entweder von den Herrschafften selbst, oder von Dero Cavalieren beantwortet werden. Bißwei- len überreichen sie ihnen bloß ein Carmen, oder be- zeugen ihre Devotion, um sie nicht aufzuhalten, durch tieffe Neigungen. So werden sie auch wohl an den Ehren-Pforten, entweder von Manns-Per- sonen, oder von Frauenzimmer, die in Römischen oder andern artigen Habit eingekleidet, mit einer lieblichen Music beehret.
§. 6. Unter währendem Einzuge läst man biß- weilen die Röhren mit Weine vor den Pöbel springen, ingleichen werden Gedächtniß-Müntzen unter das Volck ausgeworffen, und einige von der Soldatesque darzu gestellet, um alles besorgliche Un- heil zu verwehren. Die Glocken werden geläutet, die Stücken gelöset, die Chöre der Trompeter und Paucker nebst anderer Music wird allenthalben ge- höret. Auf den Thürnen zeigen sich mancherley Seil-Täntzer und Lufft-Springer, die auf deren obersten Knopff-Spitze allerhand Gauckel-Possen vornehmen, und entweder ein Pistohl loßschiessen, oder ein Glaß Wein austrincken, und solches nach- gehends herunter werffen, wie man denn auf der Kunst-Cammer zu Berlin noch ein Glaß zeiget, wel- ches bey dem Königlichen Einzuge von des Thur- mes Spitze herunter geworffen worden, und den- noch biß auf ein klein Stückchen, so am Fusse ab- gesprungen, gantz geblieben.
§. 7. Bey den Römisch-Catholischen siehet man gar offters bey ihren Einzügen, und bey ihren Pro-
cessio-
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Von Einzuͤgen.
entweder von den Herrſchafften ſelbſt, oder von Dero Cavalieren beantwortet werden. Bißwei- len uͤberreichen ſie ihnen bloß ein Carmen, oder be- zeugen ihre Devotion, um ſie nicht aufzuhalten, durch tieffe Neigungen. So werden ſie auch wohl an den Ehren-Pforten, entweder von Manns-Per- ſonen, oder von Frauenzimmer, die in Roͤmiſchen oder andern artigen Habit eingekleidet, mit einer lieblichen Muſic beehret.
§. 6. Unter waͤhrendem Einzuge laͤſt man biß- weilen die Roͤhren mit Weine vor den Poͤbel ſpringen, ingleichen werden Gedaͤchtniß-Muͤntzen unter das Volck ausgeworffen, und einige von der Soldateſque darzu geſtellet, um alles beſorgliche Un- heil zu verwehren. Die Glocken werden gelaͤutet, die Stuͤcken geloͤſet, die Choͤre der Trompeter und Paucker nebſt anderer Muſic wird allenthalben ge- hoͤret. Auf den Thuͤrnen zeigen ſich mancherley Seil-Taͤntzer und Lufft-Springer, die auf deren oberſten Knopff-Spitze allerhand Gauckel-Poſſen vornehmen, und entweder ein Piſtohl loßſchieſſen, oder ein Glaß Wein austrincken, und ſolches nach- gehends herunter werffen, wie man denn auf der Kunſt-Cammer zu Berlin noch ein Glaß zeiget, wel- ches bey dem Koͤniglichen Einzuge von des Thur- mes Spitze herunter geworffen worden, und den- noch biß auf ein klein Stuͤckchen, ſo am Fuſſe ab- geſprungen, gantz geblieben.
§. 7. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen ſiehet man gar offters bey ihren Einzuͤgen, und bey ihren Pro-
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Von Einzuͤgen.
entweder von den Herrſchafften ſelbſt, oder von
Dero Cavalieren beantwortet werden. Bißwei-
len uͤberreichen ſie ihnen bloß ein Carmen, oder be-
zeugen ihre Devotion, um ſie nicht aufzuhalten,
durch tieffe Neigungen. So werden ſie auch wohl
an den Ehren-Pforten, entweder von Manns-Per-
ſonen, oder von Frauenzimmer, die in Roͤmiſchen
oder andern artigen Habit eingekleidet, mit einer
lieblichen Muſic beehret.
§. 6. Unter waͤhrendem Einzuge laͤſt man biß-
weilen die Roͤhren mit Weine vor den Poͤbel
ſpringen, ingleichen werden Gedaͤchtniß-Muͤntzen
unter das Volck ausgeworffen, und einige von der
Soldateſque darzu geſtellet, um alles beſorgliche Un-
heil zu verwehren. Die Glocken werden gelaͤutet,
die Stuͤcken geloͤſet, die Choͤre der Trompeter und
Paucker nebſt anderer Muſic wird allenthalben ge-
hoͤret. Auf den Thuͤrnen zeigen ſich mancherley
Seil-Taͤntzer und Lufft-Springer, die auf deren
oberſten Knopff-Spitze allerhand Gauckel-Poſſen
vornehmen, und entweder ein Piſtohl loßſchieſſen,
oder ein Glaß Wein austrincken, und ſolches nach-
gehends herunter werffen, wie man denn auf der
Kunſt-Cammer zu Berlin noch ein Glaß zeiget, wel-
ches bey dem Koͤniglichen Einzuge von des Thur-
mes Spitze herunter geworffen worden, und den-
noch biß auf ein klein Stuͤckchen, ſo am Fuſſe ab-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/637>, abgerufen am 24.11.2024.
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