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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Fürstlichen Vermählungen.
Bißweilen sind die beyden Bräute den andern nur
angetrauet, bißweilen aber auch gar zum Schein
bey gelegt worden. Offtmahls vertreten Fürstliche
Anverwandten diese Stelle, manchmahl aber auch
andre grosse Ministri oder Generals. Fuggerus
ein Oesterreichischer Scribent/ erzehlet in dem V.
Buch Cap. 26. n. 16. daß sich Hertzog Ludwig
von Bayern Anno 1474. als Stellverweser, im
Nahmen Ertz-Hertzogs Maximiliani, die Princes-
sin an die Hand trauen lassen, und nach Fürstli-
chen Gebrauch das Beylager mit ihr gehalten. Er
wäre am rechten Fuß und Arm mit leichten Har-
nischen angethan gewesen, und zwischen ihnen bey-
den hätte ein bloß Schwerd gelegen. Die Her-
tzogin Margaretha sammt der Ober-Hofmeisterin
Frauen von Halwin hätten auf der einen, und die
Räthe auf der andern Seite gestanden, und wäre
diese Trauung den 26 April um Mitternacht ver-
richtet worden. Der Römische Kayser Josephus
haben dergleichen Procuratorem zweymahl abge-
geben, einmahl da er sich im Nahmen seines Herrn
Bruders die Wolffenbüttelische Princeßin Elisa-
beth Christinen, als itzige Römische Kayserin an-
trauen ließ, und zum andernmahl, da er Procurato-
rio nomine
des Königs in Portugall mit seiner
leiblichen ältesten Schwester, Maria Anna Jose-
pha, copuli
rt wurde; Also wurde auch die Hanno-
verische Chur-Princeßin, statt des Cron Printzens
von Preussen, am den Königlichen Preußischen Ge-
neral von Finckenstein, durch Priesterliche Hand
gegeben.

§. 18.

Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen.
Bißweilen ſind die beyden Braͤute den andern nur
angetrauet, bißweilen aber auch gar zum Schein
bey gelegt worden. Offtmahls vertreten Fuͤrſtliche
Anverwandten dieſe Stelle, manchmahl aber auch
andre groſſe Miniſtri oder Generals. Fuggerus
ein Oeſterreichiſcher Scribent/ erzehlet in dem V.
Buch Cap. 26. n. 16. daß ſich Hertzog Ludwig
von Bayern Anno 1474. als Stellverweſer, im
Nahmen Ertz-Hertzogs Maximiliani, die Princeſ-
ſin an die Hand trauen laſſen, und nach Fuͤrſtli-
chen Gebrauch das Beylager mit ihr gehalten. Er
waͤre am rechten Fuß und Arm mit leichten Har-
niſchen angethan geweſen, und zwiſchen ihnen bey-
den haͤtte ein bloß Schwerd gelegen. Die Her-
tzogin Margaretha ſammt der Ober-Hofmeiſterin
Frauen von Halwin haͤtten auf der einen, und die
Raͤthe auf der andern Seite geſtanden, und waͤre
dieſe Trauung den 26 April um Mitternacht ver-
richtet worden. Der Roͤmiſche Kayſer Joſephus
haben dergleichen Procuratorem zweymahl abge-
geben, einmahl da er ſich im Nahmen ſeines Herrn
Bruders die Wolffenbuͤtteliſche Princeßin Eliſa-
beth Chriſtinen, als itzige Roͤmiſche Kayſerin an-
trauen ließ, und zum andernmahl, da er Procurato-
rio nomine
des Koͤnigs in Portugall mit ſeiner
leiblichen aͤlteſten Schweſter, Maria Anna Joſe-
pha, copuli
rt wurde; Alſo wurde auch die Hanno-
veriſche Chur-Princeßin, ſtatt des Cron Printzens
von Preuſſen, am den Koͤniglichen Preußiſchen Ge-
neral von Finckenſtein, durch Prieſterliche Hand
gegeben.

§. 18.
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[141/0165] Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤhlungen. Bißweilen ſind die beyden Braͤute den andern nur angetrauet, bißweilen aber auch gar zum Schein bey gelegt worden. Offtmahls vertreten Fuͤrſtliche Anverwandten dieſe Stelle, manchmahl aber auch andre groſſe Miniſtri oder Generals. Fuggerus ein Oeſterreichiſcher Scribent/ erzehlet in dem V. Buch Cap. 26. n. 16. daß ſich Hertzog Ludwig von Bayern Anno 1474. als Stellverweſer, im Nahmen Ertz-Hertzogs Maximiliani, die Princeſ- ſin an die Hand trauen laſſen, und nach Fuͤrſtli- chen Gebrauch das Beylager mit ihr gehalten. Er waͤre am rechten Fuß und Arm mit leichten Har- niſchen angethan geweſen, und zwiſchen ihnen bey- den haͤtte ein bloß Schwerd gelegen. Die Her- tzogin Margaretha ſammt der Ober-Hofmeiſterin Frauen von Halwin haͤtten auf der einen, und die Raͤthe auf der andern Seite geſtanden, und waͤre dieſe Trauung den 26 April um Mitternacht ver- richtet worden. Der Roͤmiſche Kayſer Joſephus haben dergleichen Procuratorem zweymahl abge- geben, einmahl da er ſich im Nahmen ſeines Herrn Bruders die Wolffenbuͤtteliſche Princeßin Eliſa- beth Chriſtinen, als itzige Roͤmiſche Kayſerin an- trauen ließ, und zum andernmahl, da er Procurato- rio nomine des Koͤnigs in Portugall mit ſeiner leiblichen aͤlteſten Schweſter, Maria Anna Joſe- pha, copulirt wurde; Alſo wurde auch die Hanno- veriſche Chur-Princeßin, ſtatt des Cron Printzens von Preuſſen, am den Koͤniglichen Preußiſchen Ge- neral von Finckenſtein, durch Prieſterliche Hand gegeben. §. 18.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/165>, abgerufen am 03.05.2024.