und Rachgierde so angeflammt, daß sie
einen andern ein treflich empfindlich Nota bene
gaben. Als die Teutschen Fürsten anno 1521 bey
währenden Reichs-Tage zu Augspurg, dem neu ge-
krönten Kayser zu Ehren unterschiedene Ritter-
Spiele hielten, und die dabey befindlichen Spanier
und Jtaliäner dieses scharffe Rennen nicht sonder-
lich achteten, mit Vorgeben, daß es zu einem Ernst
zu geringe, zu einem Schertz aber zu hart wäre.
So hat Fürst Wolffgang zu Anhalt bey einem
scharffen Rennen dergestallt mit Hertzog Henrichen
zu Braunschweig getroffen, daß auf beyden Thei-
len Mann und Pferde gelegen, und beyden Fürstli-
chen Personen das Blut zum Ohren und Munde
häufig hervorgedrungen, und gaben also zu verstehen
daß ein solch scharff Rennen keine so gar leichte Sa-

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Von mancherl. Turnieren u. Ritterſpielen.
gekaͤmpffet, deren er 12 todt in den Sand geworf-
fen, die andern aber fluͤchtig gemacht, ſo haͤtte
die junge Koͤnigin Creinhield als Stiffterin dieſes
Blut-Bades 52 Roſen-Kraͤntze gewunden, und
ſie dieſem Moͤnch als Sieges-Zeichen geſchenckt,
worauf er ihr 52 Kuͤſſe gegeben, dabey aber ihre
zarte Lippen mit ſeinem rauhen Bart dermaßen
gerieben, daß das Blut herausgefloſſen, dabey er
ſich denn dieſer Worte bedient:

Alſo ſoll man kuͤſſen die ungetreue Maid,
Daß ſie auch ſoll wiſſen, was ſie geſtifft vor
Laid.

§. 8. Bey andern gieng es zwar ſo arg nicht her,
es wurden aber doch bißweilen manche Ritter von
Ehrgeitz und Rachgierde ſo angeflammt, daß ſie
einen andern ein treflich empfindlich Nota bene
gaben. Als die Teutſchen Fuͤrſten anno 1521 bey
waͤhrenden Reichs-Tage zu Augſpurg, dem neu ge-
kroͤnten Kayſer zu Ehren unterſchiedene Ritter-
Spiele hielten, und die dabey befindlichen Spanier
und Jtaliaͤner dieſes ſcharffe Rennen nicht ſonder-
lich achteten, mit Vorgeben, daß es zu einem Ernſt
zu geringe, zu einem Schertz aber zu hart waͤre.
So hat Fuͤrſt Wolffgang zu Anhalt bey einem
ſcharffen Rennen dergeſtallt mit Hertzog Henrichen
zu Braunſchweig getroffen, daß auf beyden Thei-
len Mann und Pferde gelegen, und beyden Fuͤrſtli-
chen Perſonen das Blut zum Ohren und Munde
haͤufig hervorgedrungen, und gaben alſo zu veꝛſtehen
daß ein ſolch ſcharff Rennen keine ſo gar leichte Sa-

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[755/0779] Von mancherl. Turnieren u. Ritterſpielen. gekaͤmpffet, deren er 12 todt in den Sand geworf- fen, die andern aber fluͤchtig gemacht, ſo haͤtte die junge Koͤnigin Creinhield als Stiffterin dieſes Blut-Bades 52 Roſen-Kraͤntze gewunden, und ſie dieſem Moͤnch als Sieges-Zeichen geſchenckt, worauf er ihr 52 Kuͤſſe gegeben, dabey aber ihre zarte Lippen mit ſeinem rauhen Bart dermaßen gerieben, daß das Blut herausgefloſſen, dabey er ſich denn dieſer Worte bedient: Alſo ſoll man kuͤſſen die ungetreue Maid, Daß ſie auch ſoll wiſſen, was ſie geſtifft vor Laid. §. 8. Bey andern gieng es zwar ſo arg nicht her, es wurden aber doch bißweilen manche Ritter von Ehrgeitz und Rachgierde ſo angeflammt, daß ſie einen andern ein treflich empfindlich Nota bene gaben. Als die Teutſchen Fuͤrſten anno 1521 bey waͤhrenden Reichs-Tage zu Augſpurg, dem neu ge- kroͤnten Kayſer zu Ehren unterſchiedene Ritter- Spiele hielten, und die dabey befindlichen Spanier und Jtaliaͤner dieſes ſcharffe Rennen nicht ſonder- lich achteten, mit Vorgeben, daß es zu einem Ernſt zu geringe, zu einem Schertz aber zu hart waͤre. So hat Fuͤrſt Wolffgang zu Anhalt bey einem ſcharffen Rennen dergeſtallt mit Hertzog Henrichen zu Braunſchweig getroffen, daß auf beyden Thei- len Mann und Pferde gelegen, und beyden Fuͤrſtli- chen Perſonen das Blut zum Ohren und Munde haͤufig hervorgedrungen, und gaben alſo zu veꝛſtehen daß ein ſolch ſcharff Rennen keine ſo gar leichte Sa- che B b b 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/779>, abgerufen am 22.11.2024.