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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Fürstl. Vormundschafften etc.
fen sich auf das Testament ihres Hochseligen Ge-
mahls, und zeigen wie es in materia und forma
richtig, und zu Recht beständig wäre, und suchen
sich bey ihrer Vormundschafft zu erhalten. Kön-
nen nun die streitigen Theile bey diesen Fällen we-
der vor sich, noch durch Interposition andrer Für-
sten in Güte aus einander kommen, so entstehen
offenbahre Feindseligkeiten. Jn Teutschland aber
pflegt des Römischen Kaysers Majestät als der
allerhöchste Ober-Richter, entweder durch beson-
dre Commissarien sie aus einander zu setzen, oder
den Streit durch den Ausspruch des Reichs-Hos-
Raths oder Kayserlichen Cammer-Gerichts zu de-
cidi
ren.

§. 20. Wie sich nun die Agnaten gar offters
zu den Vormundschafften reissen, also geschicht es
doch auch bißweilen, daß sie sich nicht gerne dazu
verstehen wollen, wenn sie etwan viel Schwürig-
keiten und bedenckliche Suiten vor sich sehen, oder
mit den Unmündigen, theils etwan wegen einer un-
ter Händen gehabten Theilung, oder sonst in eini-
gen Jrrungen und Disputen stehen. Bey diesen
Umständen bemühen sie sich nun, entweder der Vor-
mundschafft gantz und gar zu entbrechen, oder sich
doch zu Vermeydung Verdachts und einer beson-
dern Verantwortung derselben nicht eher zu un-
terziehen, biß ein andrer zugleich zum Contutore mit
bestimmt.

§. 21. Die Fürstlichen Vormünder pflegen
mehrentheils nach angetretener Vormundschafft

Paten-
M m 2

Von den Fuͤrſtl. Vormundſchafften ꝛc.
fen ſich auf das Teſtament ihres Hochſeligen Ge-
mahls, und zeigen wie es in materia und forma
richtig, und zu Recht beſtaͤndig waͤre, und ſuchen
ſich bey ihrer Vormundſchafft zu erhalten. Koͤn-
nen nun die ſtreitigen Theile bey dieſen Faͤllen we-
der vor ſich, noch durch Interpoſition andrer Fuͤr-
ſten in Guͤte aus einander kommen, ſo entſtehen
offenbahre Feindſeligkeiten. Jn Teutſchland aber
pflegt des Roͤmiſchen Kayſers Majeſtaͤt als der
allerhoͤchſte Ober-Richter, entweder durch beſon-
dre Commiſſarien ſie aus einander zu ſetzen, oder
den Streit durch den Ausſpruch des Reichs-Hoſ-
Raths oder Kayſerlichen Cammer-Gerichts zu de-
cidi
ren.

§. 20. Wie ſich nun die Agnaten gar offters
zu den Vormundſchafften reiſſen, alſo geſchicht es
doch auch bißweilen, daß ſie ſich nicht gerne dazu
verſtehen wollen, wenn ſie etwan viel Schwuͤrig-
keiten und bedenckliche Suiten vor ſich ſehen, oder
mit den Unmuͤndigen, theils etwan wegen einer un-
ter Haͤnden gehabten Theilung, oder ſonſt in eini-
gen Jrrungen und Diſputen ſtehen. Bey dieſen
Umſtaͤnden bemuͤhen ſie ſich nun, entweder der Vor-
mundſchafft gantz und gar zu entbrechen, oder ſich
doch zu Vermeydung Verdachts und einer beſon-
dern Verantwortung derſelben nicht eher zu un-
terziehen, biß ein andrer zugleich zum Contutore mit
beſtimmt.

§. 21. Die Fuͤrſtlichen Vormuͤnder pflegen
mehrentheils nach angetretener Vormundſchafft

Paten-
M m 2
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[547/0571] Von den Fuͤrſtl. Vormundſchafften ꝛc. fen ſich auf das Teſtament ihres Hochſeligen Ge- mahls, und zeigen wie es in materia und forma richtig, und zu Recht beſtaͤndig waͤre, und ſuchen ſich bey ihrer Vormundſchafft zu erhalten. Koͤn- nen nun die ſtreitigen Theile bey dieſen Faͤllen we- der vor ſich, noch durch Interpoſition andrer Fuͤr- ſten in Guͤte aus einander kommen, ſo entſtehen offenbahre Feindſeligkeiten. Jn Teutſchland aber pflegt des Roͤmiſchen Kayſers Majeſtaͤt als der allerhoͤchſte Ober-Richter, entweder durch beſon- dre Commiſſarien ſie aus einander zu ſetzen, oder den Streit durch den Ausſpruch des Reichs-Hoſ- Raths oder Kayſerlichen Cammer-Gerichts zu de- cidiren. §. 20. Wie ſich nun die Agnaten gar offters zu den Vormundſchafften reiſſen, alſo geſchicht es doch auch bißweilen, daß ſie ſich nicht gerne dazu verſtehen wollen, wenn ſie etwan viel Schwuͤrig- keiten und bedenckliche Suiten vor ſich ſehen, oder mit den Unmuͤndigen, theils etwan wegen einer un- ter Haͤnden gehabten Theilung, oder ſonſt in eini- gen Jrrungen und Diſputen ſtehen. Bey dieſen Umſtaͤnden bemuͤhen ſie ſich nun, entweder der Vor- mundſchafft gantz und gar zu entbrechen, oder ſich doch zu Vermeydung Verdachts und einer beſon- dern Verantwortung derſelben nicht eher zu un- terziehen, biß ein andrer zugleich zum Contutore mit beſtimmt. §. 21. Die Fuͤrſtlichen Vormuͤnder pflegen mehrentheils nach angetretener Vormundſchafft Paten- M m 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/571>, abgerufen am 25.11.2024.