stris die Instructionen selbst auf, und ertheilen ih- nen die Vorschrifften, wie sie sich bey diesem oder jenem in ihren Functionen verhalten sollen.
§. 4. Einige achten ihrem Fürsten-Stande im geringsten nicht vor unanständig, in ihren Residen- zien sich in eigener hohen Person selbst zu erkundi- gen, wie diese oder jene Stücke des Policey-We- sens bestellet seyn, und in Obacht genommen wer- den. Beckmann erzehlet in dem V. Theile seiner Anhältischen Geschichte pag. 174. b. daß Fürst Joachim zu Anhalt kein Bedencken getragen, alle Wochen in der Stadt selbst herum zu gehen, und in den Fleischbäncken, Brodtbäncken, und andern Orten mehr, Nachfrage zu halten, wie man hauß hielte, und ob auch den armen Leuten vor ihr Geld rechte Maaße gegeben würden.
§. 5. Andere erkundigen sich durch eigene Rei- sen, die sie zu dem Ende anstellen, auf das genaueste des Zustandes ihres gantzen Landes, woher die Ge- brechen rühren, wie die Nahrung zu verbessern, dem Lande wieder aufzuhelffen, und alles in bessern Stand zu setzen sey, sie sprechen bißweilen unver- muthet bey diesen oder jenen Beamten ein, und ver- nehmen, wie er sich bey seiner Gerichtsbarkeit auf- führe, und ob er nicht etwa derselben mißbrauche, sie untersuchen selbst die Mängel des Commercien- Wesens, der Manufacturen, u. s. w. und lassen sich gnädigst gefallen, einige Vorschläge der gemeinsten und geringsten Leute anzuhören. Bey dem Mili- tair-Staat trauen sie nicht allein den Relationen
dieses
I. Theil. IV. Capitul.
ſtris die Inſtructionen ſelbſt auf, und ertheilen ih- nen die Vorſchrifften, wie ſie ſich bey dieſem oder jenem in ihren Functionen verhalten ſollen.
§. 4. Einige achten ihrem Fuͤrſten-Stande im geringſten nicht vor unanſtaͤndig, in ihren Reſiden- zien ſich in eigener hohen Perſon ſelbſt zu erkundi- gen, wie dieſe oder jene Stuͤcke des Policey-We- ſens beſtellet ſeyn, und in Obacht genommen wer- den. Beckmann erzehlet in dem V. Theile ſeiner Anhaͤltiſchen Geſchichte pag. 174. b. daß Fuͤrſt Joachim zu Anhalt kein Bedencken getragen, alle Wochen in der Stadt ſelbſt herum zu gehen, und in den Fleiſchbaͤncken, Brodtbaͤncken, und andern Orten mehr, Nachfrage zu halten, wie man hauß hielte, und ob auch den armen Leuten vor ihr Geld rechte Maaße gegeben wuͤrden.
§. 5. Andere erkundigen ſich durch eigene Rei- ſen, die ſie zu dem Ende anſtellen, auf das genaueſte des Zuſtandes ihres gantzen Landes, woher die Ge- brechen ruͤhren, wie die Nahrung zu verbeſſern, dem Lande wieder aufzuhelffen, und alles in beſſern Stand zu ſetzen ſey, ſie ſprechen bißweilen unver- muthet bey dieſen oder jenen Beamten ein, und ver- nehmen, wie er ſich bey ſeiner Gerichtsbarkeit auf- fuͤhre, und ob er nicht etwa derſelben mißbrauche, ſie unterſuchen ſelbſt die Maͤngel des Commercien- Weſens, der Manufacturen, u. ſ. w. und laſſen ſich gnaͤdigſt gefallen, einige Vorſchlaͤge der gemeinſten und geringſten Leute anzuhoͤren. Bey dem Mili- tair-Staat trauen ſie nicht allein den Relationen
dieſes
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I. Theil. IV. Capitul.
ſtris die Inſtructionen ſelbſt auf, und ertheilen ih-
nen die Vorſchrifften, wie ſie ſich bey dieſem oder
jenem in ihren Functionen verhalten ſollen.
§. 4. Einige achten ihrem Fuͤrſten-Stande im
geringſten nicht vor unanſtaͤndig, in ihren Reſiden-
zien ſich in eigener hohen Perſon ſelbſt zu erkundi-
gen, wie dieſe oder jene Stuͤcke des Policey-We-
ſens beſtellet ſeyn, und in Obacht genommen wer-
den. Beckmann erzehlet in dem V. Theile ſeiner
Anhaͤltiſchen Geſchichte pag. 174. b. daß Fuͤrſt
Joachim zu Anhalt kein Bedencken getragen, alle
Wochen in der Stadt ſelbſt herum zu gehen, und
in den Fleiſchbaͤncken, Brodtbaͤncken, und andern
Orten mehr, Nachfrage zu halten, wie man hauß
hielte, und ob auch den armen Leuten vor ihr Geld
rechte Maaße gegeben wuͤrden.
§. 5. Andere erkundigen ſich durch eigene Rei-
ſen, die ſie zu dem Ende anſtellen, auf das genaueſte
des Zuſtandes ihres gantzen Landes, woher die Ge-
brechen ruͤhren, wie die Nahrung zu verbeſſern, dem
Lande wieder aufzuhelffen, und alles in beſſern
Stand zu ſetzen ſey, ſie ſprechen bißweilen unver-
muthet bey dieſen oder jenen Beamten ein, und ver-
nehmen, wie er ſich bey ſeiner Gerichtsbarkeit auf-
fuͤhre, und ob er nicht etwa derſelben mißbrauche,
ſie unterſuchen ſelbſt die Maͤngel des Commercien-
Weſens, der Manufacturen, u. ſ. w. und laſſen ſich
gnaͤdigſt gefallen, einige Vorſchlaͤge der gemeinſten
und geringſten Leute anzuhoͤren. Bey dem Mili-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/60>, abgerufen am 28.11.2024.
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