Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Theil. III. Capitul.
Das III. Capitul.
Von der Kleidung.

§. 1.

Es beruhet von der Gefälligkeit grosser Her-
ren, ob sie bey ihrer Kleidung eine beson-
dere Pracht erweisen wollen, oder nicht.
Einige bemühen sich in diesem Stück so
wohl als in andern an Magnificenze alle ihre Be-
dienten und Unterthanen zu übertreffen, andere aber
erwehlen eine schlechtere und modeste Kleidung,
und wollen sich lieber mit den innerlichen Schmuck,
der einen Regenten nöthig ist, auszieren, als mit
den äusserlichen. Der Herr von Löhneysen sagt in
seiner Hof-Staats- und Regier-Kunst p. 119. "Ein
"Fürst soll sich nicht zu geringe halten, sondern die
"Mittel-Straße in acht haben, in Kleidung und
"Schmuck nicht allzuprächtig, auch nicht allzu-
"schlecht seyn, sondern betrachten, was auf eine
"Zeit einem grossen König gerathen worden, nem-
"lich daß es viel feiner wäre, und einen Fürsten
"besser anstünde ein weises und tugendhafftes Hertz
"für die Leute zu bringen, als ein stattlich Kleid am
"Leibe.

§. 2. Einige, die aus einem geringen Stand in
einem höhern gesetzt worden, welches in den vori-
gen Zeiten noch gebräuchlicher gewesen als in den
ietzigen, haben aus besonderer Demuth und zu

stets-
I. Theil. III. Capitul.
Das III. Capitul.
Von der Kleidung.

§. 1.

Es beruhet von der Gefaͤlligkeit groſſer Her-
ren, ob ſie bey ihrer Kleidung eine beſon-
dere Pracht erweiſen wollen, oder nicht.
Einige bemuͤhen ſich in dieſem Stuͤck ſo
wohl als in andern an Magnificenze alle ihre Be-
dienten und Unterthanen zu uͤbertreffen, andere aber
erwehlen eine ſchlechtere und modeſte Kleidung,
und wollen ſich lieber mit den innerlichen Schmuck,
der einen Regenten noͤthig iſt, auszieren, als mit
den aͤuſſerlichen. Der Herr von Loͤhneyſen ſagt in
ſeiner Hof-Staats- und Regier-Kunſt p. 119. „Ein
„Fuͤrſt ſoll ſich nicht zu geringe halten, ſondern die
„Mittel-Straße in acht haben, in Kleidung und
„Schmuck nicht allzupraͤchtig, auch nicht allzu-
„ſchlecht ſeyn, ſondern betrachten, was auf eine
„Zeit einem groſſen Koͤnig gerathen worden, nem-
„lich daß es viel feiner waͤre, und einen Fuͤrſten
„beſſer anſtuͤnde ein weiſes und tugendhafftes Hertz
„fuͤr die Leute zu bringen, als ein ſtattlich Kleid am
„Leibe.

§. 2. Einige, die aus einem geringen Stand in
einem hoͤhern geſetzt worden, welches in den vori-
gen Zeiten noch gebraͤuchlicher geweſen als in den
ietzigen, haben aus beſonderer Demuth und zu

ſtets-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0050" n="26"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitul.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III.</hi></hi> Capitul.<lb/>
Von der Kleidung.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>s beruhet von der Gefa&#x0364;lligkeit gro&#x017F;&#x017F;er Her-<lb/>
ren, ob &#x017F;ie bey ihrer Kleidung eine be&#x017F;on-<lb/>
dere Pracht erwei&#x017F;en wollen, oder nicht.<lb/>
Einige bemu&#x0364;hen &#x017F;ich in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck &#x017F;o<lb/>
wohl als in andern an <hi rendition="#aq">Magnificenze</hi> alle ihre Be-<lb/>
dienten und Unterthanen zu u&#x0364;bertreffen, andere aber<lb/>
erwehlen eine &#x017F;chlechtere und <hi rendition="#aq">mode&#x017F;te</hi> Kleidung,<lb/>
und wollen &#x017F;ich lieber mit den innerlichen Schmuck,<lb/>
der einen Regenten no&#x0364;thig i&#x017F;t, auszieren, als mit<lb/>
den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen. Der Herr von Lo&#x0364;hney&#x017F;en &#x017F;agt in<lb/>
&#x017F;einer Hof-Staats- und Regier-Kun&#x017F;t <hi rendition="#aq">p.</hi> 119. &#x201E;Ein<lb/>
&#x201E;Fu&#x0364;r&#x017F;t &#x017F;oll &#x017F;ich nicht zu geringe halten, &#x017F;ondern die<lb/>
&#x201E;Mittel-Straße in acht haben, in Kleidung und<lb/>
&#x201E;Schmuck nicht allzupra&#x0364;chtig, auch nicht allzu-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlecht &#x017F;eyn, &#x017F;ondern betrachten, was auf eine<lb/>
&#x201E;Zeit einem gro&#x017F;&#x017F;en Ko&#x0364;nig gerathen worden, nem-<lb/>
&#x201E;lich daß es viel feiner wa&#x0364;re, und einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
&#x201E;be&#x017F;&#x017F;er an&#x017F;tu&#x0364;nde ein wei&#x017F;es und tugendhafftes Hertz<lb/>
&#x201E;fu&#x0364;r die Leute zu bringen, als ein &#x017F;tattlich Kleid am<lb/>
&#x201E;Leibe.</p><lb/>
          <p>§. 2. Einige, die aus einem geringen Stand in<lb/>
einem ho&#x0364;hern ge&#x017F;etzt worden, welches in den vori-<lb/>
gen Zeiten noch gebra&#x0364;uchlicher gewe&#x017F;en als in den<lb/>
ietzigen, haben aus be&#x017F;onderer Demuth und zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tets-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0050] I. Theil. III. Capitul. Das III. Capitul. Von der Kleidung. §. 1. Es beruhet von der Gefaͤlligkeit groſſer Her- ren, ob ſie bey ihrer Kleidung eine beſon- dere Pracht erweiſen wollen, oder nicht. Einige bemuͤhen ſich in dieſem Stuͤck ſo wohl als in andern an Magnificenze alle ihre Be- dienten und Unterthanen zu uͤbertreffen, andere aber erwehlen eine ſchlechtere und modeſte Kleidung, und wollen ſich lieber mit den innerlichen Schmuck, der einen Regenten noͤthig iſt, auszieren, als mit den aͤuſſerlichen. Der Herr von Loͤhneyſen ſagt in ſeiner Hof-Staats- und Regier-Kunſt p. 119. „Ein „Fuͤrſt ſoll ſich nicht zu geringe halten, ſondern die „Mittel-Straße in acht haben, in Kleidung und „Schmuck nicht allzupraͤchtig, auch nicht allzu- „ſchlecht ſeyn, ſondern betrachten, was auf eine „Zeit einem groſſen Koͤnig gerathen worden, nem- „lich daß es viel feiner waͤre, und einen Fuͤrſten „beſſer anſtuͤnde ein weiſes und tugendhafftes Hertz „fuͤr die Leute zu bringen, als ein ſtattlich Kleid am „Leibe. §. 2. Einige, die aus einem geringen Stand in einem hoͤhern geſetzt worden, welches in den vori- gen Zeiten noch gebraͤuchlicher geweſen als in den ietzigen, haben aus beſonderer Demuth und zu ſtets-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/50
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/50>, abgerufen am 27.11.2024.