§. 6. Nachgehends wurden sie der bloßen Diver- tissemens wegen angeordnet, und die Ritter durch folgendes alt Fränckische Formular dazu eingela- den: Nachdem wir zu unsern Hochzeitlichen Eh- ren und Freuden, allerley Fröhlichkeit, Ritterspiel, und andere Kurtzweil zu halten und zu vollbringen entschlossen; Als haben wir Chur-Fürst N. von N. darneben die Durchlauchtige N. N. wie denn auch der Veste, unser Hof-Marschall, Ober-Stallmei- ster und lieber Getreuer N. N. bedacht, dem Kö- niglichen, Chur-Fürstlichen, Fürstlichen, Geistli- chen und andern Adelichen Frauenzimmer zu Eh- ren, Gefallen und Vermehrung ehrlicher Freude und Ergötzlichkeit den Tag N. N. um 1. Uhr ein freyes ritterliches Rennen zu halten entschlossen, und dich N. N. nebst andern Rittern dazu einzu- laden, befehlen dir also etc.
§. 7. Bißweilen giengen greuliche Excesse da- bey vor, und hatte mancher im Sinn einen andern bey dieser Gelegenheit eines zu versetzen, daß er es entweder sein Lebetage fühlen oder gar des Aufste- hens dabey vergessen solte. Der Herr von Zieg- ler erwehnet in seinem Historischen Schau-Platz p. 908. eine schändliche Action, so bey einen Tur- niere passiret. Als der König Dietrich unter dem Kayser Justino zu Worms ein Turnieren im Rosen-Garten gehalten, worinnen der Mönch Ilsa- nes aus dem Closter Eisenburg den Preiß davon getragen, immaßen er den stoltzen Ritter Stau- denfuß erlegt, auch noch mit 52 starcken Männern
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IV. Theil. III. Capitul.
§. 6. Nachgehends wurden ſie der bloßen Diver- tiſſemens wegen angeordnet, und die Ritter durch folgendes alt Fraͤnckiſche Formular dazu eingela- den: Nachdem wir zu unſern Hochzeitlichen Eh- ren und Freuden, allerley Froͤhlichkeit, Ritterſpiel, und andere Kurtzweil zu halten und zu vollbringen entſchloſſen; Als haben wir Chur-Fuͤrſt N. von N. darneben die Durchlauchtige N. N. wie denn auch der Veſte, unſer Hof-Marſchall, Ober-Stallmei- ſter und lieber Getreuer N. N. bedacht, dem Koͤ- niglichen, Chur-Fuͤrſtlichen, Fuͤrſtlichen, Geiſtli- chen und andern Adelichen Frauenzimmer zu Eh- ren, Gefallen und Vermehrung ehrlicher Freude und Ergoͤtzlichkeit den Tag N. N. um 1. Uhr ein freyes ritterliches Rennen zu halten entſchloſſen, und dich N. N. nebſt andern Rittern dazu einzu- laden, befehlen dir alſo ꝛc.
§. 7. Bißweilen giengen greuliche Exceſſe da- bey vor, und hatte mancher im Sinn einen andern bey dieſer Gelegenheit eines zu verſetzen, daß er es entweder ſein Lebetage fuͤhlen oder gar des Aufſte- hens dabey vergeſſen ſolte. Der Herr von Zieg- ler erwehnet in ſeinem Hiſtoriſchen Schau-Platz p. 908. eine ſchaͤndliche Action, ſo bey einen Tur- niere paſſiret. Als der Koͤnig Dietrich unter dem Kayſer Juſtino zu Worms ein Turnieren im Roſen-Garten gehalten, worinnen der Moͤnch Ilſa- nes aus dem Cloſter Eiſenburg den Preiß davon getragen, immaßen er den ſtoltzen Ritter Stau- denfuß erlegt, auch noch mit 52 ſtarcken Maͤnnern
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IV. Theil. III. Capitul.
§. 6. Nachgehends wurden ſie der bloßen Diver-
tiſſemens wegen angeordnet, und die Ritter durch
folgendes alt Fraͤnckiſche Formular dazu eingela-
den: Nachdem wir zu unſern Hochzeitlichen Eh-
ren und Freuden, allerley Froͤhlichkeit, Ritterſpiel,
und andere Kurtzweil zu halten und zu vollbringen
entſchloſſen; Als haben wir Chur-Fuͤrſt N. von N.
darneben die Durchlauchtige N. N. wie denn auch
der Veſte, unſer Hof-Marſchall, Ober-Stallmei-
ſter und lieber Getreuer N. N. bedacht, dem Koͤ-
niglichen, Chur-Fuͤrſtlichen, Fuͤrſtlichen, Geiſtli-
chen und andern Adelichen Frauenzimmer zu Eh-
ren, Gefallen und Vermehrung ehrlicher Freude
und Ergoͤtzlichkeit den Tag N. N. um 1. Uhr ein
freyes ritterliches Rennen zu halten entſchloſſen,
und dich N. N. nebſt andern Rittern dazu einzu-
laden, befehlen dir alſo ꝛc.
§. 7. Bißweilen giengen greuliche Exceſſe da-
bey vor, und hatte mancher im Sinn einen andern
bey dieſer Gelegenheit eines zu verſetzen, daß er es
entweder ſein Lebetage fuͤhlen oder gar des Aufſte-
hens dabey vergeſſen ſolte. Der Herr von Zieg-
ler erwehnet in ſeinem Hiſtoriſchen Schau-Platz
p. 908. eine ſchaͤndliche Action, ſo bey einen Tur-
niere paſſiret. Als der Koͤnig Dietrich unter
dem Kayſer Juſtino zu Worms ein Turnieren im
Roſen-Garten gehalten, worinnen der Moͤnch Ilſa-
nes aus dem Cloſter Eiſenburg den Preiß davon
getragen, immaßen er den ſtoltzen Ritter Stau-
denfuß erlegt, auch noch mit 52 ſtarcken Maͤnnern
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/778>, abgerufen am 22.11.2024.
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