Es beruhet von der Gefälligkeit grosser Her- ren, ob sie bey ihrer Kleidung eine beson- dere Pracht erweisen wollen, oder nicht. Einige bemühen sich in diesem Stück so wohl als in andern an Magnificenze alle ihre Be- dienten und Unterthanen zu übertreffen, andere aber erwehlen eine schlechtere und modeste Kleidung, und wollen sich lieber mit den innerlichen Schmuck, der einen Regenten nöthig ist, auszieren, als mit den äusserlichen. Der Herr von Löhneysen sagt in seiner Hof-Staats- und Regier-Kunst p. 119. "Ein "Fürst soll sich nicht zu geringe halten, sondern die "Mittel-Straße in acht haben, in Kleidung und "Schmuck nicht allzuprächtig, auch nicht allzu- "schlecht seyn, sondern betrachten, was auf eine "Zeit einem grossen König gerathen worden, nem- "lich daß es viel feiner wäre, und einen Fürsten "besser anstünde ein weises und tugendhafftes Hertz "für die Leute zu bringen, als ein stattlich Kleid am "Leibe.
§. 2. Einige, die aus einem geringen Stand in einem höhern gesetzt worden, welches in den vori- gen Zeiten noch gebräuchlicher gewesen als in den ietzigen, haben aus besonderer Demuth und zu
stets-
I. Theil. III. Capitul.
Das III. Capitul. Von der Kleidung.
§. 1.
Es beruhet von der Gefaͤlligkeit groſſer Her- ren, ob ſie bey ihrer Kleidung eine beſon- dere Pracht erweiſen wollen, oder nicht. Einige bemuͤhen ſich in dieſem Stuͤck ſo wohl als in andern an Magnificenze alle ihre Be- dienten und Unterthanen zu uͤbertreffen, andere aber erwehlen eine ſchlechtere und modeſte Kleidung, und wollen ſich lieber mit den innerlichen Schmuck, der einen Regenten noͤthig iſt, auszieren, als mit den aͤuſſerlichen. Der Herr von Loͤhneyſen ſagt in ſeiner Hof-Staats- und Regier-Kunſt p. 119. „Ein „Fuͤrſt ſoll ſich nicht zu geringe halten, ſondern die „Mittel-Straße in acht haben, in Kleidung und „Schmuck nicht allzupraͤchtig, auch nicht allzu- „ſchlecht ſeyn, ſondern betrachten, was auf eine „Zeit einem groſſen Koͤnig gerathen worden, nem- „lich daß es viel feiner waͤre, und einen Fuͤrſten „beſſer anſtuͤnde ein weiſes und tugendhafftes Hertz „fuͤr die Leute zu bringen, als ein ſtattlich Kleid am „Leibe.
§. 2. Einige, die aus einem geringen Stand in einem hoͤhern geſetzt worden, welches in den vori- gen Zeiten noch gebraͤuchlicher geweſen als in den ietzigen, haben aus beſonderer Demuth und zu
ſtets-
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I. Theil. III. Capitul.
Das III. Capitul.
Von der Kleidung.
§. 1.
Es beruhet von der Gefaͤlligkeit groſſer Her-
ren, ob ſie bey ihrer Kleidung eine beſon-
dere Pracht erweiſen wollen, oder nicht.
Einige bemuͤhen ſich in dieſem Stuͤck ſo
wohl als in andern an Magnificenze alle ihre Be-
dienten und Unterthanen zu uͤbertreffen, andere aber
erwehlen eine ſchlechtere und modeſte Kleidung,
und wollen ſich lieber mit den innerlichen Schmuck,
der einen Regenten noͤthig iſt, auszieren, als mit
den aͤuſſerlichen. Der Herr von Loͤhneyſen ſagt in
ſeiner Hof-Staats- und Regier-Kunſt p. 119. „Ein
„Fuͤrſt ſoll ſich nicht zu geringe halten, ſondern die
„Mittel-Straße in acht haben, in Kleidung und
„Schmuck nicht allzupraͤchtig, auch nicht allzu-
„ſchlecht ſeyn, ſondern betrachten, was auf eine
„Zeit einem groſſen Koͤnig gerathen worden, nem-
„lich daß es viel feiner waͤre, und einen Fuͤrſten
„beſſer anſtuͤnde ein weiſes und tugendhafftes Hertz
„fuͤr die Leute zu bringen, als ein ſtattlich Kleid am
„Leibe.
§. 2. Einige, die aus einem geringen Stand in
einem hoͤhern geſetzt worden, welches in den vori-
gen Zeiten noch gebraͤuchlicher geweſen als in den
ietzigen, haben aus beſonderer Demuth und zu
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/50>, abgerufen am 27.11.2024.
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