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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Antrit u. Niederleg. der Regierung.
vom Geblüth, Gesandten und Ministri müssen ihm
die Felicitations-Complimens abstatten, und die
Homneur erzeigen, die seiner neuen Dignität eigen-
thümlich ist. Zuweilen geschiehet die Declaration
nur wor einigen hohen Ministres. Also hielten der
Römische Kayser Leopoldus I. eine Anrede an
Dero Geheimbde Conferenz-Räthe, als Sie
Jhren andern Durchlauchtigsten Herrn Sohn,
Ertz-Hertzog Carln, zum König in Spanien de-
clari
rten.

§. 4. Vor dem Antritt der Regierung machen
sich die grossen Herren anheischig, daß sie ohne der
Reichs- und Land-Stände Einwilligung die Fun-
damental-
Gesetze nicht ändern, vielweniger neue
Ordnungen, so dem Lande praejudicirlich seyn kön-
ten, einführen, noch die Interpretation der Reichs-
Satzungen und Friedens-Schlüsse vornehmen,
sondern mit gesammter Stände Rath und Verglei-
chung auf Reichs- und Land-Tägen damit verfah-
ren, zuvor aber nichts darinnen verfügen noch er-
gehen lassen. Sie versichern in den allerbündig-
sten Expressionen, ihre Unterthanen bey ihrer Re-
ligion, bey ihren Freyheiten und hergebrachten Ge-
rechtiokeiten zu erhalten, sie wohl zu beherrschen und
ihr Heyl zu besorgen.

§. 5. Die sämmtlichen Reichs-Stände werden
vor dem Antritt der Regierung convocirt; sie ge-
hen erstlich alle zusammen in einer solennen Pro-
cession
in die Kirche, um den daselbst angestellten
Gottesdienst abzuwarten; nachgehends erscheinen

sie
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Von Antrit u. Niederleg. der Regierung.
vom Gebluͤth, Geſandten und Miniſtri muͤſſen ihm
die Felicitations-Complimens abſtatten, und die
Homneur erzeigen, die ſeiner neuen Dignitaͤt eigen-
thuͤmlich iſt. Zuweilen geſchiehet die Declaration
nur wor einigen hohen Miniſtres. Alſo hielten der
Roͤmiſche Kayſer Leopoldus I. eine Anrede an
Dero Geheimbde Conferenz-Raͤthe, als Sie
Jhren andern Durchlauchtigſten Herrn Sohn,
Ertz-Hertzog Carln, zum Koͤnig in Spanien de-
clari
rten.

§. 4. Vor dem Antritt der Regierung machen
ſich die groſſen Herren anheiſchig, daß ſie ohne der
Reichs- und Land-Staͤnde Einwilligung die Fun-
damental-
Geſetze nicht aͤndern, vielweniger neue
Ordnungen, ſo dem Lande præjudicirlich ſeyn koͤn-
ten, einfuͤhren, noch die Interpretation der Reichs-
Satzungen und Friedens-Schluͤſſe vornehmen,
ſondern mit geſammter Staͤnde Rath und Verglei-
chung auf Reichs- und Land-Taͤgen damit verfah-
ren, zuvor aber nichts darinnen verfuͤgen noch er-
gehen laſſen. Sie verſichern in den allerbuͤndig-
ſten Expreſſionen, ihre Unterthanen bey ihrer Re-
ligion, bey ihren Freyheiten und hergebrachten Ge-
rechtiokeiten zu erhalten, ſie wohl zu beherrſchen und
ihr Heyl zu beſorgen.

§. 5. Die ſaͤmmtlichen Reichs-Staͤnde werden
vor dem Antritt der Regierung convocirt; ſie ge-
hen erſtlich alle zuſammen in einer ſolennen Pro-
ceſſion
in die Kirche, um den daſelbſt angeſtellten
Gottesdienſt abzuwarten; nachgehends erſcheinen

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[627/0651] Von Antrit u. Niederleg. der Regierung. vom Gebluͤth, Geſandten und Miniſtri muͤſſen ihm die Felicitations-Complimens abſtatten, und die Homneur erzeigen, die ſeiner neuen Dignitaͤt eigen- thuͤmlich iſt. Zuweilen geſchiehet die Declaration nur wor einigen hohen Miniſtres. Alſo hielten der Roͤmiſche Kayſer Leopoldus I. eine Anrede an Dero Geheimbde Conferenz-Raͤthe, als Sie Jhren andern Durchlauchtigſten Herrn Sohn, Ertz-Hertzog Carln, zum Koͤnig in Spanien de- clarirten. §. 4. Vor dem Antritt der Regierung machen ſich die groſſen Herren anheiſchig, daß ſie ohne der Reichs- und Land-Staͤnde Einwilligung die Fun- damental-Geſetze nicht aͤndern, vielweniger neue Ordnungen, ſo dem Lande præjudicirlich ſeyn koͤn- ten, einfuͤhren, noch die Interpretation der Reichs- Satzungen und Friedens-Schluͤſſe vornehmen, ſondern mit geſammter Staͤnde Rath und Verglei- chung auf Reichs- und Land-Taͤgen damit verfah- ren, zuvor aber nichts darinnen verfuͤgen noch er- gehen laſſen. Sie verſichern in den allerbuͤndig- ſten Expreſſionen, ihre Unterthanen bey ihrer Re- ligion, bey ihren Freyheiten und hergebrachten Ge- rechtiokeiten zu erhalten, ſie wohl zu beherrſchen und ihr Heyl zu beſorgen. §. 5. Die ſaͤmmtlichen Reichs-Staͤnde werden vor dem Antritt der Regierung convocirt; ſie ge- hen erſtlich alle zuſammen in einer ſolennen Pro- ceſſion in die Kirche, um den daſelbſt angeſtellten Gottesdienſt abzuwarten; nachgehends erſcheinen ſie R r 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/651>, abgerufen am 22.11.2024.