§. 18. Bey den Römisch-Catholischen werden diese Copulationen durch eine besondre Einsegnung mit vielen Ceremonien wiederhohlet. Die Ein- segnung geschiehet meistentheils in der vornehm- sten Kirche, auf einer prächtigen Estrade, so eini- ge Stuffen erhoben, mit rothen Sammet beleget, und auf der Seite mit kostbaren Tapeten behan- gen. Uber der Estrade ist ein Baldachin von ro- then Sammet, der mit Gold und Silber ausge- steckt, und mit den Hoch-Fürstlichen Wapen ge- ziert. Uber den Baldachin hängen bey Königli- chen Vermählungen Königliche Mäntel von Sammet, mit reichen güldnen Brocat gefüttert, und ebenfalls gestickt. Jn der Mitten, von den 4. Seiten des Baldachin, hängt eine güldne Car- touche mit des Königs und der Königin Nahmen, über dem Baldachin schweben einige Figuren, welche die güldnen Cordons und Quasten halten. Es wird dieser Baldachin nebst den Mänteln auf eine gar sinnreiche Weise über der gantzen Estra- de ausgebreitet, also daß der gantze Platz, wo die Ceremonie der Einsegnung geschicht, von dem Bal- dachin bedeckt ist. Unter dem Baldachin stehet etwan ein güldner Tisch zwischen 2 güldnen Gueri- dons mit güldnen Leuchtern. Um diesen Platz ste- het das Königliche Hauß nebst den Grandes des Hofes, und vornehmsten Dames, welche dieser Procession gefolgt waren.
§. 19. Ob schon bey der mit einem Gevoll- mächtigten geschehenen Vermählung, nach Able-
sung
I. Theil. X. Capitul.
§. 18. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen werden dieſe Copulationen durch eine beſondre Einſegnung mit vielen Ceremonien wiederhohlet. Die Ein- ſegnung geſchiehet meiſtentheils in der vornehm- ſten Kirche, auf einer praͤchtigen Eſtrade, ſo eini- ge Stuffen erhoben, mit rothen Sammet beleget, und auf der Seite mit koſtbaren Tapeten behan- gen. Uber der Eſtrade iſt ein Baldachin von ro- then Sammet, der mit Gold und Silber ausge- ſteckt, und mit den Hoch-Fuͤrſtlichen Wapen ge- ziert. Uber den Baldachin haͤngen bey Koͤnigli- chen Vermaͤhlungen Koͤnigliche Maͤntel von Sammet, mit reichen guͤldnen Brocat gefuͤttert, und ebenfalls geſtickt. Jn der Mitten, von den 4. Seiten des Baldachin, haͤngt eine guͤldne Car- touche mit des Koͤnigs und der Koͤnigin Nahmen, uͤber dem Baldachin ſchweben einige Figuren, welche die guͤldnen Cordons und Quaſten halten. Es wird dieſer Baldachin nebſt den Maͤnteln auf eine gar ſinnreiche Weiſe uͤber der gantzen Eſtra- de ausgebreitet, alſo daß der gantze Platz, wo die Ceremonie der Einſegnung geſchicht, von dem Bal- dachin bedeckt iſt. Unter dem Baldachin ſtehet etwan ein guͤldner Tiſch zwiſchen 2 guͤldnen Gueri- dons mit guͤldnen Leuchtern. Um dieſen Platz ſte- het das Koͤnigliche Hauß nebſt den Grandes des Hofes, und vornehmſten Dames, welche dieſer Proceſſion gefolgt waren.
§. 19. Ob ſchon bey der mit einem Gevoll- maͤchtigten geſchehenen Vermaͤhlung, nach Able-
ſung
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I. Theil. X. Capitul.
§. 18. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen werden
dieſe Copulationen durch eine beſondre Einſegnung
mit vielen Ceremonien wiederhohlet. Die Ein-
ſegnung geſchiehet meiſtentheils in der vornehm-
ſten Kirche, auf einer praͤchtigen Eſtrade, ſo eini-
ge Stuffen erhoben, mit rothen Sammet beleget,
und auf der Seite mit koſtbaren Tapeten behan-
gen. Uber der Eſtrade iſt ein Baldachin von ro-
then Sammet, der mit Gold und Silber ausge-
ſteckt, und mit den Hoch-Fuͤrſtlichen Wapen ge-
ziert. Uber den Baldachin haͤngen bey Koͤnigli-
chen Vermaͤhlungen Koͤnigliche Maͤntel von
Sammet, mit reichen guͤldnen Brocat gefuͤttert,
und ebenfalls geſtickt. Jn der Mitten, von den
4. Seiten des Baldachin, haͤngt eine guͤldne Car-
touche mit des Koͤnigs und der Koͤnigin Nahmen,
uͤber dem Baldachin ſchweben einige Figuren,
welche die guͤldnen Cordons und Quaſten halten.
Es wird dieſer Baldachin nebſt den Maͤnteln auf
eine gar ſinnreiche Weiſe uͤber der gantzen Eſtra-
de ausgebreitet, alſo daß der gantze Platz, wo die
Ceremonie der Einſegnung geſchicht, von dem Bal-
dachin bedeckt iſt. Unter dem Baldachin ſtehet
etwan ein guͤldner Tiſch zwiſchen 2 guͤldnen Gueri-
dons mit guͤldnen Leuchtern. Um dieſen Platz ſte-
het das Koͤnigliche Hauß nebſt den Grandes des
Hofes, und vornehmſten Dames, welche dieſer
Proceſſion gefolgt waren.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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