dieses oder jenen grossen Generals und Kriegs-Of- ficianten, sondern forschen auch selbst bey den Ge- meinen nach, wie sie mit ihren Officiers zufrieden sind, ob sie ihre Löhnung richtig bekommen, auf was vor Art sie in Kriegs-Dienste gekommen, u. s. w.
§. 6. Wie eine mühsame Application fähig sey gute und qualificirte Regenten zu machen, ist aus dem ruhmwürdigen Exempel des letzt verstorbenen Rußischen Kaysers Petri I. Majestät zu ersehen, welcher durch seine viele Reisen, die er nicht allein in seinen eigenen Ländereyen, sondern auch in an- dern Europäischen Provinzien herum gethan, sich eine so besondere Erfahrung und grosse Staats- Wissenschafft zuwege gebracht, daß er dadurch ver- mögend worden, seine ehemahligen rohen Unter- thanen zu cultiviren, und die rauhen Länder in ei- nen florisantern Stand zu setzen. Jacobus, Kö- nig in Engeland, schrieb unter andern Staats-Ma- ximen in der Schrifft, welche er ein Königlich Ge- schenck nennt, seinem Sohn folgende Regul mit vor: "Er solte alle Jahre seine Länder durchzie-" hen, das lamentiren der Unterthanen selbst anhö-" ren, damit er dasjenige, was etwan durch die Be-" dienten und die Ministres versehen worden, wieder" verbessern könte."
§. 7. Einige halten ihre eigene Diaria und Pro- tocolle, darein sie dasjenige, was sie bey Expedition der Regierungs-Geschäffte nöthig befinden, mit eigener hohen Hand einzeichnen. Also rühmet der
Chur-
C 3
Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
dieſes oder jenen groſſen Generals und Kriegs-Of- ficianten, ſondern forſchen auch ſelbſt bey den Ge- meinen nach, wie ſie mit ihren Officiers zufrieden ſind, ob ſie ihre Loͤhnung richtig bekommen, auf was vor Art ſie in Kriegs-Dienſte gekommen, u. ſ. w.
§. 6. Wie eine muͤhſame Application faͤhig ſey gute und qualificirte Regenten zu machen, iſt aus dem ruhmwuͤrdigen Exempel des letzt verſtorbenen Rußiſchen Kayſers Petri I. Majeſtaͤt zu erſehen, welcher durch ſeine viele Reiſen, die er nicht allein in ſeinen eigenen Laͤndereyen, ſondern auch in an- dern Europaͤiſchen Provinzien herum gethan, ſich eine ſo beſondere Erfahrung und groſſe Staats- Wiſſenſchafft zuwege gebracht, daß er dadurch ver- moͤgend worden, ſeine ehemahligen rohen Unter- thanen zu cultiviren, und die rauhen Laͤnder in ei- nen floriſantern Stand zu ſetzen. Jacobus, Koͤ- nig in Engeland, ſchrieb unter andern Staats-Ma- ximen in der Schrifft, welche er ein Koͤniglich Ge- ſchenck nennt, ſeinem Sohn folgende Regul mit vor: “Er ſolte alle Jahre ſeine Laͤnder durchzie-„ hen, das lamentiren der Unterthanen ſelbſt anhoͤ-„ ren, damit er dasjenige, was etwan durch die Be-„ dienten und die Miniſtres verſehen worden, wieder„ verbeſſern koͤnte.“
§. 7. Einige halten ihre eigene Diaria und Pro- tocolle, darein ſie dasjenige, was ſie bey Expedition der Regierungs-Geſchaͤffte noͤthig befinden, mit eigener hohen Hand einzeichnen. Alſo ruͤhmet der
Chur-
C 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0061"n="37"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von Hoch-Fuͤrſtl. <hirendition="#aq">Occupation</hi>en ꝛc.</hi></fw><lb/>
dieſes oder jenen groſſen <hirendition="#aq">Generals</hi> und Kriegs-<hirendition="#aq">Of-<lb/>
ficiant</hi>en, ſondern forſchen auch ſelbſt bey den Ge-<lb/>
meinen nach, wie ſie mit ihren <hirendition="#aq">Officiers</hi> zufrieden<lb/>ſind, ob ſie ihre Loͤhnung richtig bekommen, auf<lb/>
