auswerffen, zumahl wenn die Regenten der Zunei- gung des Volcks nicht recht versichert, und solche gleichsam hierdurch erkauffen müssen. Jn den Cle- vischen ist etwas besonders, daß ein Chur-Fürst- licher Minister bey den Huldigungen durch die Stadt reitet, und ein langes so genandtes Gnaden- Seil nach sich ziehet, welches vier Missethäter, so den Tod verschuldet, ergreiffen, und Pardon be- kommen. S. den II. Theil von Lünigs Europäisch. Theatr. Ceremon. p. 852.
§. 42. Die Magistrats-Personen in Städten und die übrigen von den Ständen pflegen nicht sel- ten die Durchlauchtigste Landes-Herrschafft, wenn sie die Gnade haben sie bey sich zu sehen, und einige von dero vornehmsten Ministres, die sie bey sich ha- ben, oder doch die von ihnen zu Einnehmung der Huldigung abgeordnete Gevollmächtigten zu be- schencken. Es bestehen aber die Praesente entwe- der in Beuteln mit Gelde, oder in schönen Pferden, oder pretieusen Silber-Geschirren. Zuweilen regaliren auch die Landes-Herrschafften dir vor- nehmsten von den Ständen mit ihren, mit Dia- manten besetzten Portraiten. Bey einigen Huldi- gungen werden silberne Schaalen voll shöner neuer silberner und güldener Müntze, mit des Lan- des-Fürstens Symbolo und seinem Bildnß, die auf den Huldigungs-Actum gepräget worden, auf- gesetzt, und unter die Stände ausgetheilet. Also wurde a. 1712 auf die Oesterreichische Hulligung eine Müntze geschlagen, da der Hercules der Oe-
stereichi-
III. Theil. VII. Capitul.
auswerffen, zumahl wenn die Regenten der Zunei- gung des Volcks nicht recht verſichert, und ſolche gleichſam hierdurch erkauffen muͤſſen. Jn den Cle- viſchen iſt etwas beſonders, daß ein Chur-Fuͤrſt- licher Miniſter bey den Huldigungen durch die Stadt reitet, und ein langes ſo genandtes Gnaden- Seil nach ſich ziehet, welches vier Miſſethaͤter, ſo den Tod verſchuldet, ergreiffen, und Pardon be- kommen. S. den II. Theil von Luͤnigs Europaͤiſch. Theatr. Ceremon. p. 852.
§. 42. Die Magiſtrats-Perſonen in Staͤdten und die uͤbrigen von den Staͤnden pflegen nicht ſel- ten die Durchlauchtigſte Landes-Herrſchafft, wenn ſie die Gnade haben ſie bey ſich zu ſehen, und einige von dero vornehmſten Miniſtres, die ſie bey ſich ha- ben, oder doch die von ihnen zu Einnehmung der Huldigung abgeordnete Gevollmaͤchtigten zu be- ſchencken. Es beſtehen aber die Præſente entwe- der in Beuteln mit Gelde, oder in ſchoͤnen Pferden, oder pretieuſen Silber-Geſchirren. Zuweilen regaliren auch die Landes-Herrſchafften dir vor- nehmſten von den Staͤnden mit ihren, mit Dia- manten beſetzten Portraiten. Bey einigen Huldi- gungen werden ſilberne Schaalen voll ſhoͤner neuer ſilberner und guͤldener Muͤntze, mit des Lan- des-Fuͤrſtens Symbolo und ſeinem Bildnß, die auf den Huldigungs-Actum gepraͤget worden, auf- geſetzt, und unter die Staͤnde ausgetheilet. Alſo wurde a. 1712 auf die Oeſterreichiſche Hulligung eine Muͤntze geſchlagen, da der Hercules der Oe-
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III. Theil. VII. Capitul.
auswerffen, zumahl wenn die Regenten der Zunei-
gung des Volcks nicht recht verſichert, und ſolche
gleichſam hierdurch erkauffen muͤſſen. Jn den Cle-
viſchen iſt etwas beſonders, daß ein Chur-Fuͤrſt-
licher Miniſter bey den Huldigungen durch die
Stadt reitet, und ein langes ſo genandtes Gnaden-
Seil nach ſich ziehet, welches vier Miſſethaͤter, ſo
den Tod verſchuldet, ergreiffen, und Pardon be-
kommen. S. den II. Theil von Luͤnigs Europaͤiſch.
Theatr. Ceremon. p. 852.
§. 42. Die Magiſtrats-Perſonen in Staͤdten
und die uͤbrigen von den Staͤnden pflegen nicht ſel-
ten die Durchlauchtigſte Landes-Herrſchafft, wenn
ſie die Gnade haben ſie bey ſich zu ſehen, und einige
von dero vornehmſten Miniſtres, die ſie bey ſich ha-
ben, oder doch die von ihnen zu Einnehmung der
Huldigung abgeordnete Gevollmaͤchtigten zu be-
ſchencken. Es beſtehen aber die Præſente entwe-
der in Beuteln mit Gelde, oder in ſchoͤnen Pferden,
oder pretieuſen Silber-Geſchirren. Zuweilen
regaliren auch die Landes-Herrſchafften dir vor-
nehmſten von den Staͤnden mit ihren, mit Dia-
manten beſetzten Portraiten. Bey einigen Huldi-
gungen werden ſilberne Schaalen voll ſhoͤner
neuer ſilberner und guͤldener Muͤntze, mit des Lan-
des-Fuͤrſtens Symbolo und ſeinem Bildnß, die
auf den Huldigungs-Actum gepraͤget worden, auf-
geſetzt, und unter die Staͤnde ausgetheilet. Alſo
wurde a. 1712 auf die Oeſterreichiſche Hulligung
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/702>, abgerufen am 22.11.2024.
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