mahl wieder nacher Hause begeben, man wolte sie ein andermahl wieder hohlen lassen, wenn man würde gelegenere Zeit haben.
§. 16. An einigen Höfen wird des Abends und Morgens vor dem Schlafen-gehen und nach dem Aufstehen, in Gegenwart der Durchlauchtigsten Herrschafft und des mehresten Theils von Dero Hofstatt, von dem Fürstlichen Schloß- und Hof- Prediger Beth-Stunde gehalten, an andern aber ist dieses nicht Mode. Kayser Ferdinandus II. war so devot, daß er gleich nach seinem Aufstehen eine gantze Stunde vor einem Altärlein, so zu sol- chem Ende in seiner Schlaf-Cammer zugerichtet war, im Gebeth und andächtiger Betrachtung zu- brachte. Als er nun einmahls auf der Reise ver- hindert ward, so schrieb er seinem Beicht-Vater, welcher dazumahl kranck zu Bette lag, folgendes Brieflein mit eigener Hand: Ehrwürdiger Pater in Christo: biß dato hab ich iederzeit in Brauch ge- habt, mein Gebeth, eh ich mich angelegt/ eine Stunde lang zu verrichten, welches mir aber auf dieser Reise alsofort zu treiben, ziemlich schwehr seyn würde, weil ich alle Tage um 4. Uhr aufstehen muß; ob nun wohl dißfalls einiges Gelübde nicht habe, nichts destoweniger begehr ich Eurer Ehr- würden Rath, ob ich nemlich in etwas dispensiren möge; ich bin GOtt Lob wohl auf. Straubingen den 24. Januarii 1637. S. Kevenhüllers Annal. Ferdinand. XII. Theil p. 397.
Das
B 5
Vom Schlafengehen u. Aufſt. groſſer Hrn.
mahl wieder nacher Hauſe begeben, man wolte ſie ein andermahl wieder hohlen laſſen, wenn man wuͤrde gelegenere Zeit haben.
§. 16. An einigen Hoͤfen wird des Abends und Morgens vor dem Schlafen-gehen und nach dem Aufſtehen, in Gegenwart der Durchlauchtigſten Herrſchafft und des mehreſten Theils von Dero Hofſtatt, von dem Fuͤrſtlichen Schloß- und Hof- Prediger Beth-Stunde gehalten, an andern aber iſt dieſes nicht Mode. Kayſer Ferdinandus II. war ſo devot, daß er gleich nach ſeinem Aufſtehen eine gantze Stunde vor einem Altaͤrlein, ſo zu ſol- chem Ende in ſeiner Schlaf-Cammer zugerichtet war, im Gebeth und andaͤchtiger Betrachtung zu- brachte. Als er nun einmahls auf der Reiſe ver- hindert ward, ſo ſchrieb er ſeinem Beicht-Vater, welcher dazumahl kranck zu Bette lag, folgendes Brieflein mit eigener Hand: Ehrwuͤrdiger Pater in Chriſto: biß dato hab ich iederzeit in Brauch ge- habt, mein Gebeth, eh ich mich angelegt/ eine Stunde lang zu verrichten, welches mir aber auf dieſer Reiſe alſofort zu treiben, ziemlich ſchwehr ſeyn wuͤrde, weil ich alle Tage um 4. Uhr aufſtehen muß; ob nun wohl dißfalls einiges Geluͤbde nicht habe, nichts deſtoweniger begehr ich Eurer Ehr- wuͤrden Rath, ob ich nemlich in etwas diſpenſiren moͤge; ich bin GOtt Lob wohl auf. Straubingen den 24. Januarii 1637. S. Kevenhuͤllers Annal. Ferdinand. XII. Theil p. 397.
