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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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III. Theil. IV. Capitul.
die Worte: Wer sich selbst erhöhet, der soll er-
niedriget werden, und wer sich selbst ermiedriget, der
soll erhöhet werden, erklährt worden. S. den XL.
Theil der Europäischen Famae p. 247. Das
Ausruffen des Vivat geschicht bißweilen ohne
Trompeten- und Paucken-Schall, bißweilen wird
es aber auch damit vergesellschafftet.

§. 40. Die Procession gehet auf eben die Weise
wieder aus der Kirche, wie sie hinein gangen waren,
und rücken die Paucker u. Trompeter vor der Kirch-
thüre in den Marsch ein. Es werden auch gemei-
niglich die Canonen dabey gelöset, und eine unaus-
sprechliche Menge der Zuschauer erfüllt die Lüffte mit
Jauchzen und unaufhörlichen Freuden-Getüm-
mel eines erthönenden Vivat Rex & Regina,
wenn die Crönung nach dem Wundsch und Ver-
langen des Volcks eingerichtet.

§. 41. Nach der Crönung werden unter das
Volck güldene und silberne Müntzen ausgeworf-
fen welches ebenfalls auf unterschiedene Weise zu
geschehen pflegt. Bißweilen reutet ein Königli-
cher Rentmeister mit 6 Reutern auf allen Stras-
sen herum, und werffen das Geld in grosser Men-
ge aus, um das Volck in Freude zu setzen, und zur
Liebe gegen ihren neuen Landes-Herrn anzurei-
tzen, auch zu erweisen, daß der Regent gutthätig
und milde sey. An einigen Höfen und zu man-
chen Zeiten gehet es gar spahrsam damit zu, es
werden entweder die Gedächtniß-Münten bloß an
die Vornehmsten ausgetheilt, oder doch mit einer

ziemli-

III. Theil. IV. Capitul.
die Worte: Wer ſich ſelbſt erhoͤhet, der ſoll er-
niedriget werden, und wer ſich ſelbſt ermiedriget, der
ſoll erhoͤhet werden, erklaͤhrt worden. S. den XL.
Theil der Europaͤiſchen Famæ p. 247. Das
Ausruffen des Vivat geſchicht bißweilen ohne
Trompeten- und Paucken-Schall, bißweilen wird
es aber auch damit vergeſellſchafftet.

§. 40. Die Proceſſion gehet auf eben die Weiſe
wieder aus der Kirche, wie ſie hinein gangen waren,
und ruͤcken die Paucker u. Trompeter vor der Kirch-
thuͤre in den Marſch ein. Es werden auch gemei-
niglich die Canonen dabey geloͤſet, und eine unaus-
ſprechliche Menge der Zuſchauer erfuͤllt die Luͤffte mit
Jauchzen und unaufhoͤrlichen Freuden-Getuͤm-
mel eines erthoͤnenden Vivat Rex & Regina,
wenn die Croͤnung nach dem Wundſch und Ver-
langen des Volcks eingerichtet.

§. 41. Nach der Croͤnung werden unter das
Volck guͤldene und ſilberne Muͤntzen ausgeworf-
fen welches ebenfalls auf unterſchiedene Weiſe zu
geſchehen pflegt. Bißweilen reutet ein Koͤnigli-
cher Rentmeiſter mit 6 Reutern auf allen Straſ-
ſen herum, und werffen das Geld in groſſer Men-
ge aus, um das Volck in Freude zu ſetzen, und zur
Liebe gegen ihren neuen Landes-Herrn anzurei-
tzen, auch zu erweiſen, daß der Regent gutthaͤtig
und milde ſey. An einigen Hoͤfen und zu man-
chen Zeiten gehet es gar ſpahrſam damit zu, es
werden entweder die Gedaͤchtniß-Muͤnten bloß an
die Vornehmſten ausgetheilt, oder doch mit einer

ziemli-
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[604/0628] III. Theil. IV. Capitul. die Worte: Wer ſich ſelbſt erhoͤhet, der ſoll er- niedriget werden, und wer ſich ſelbſt ermiedriget, der ſoll erhoͤhet werden, erklaͤhrt worden. S. den XL. Theil der Europaͤiſchen Famæ p. 247. Das Ausruffen des Vivat geſchicht bißweilen ohne Trompeten- und Paucken-Schall, bißweilen wird es aber auch damit vergeſellſchafftet. §. 40. Die Proceſſion gehet auf eben die Weiſe wieder aus der Kirche, wie ſie hinein gangen waren, und ruͤcken die Paucker u. Trompeter vor der Kirch- thuͤre in den Marſch ein. Es werden auch gemei- niglich die Canonen dabey geloͤſet, und eine unaus- ſprechliche Menge der Zuſchauer erfuͤllt die Luͤffte mit Jauchzen und unaufhoͤrlichen Freuden-Getuͤm- mel eines erthoͤnenden Vivat Rex & Regina, wenn die Croͤnung nach dem Wundſch und Ver- langen des Volcks eingerichtet. §. 41. Nach der Croͤnung werden unter das Volck guͤldene und ſilberne Muͤntzen ausgeworf- fen welches ebenfalls auf unterſchiedene Weiſe zu geſchehen pflegt. Bißweilen reutet ein Koͤnigli- cher Rentmeiſter mit 6 Reutern auf allen Straſ- ſen herum, und werffen das Geld in groſſer Men- ge aus, um das Volck in Freude zu ſetzen, und zur Liebe gegen ihren neuen Landes-Herrn anzurei- tzen, auch zu erweiſen, daß der Regent gutthaͤtig und milde ſey. An einigen Hoͤfen und zu man- chen Zeiten gehet es gar ſpahrſam damit zu, es werden entweder die Gedaͤchtniß-Muͤnten bloß an die Vornehmſten ausgetheilt, oder doch mit einer ziemli-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/628>, abgerufen am 25.11.2024.