und wohl meritirt gemacht, dergestaltige Sorge tragen wollen, damit entweder durch anderweitige Accommodirung, oder nach Befindung durch eine erkleckliche Provision ihnen, so viel möglich, Unter- haltung und Subsistenz verschafft werden möge.
§. 24. Gehet ein Kayser mit Tod ab, so sind alle Bediente des gantzen Kayserlichen Hofes so gleich ihrer Dienste erlassen, und der neue Kayser nimmt sodann diejenigen, welche ihm belieben, erst wieder an. Der eintzige Reichs-Vice Cantzler bleibt un- verrückt in seinen Diensten, weil seine Charge nicht so wohl von dem Kayser, als vielmehr von Chur- Mayntz und dem Reich dependiret.
§. 25. Was der Autor der Persianischen Brie- fe in seiner XXIX Lettre von dem vorigen König in Franckreich Ludwig dem XIV. raisoniret, geschie- het auch bißweilen ausser den Französischen Gren- tzen bey einem andern Regenten: Il paye aussi li- beralement les assiduites ou plutot l'oisivete de ses Courtisans que les Campagnes laborieuses de ses Capitaines, souvent il prefere un homme, qui le deshabille, ou qui luy donne la serviette l'ors qu'il Je met a table, a un autre, qui luy prend des villes, ou luy gagne de batailles; il ne croit pas, que la grandeur souveraine doit etre genee dans la distribution des graces & sans examiner, si celuy, qu'il comble de bien est homme de merite il croit que sa choix va le rendre tel, aussi luy a t'on vu donner une petite pension, a un homme, de merite & un beau
gou-
Q 3
Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
und wohl meritirt gemacht, dergeſtaltige Sorge tragen wollen, damit entweder durch anderweitige Accommodirung, oder nach Befindung durch eine erkleckliche Proviſion ihnen, ſo viel moͤglich, Unter- haltung und Subſiſtenz verſchafft werden moͤge.
§. 24. Gehet ein Kayſer mit Tod ab, ſo ſind alle Bediente des gantzen Kayſerlichen Hofes ſo gleich ihrer Dienſte erlaſſen, und der neue Kayſer nimmt ſodann diejenigen, welche ihm belieben, erſt wieder an. Der eintzige Reichs-Vice Cantzler bleibt un- verruͤckt in ſeinen Dienſten, weil ſeine Charge nicht ſo wohl von dem Kayſer, als vielmehr von Chur- Mayntz und dem Reich dependiret.
§. 25. Was der Autor der Perſianiſchen Brie- fe in ſeiner XXIX Lettre von dem vorigen Koͤnig in Franckreich Ludwig dem XIV. raiſoniret, geſchie- het auch bißweilen auſſer den Franzoͤſiſchen Gren- tzen bey einem andern Regenten: Il paye auſſi li- beralement les aſſiduites ou plutot l’oiſiveté de ſes Courtiſans que les Campagnes laborieuſes de ſes Capitaines, ſouvent il préfere un homme, qui le deshabille, ou qui luy donne la ſerviette l’ors qu’il Je met a table, à un autre, qui luy prend des villes, ou luy gagne de batailles; il ne croit pas, que la grandeur ſouveraine doit être genée dans la diſtribution des graces & ſans examiner, ſi celuy, qu’il comble de bien eſt homme de merite il croit que ſa choix va le rendre tel, auſſi luy a t’on vu donner une petite penſion, a un homme, de merite & un beau
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Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
und wohl meritirt gemacht, dergeſtaltige Sorge
tragen wollen, damit entweder durch anderweitige
Accommodirung, oder nach Befindung durch eine
erkleckliche Proviſion ihnen, ſo viel moͤglich, Unter-
haltung und Subſiſtenz verſchafft werden moͤge.
§. 24. Gehet ein Kayſer mit Tod ab, ſo ſind alle
Bediente des gantzen Kayſerlichen Hofes ſo gleich
ihrer Dienſte erlaſſen, und der neue Kayſer nimmt
ſodann diejenigen, welche ihm belieben, erſt wieder
an. Der eintzige Reichs-Vice Cantzler bleibt un-
verruͤckt in ſeinen Dienſten, weil ſeine Charge nicht
ſo wohl von dem Kayſer, als vielmehr von Chur-
Mayntz und dem Reich dependiret.
§. 25. Was der Autor der Perſianiſchen Brie-
fe in ſeiner XXIX Lettre von dem vorigen Koͤnig in
Franckreich Ludwig dem XIV. raiſoniret, geſchie-
het auch bißweilen auſſer den Franzoͤſiſchen Gren-
tzen bey einem andern Regenten: Il paye auſſi li-
beralement les aſſiduites ou plutot l’oiſiveté de
ſes Courtiſans que les Campagnes laborieuſes
de ſes Capitaines, ſouvent il préfere un homme,
qui le deshabille, ou qui luy donne la ſerviette
l’ors qu’il Je met a table, à un autre, qui luy
prend des villes, ou luy gagne de batailles; il
ne croit pas, que la grandeur ſouveraine doit
être genée dans la diſtribution des graces &
ſans examiner, ſi celuy, qu’il comble de bien
eſt homme de merite il croit que ſa choix va le
rendre tel, auſſi luy a t’on vu donner une petite
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/269>, abgerufen am 25.11.2024.
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