Das
B 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0049"n="25"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Schlafengehen u. Aufſt. groſſer Hrn.</hi></fw><lb/>
mahl wieder nacher Hauſe begeben, man wolte ſie<lb/>
ein andermahl wieder hohlen laſſen, wenn man<lb/>
wuͤrde gelegenere Zeit haben.</p><lb/><p>§. 16. An einigen Hoͤfen wird des Abends und<lb/>
Morgens vor dem Schlafen-gehen und nach dem<lb/>
Aufſtehen, in Gegenwart der Durchlauchtigſten<lb/>
Herrſchafft und des mehreſten Theils von Dero<lb/>
Hofſtatt, von dem Fuͤrſtlichen Schloß- und Hof-<lb/>
Prediger Beth-Stunde gehalten, an andern aber<lb/>
iſt dieſes nicht <hirendition="#aq">Mode.</hi> Kayſer <hirendition="#aq">Ferdinandus II.</hi><lb/>
war ſo <hirendition="#aq">devot,</hi> daß er gleich nach ſeinem Aufſtehen<lb/>
eine gantze Stunde vor einem Altaͤrlein, ſo zu ſol-<lb/>
chem Ende in ſeiner Schlaf-Cammer zugerichtet<lb/>
war, im Gebeth und andaͤchtiger Betrachtung zu-<lb/>
brachte. Als er nun einmahls auf der Reiſe ver-<lb/>
hindert ward, ſo ſchrieb er ſeinem Beicht-Vater,<lb/>
welcher dazumahl kranck zu Bette lag, folgendes<lb/>
Brieflein mit eigener Hand: Ehrwuͤrdiger <hirendition="#aq">Pater</hi> in<lb/>
Chriſto: biß <hirendition="#aq">dato</hi> hab ich iederzeit in Brauch ge-<lb/>
habt, mein Gebeth, eh ich mich angelegt/ eine<lb/>
Stunde lang zu verrichten, welches mir aber auf<lb/>
dieſer Reiſe alſofort zu treiben, ziemlich ſchwehr<lb/>ſeyn wuͤrde, weil ich alle Tage um 4. Uhr aufſtehen<lb/>
muß; ob nun wohl dißfalls einiges Geluͤbde nicht<lb/>
habe, nichts deſtoweniger begehr ich Eurer Ehr-<lb/>
wuͤrden Rath, ob ich nemlich in etwas <hirendition="#aq">diſpenſi</hi>ren<lb/>
moͤge; ich bin GOtt Lob wohl auf. Straubingen<lb/>
den 24. <hirendition="#aq">Januarii</hi> 1637. S. Kevenhuͤllers <hirendition="#aq">Annal.<lb/>
Ferdinand. XII.</hi> Theil <hirendition="#aq">p.</hi> 397.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">B 5</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[25/0049]
Vom Schlafengehen u. Aufſt. groſſer Hrn.
mahl wieder nacher Hauſe begeben, man wolte ſie
ein andermahl wieder hohlen laſſen, wenn man
wuͤrde gelegenere Zeit haben.
§. 16. An einigen Hoͤfen wird des Abends und
Morgens vor dem Schlafen-gehen und nach dem
Aufſtehen, in Gegenwart der Durchlauchtigſten
Herrſchafft und des mehreſten Theils von Dero
Hofſtatt, von dem Fuͤrſtlichen Schloß- und Hof-
Prediger Beth-Stunde gehalten, an andern aber
iſt dieſes nicht Mode. Kayſer Ferdinandus II.
war ſo devot, daß er gleich nach ſeinem Aufſtehen
eine gantze Stunde vor einem Altaͤrlein, ſo zu ſol-
chem Ende in ſeiner Schlaf-Cammer zugerichtet
war, im Gebeth und andaͤchtiger Betrachtung zu-
brachte. Als er nun einmahls auf der Reiſe ver-
hindert ward, ſo ſchrieb er ſeinem Beicht-Vater,
welcher dazumahl kranck zu Bette lag, folgendes
Brieflein mit eigener Hand: Ehrwuͤrdiger Pater in
Chriſto: biß dato hab ich iederzeit in Brauch ge-
habt, mein Gebeth, eh ich mich angelegt/ eine
Stunde lang zu verrichten, welches mir aber auf
dieſer Reiſe alſofort zu treiben, ziemlich ſchwehr
ſeyn wuͤrde, weil ich alle Tage um 4. Uhr aufſtehen
muß; ob nun wohl dißfalls einiges Geluͤbde nicht
habe, nichts deſtoweniger begehr ich Eurer Ehr-
wuͤrden Rath, ob ich nemlich in etwas diſpenſiren
moͤge; ich bin GOtt Lob wohl auf. Straubingen
den 24. Januarii 1637. S. Kevenhuͤllers Annal.
Ferdinand. XII. Theil p. 397.
Das
B 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/49>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.