ihrer viel in einer geraden Linie hinter eimander an- gelegt, daß man auf perspectivische Weise durch- sehen kan, und sie den Durchpaßirenden nicht an- ders, als die in einer Reihe liegende Gemächer in den grossen Pallästen, deren immer eines schöner als das andere, anscheinen. Bey manchen Eh- ren-Pforten ist ein artiger Kunst-Garten angerich- tet, in welchem viel Springbrunnen, Grottenwer- cke, Wasserfälle, und weisse Marmor-Bilder zu sehen. Bey einer Ehren-Pforte, welche anno 1680 der Gemahlin des Königs in Spanien Ca- roli II. zu Ehren in Madrit angeleget war, obser- virte man viel güldene Schilder, und auf diesen des Königs und der Königin Wapen, welche von Per- len, Diamanten, Rubinen, Schmaragden, und andern Edelsteinen formirt waren, und dermaßen kostbar, daß man versichert, diese Ehren-Pforte wäre 12 Millionen werth gewesen.
§. 5. Bey einigen Ehren-Pforten sind Adler, Statuen, als der Mercurius und andere heydnische Götzen angebracht, die sich bewegen, und den Kö- niglichen oder Fürstlichen Herrschafften entweder Carmina übergeben, oder Blumen und Früchte ausschütten. Vor diesen sind auch einige schöne Jungfrauen als Nymphen gekleidet vorher gegan- gen, welche die gantze Strasse mit Blumen be- streuet. Es pflegen die Deputirten der Collegio- rum oder Communen, so die Ehren-Pforten er- bauen lassen, die Durchlauchtigsten Herrschafften mit einer solennen Rede zu bewillkommen, die denn
ent-
III. Theil. V. Capitul.
ihrer viel in einer geraden Linie hinter eimander an- gelegt, daß man auf perſpectiviſche Weiſe durch- ſehen kan, und ſie den Durchpaßirenden nicht an- ders, als die in einer Reihe liegende Gemaͤcher in den groſſen Pallaͤſten, deren immer eines ſchoͤner als das andere, anſcheinen. Bey manchen Eh- ren-Pforten iſt ein artiger Kunſt-Garten angerich- tet, in welchem viel Springbrunnen, Grottenwer- cke, Waſſerfaͤlle, und weiſſe Marmor-Bilder zu ſehen. Bey einer Ehren-Pforte, welche anno 1680 der Gemahlin des Koͤnigs in Spanien Ca- roli II. zu Ehren in Madrit angeleget war, obſer- virte man viel guͤldene Schilder, und auf dieſen des Koͤnigs und der Koͤnigin Wapen, welche von Per- len, Diamanten, Rubinen, Schmaragden, und andern Edelſteinen formirt waren, und dermaßen koſtbar, daß man verſichert, dieſe Ehren-Pforte waͤre 12 Millionen werth geweſen.
§. 5. Bey einigen Ehren-Pforten ſind Adler, Statuen, als der Mercurius und andere heydniſche Goͤtzen angebracht, die ſich bewegen, und den Koͤ- niglichen oder Fuͤrſtlichen Herrſchafften entweder Carmina uͤbergeben, oder Blumen und Fruͤchte ausſchuͤtten. Vor dieſen ſind auch einige ſchoͤne Jungfrauen als Nymphen gekleidet vorher gegan- gen, welche die gantze Straſſe mit Blumen be- ſtreuet. Es pflegen die Deputirten der Collegio- rum oder Communen, ſo die Ehren-Pforten er- bauen laſſen, die Durchlauchtigſten Herrſchafften mit einer ſolennen Rede zu bewillkommen, die denn
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III. Theil. V. Capitul.
ihrer viel in einer geraden Linie hinter eimander an-
gelegt, daß man auf perſpectiviſche Weiſe durch-
ſehen kan, und ſie den Durchpaßirenden nicht an-
ders, als die in einer Reihe liegende Gemaͤcher in
den groſſen Pallaͤſten, deren immer eines ſchoͤner
als das andere, anſcheinen. Bey manchen Eh-
ren-Pforten iſt ein artiger Kunſt-Garten angerich-
tet, in welchem viel Springbrunnen, Grottenwer-
cke, Waſſerfaͤlle, und weiſſe Marmor-Bilder zu
ſehen. Bey einer Ehren-Pforte, welche anno
1680 der Gemahlin des Koͤnigs in Spanien Ca-
roli II. zu Ehren in Madrit angeleget war, obſer-
virte man viel guͤldene Schilder, und auf dieſen des
Koͤnigs und der Koͤnigin Wapen, welche von Per-
len, Diamanten, Rubinen, Schmaragden, und
andern Edelſteinen formirt waren, und dermaßen
koſtbar, daß man verſichert, dieſe Ehren-Pforte
waͤre 12 Millionen werth geweſen.
§. 5. Bey einigen Ehren-Pforten ſind Adler,
Statuen, als der Mercurius und andere heydniſche
Goͤtzen angebracht, die ſich bewegen, und den Koͤ-
niglichen oder Fuͤrſtlichen Herrſchafften entweder
Carmina uͤbergeben, oder Blumen und Fruͤchte
ausſchuͤtten. Vor dieſen ſind auch einige ſchoͤne
Jungfrauen als Nymphen gekleidet vorher gegan-
gen, welche die gantze Straſſe mit Blumen be-
ſtreuet. Es pflegen die Deputirten der Collegio-
rum oder Communen, ſo die Ehren-Pforten er-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/636>, abgerufen am 24.11.2024.
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