was vor Art ſie in Kriegs-Dienſte gekommen,<lb/>
u. ſ. w.</p><lb/><p>§. 6. Wie eine muͤhſame <hirendition="#aq">Application</hi> faͤhig ſey<lb/>
gute und <hirendition="#aq">qualifici</hi>rte Regenten zu machen, iſt aus<lb/>
dem ruhmwuͤrdigen Exempel des letzt verſtorbenen<lb/>
Rußiſchen Kayſers <hirendition="#aq">Petri I.</hi> Majeſtaͤt zu erſehen,<lb/>
welcher durch ſeine viele Reiſen, die er nicht allein<lb/>
in ſeinen eigenen Laͤndereyen, ſondern auch in an-<lb/>
dern Europaͤiſchen Provinzien herum gethan, ſich<lb/>
eine ſo beſondere Erfahrung und groſſe Staats-<lb/>
Wiſſenſchafft zuwege gebracht, daß er dadurch ver-<lb/>
moͤgend worden, ſeine ehemahligen rohen Unter-<lb/>
thanen zu <hirendition="#aq">cultivi</hi>ren, und die rauhen Laͤnder in ei-<lb/>
nen <hirendition="#aq">floriſante</hi>rn Stand zu ſetzen. <hirendition="#aq">Jacobus,</hi> Koͤ-<lb/>
nig in Engeland, ſchrieb unter andern Staats-<hirendition="#aq">Ma-<lb/>
xim</hi>en in der Schrifft, welche er ein Koͤniglich Ge-<lb/>ſchenck nennt, ſeinem Sohn folgende Regul mit<lb/>
vor: “Er ſolte alle Jahre ſeine Laͤnder durchzie-„<lb/>
hen, das <hirendition="#aq">lamenti</hi>ren der Unterthanen ſelbſt anhoͤ-„<lb/>
ren, damit er dasjenige, was etwan durch die Be-„<lb/>
dienten und die <hirendition="#aq">Miniſtres</hi> verſehen worden, wieder„<lb/>
verbeſſern koͤnte.“</p><lb/><p>§. 7. Einige halten ihre eigene <hirendition="#aq">Diaria</hi> und <hirendition="#aq">Pro-<lb/>
tocolle,</hi> darein ſie dasjenige, was ſie bey <hirendition="#aq">Expedition</hi><lb/>
der Regierungs-Geſchaͤffte noͤthig befinden, mit<lb/>
eigener hohen Hand einzeichnen. Alſo ruͤhmet der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Chur-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[37/0061]
Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
dieſes oder jenen groſſen Generals und Kriegs-Of-
ficianten, ſondern forſchen auch ſelbſt bey den Ge-
meinen nach, wie ſie mit ihren Officiers zufrieden
ſind, ob ſie ihre Loͤhnung richtig bekommen, auf
was vor Art ſie in Kriegs-Dienſte gekommen,
u. ſ. w.
§. 6. Wie eine muͤhſame Application faͤhig ſey
gute und qualificirte Regenten zu machen, iſt aus
dem ruhmwuͤrdigen Exempel des letzt verſtorbenen
Rußiſchen Kayſers Petri I. Majeſtaͤt zu erſehen,
welcher durch ſeine viele Reiſen, die er nicht allein
in ſeinen eigenen Laͤndereyen, ſondern auch in an-
dern Europaͤiſchen Provinzien herum gethan, ſich
eine ſo beſondere Erfahrung und groſſe Staats-
Wiſſenſchafft zuwege gebracht, daß er dadurch ver-
moͤgend worden, ſeine ehemahligen rohen Unter-
thanen zu cultiviren, und die rauhen Laͤnder in ei-
nen floriſantern Stand zu ſetzen. Jacobus, Koͤ-
nig in Engeland, ſchrieb unter andern Staats-Ma-
ximen in der Schrifft, welche er ein Koͤniglich Ge-
ſchenck nennt, ſeinem Sohn folgende Regul mit
vor: “Er ſolte alle Jahre ſeine Laͤnder durchzie-„
hen, das lamentiren der Unterthanen ſelbſt anhoͤ-„
ren, damit er dasjenige, was etwan durch die Be-„
dienten und die Miniſtres verſehen worden, wieder„
verbeſſern koͤnte.“
§. 7. Einige halten ihre eigene Diaria und Pro-
tocolle, darein ſie dasjenige, was ſie bey Expedition
der Regierungs-Geſchaͤffte noͤthig befinden, mit
eigener hohen Hand einzeichnen. Alſo ruͤhmet der
Chur-
C 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/61>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.