Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. XIV. Capitul.
Einige von Adel pflegen bey der Farbe auf die Far-
be der Helmdecken zu sehen, damit ihre Wappen
ausgeziert; Es ist aber dieses keine gewisse Regel.
Nach dem Unterschied der Einkünffte, oder des
Orts, da man sich aufhält, pflegt man mit denen
Libereyen zu wechseln, davon eine die andere an
Proprete übertrifft. Grosse Ministri theilen wohl
drey- biß vierfache Livereen aus.

§. 12. Bey Annehmung der Bedienten erwehle
man geschickte und wohlgeübte Leute, die in demje-
nigen, wozu man sie annimmt, und worinnen man
sich ihrer gebrauchen will, sattsam erfahren sind.
Ein geschickter und manierlicher Diener, der auch
wohl und ordentlich gekleidet, macht einer Herr-
schafft mehr Ehre, als drey lappichte Kerle, die
plump und ungeschickt sind. Jch rede hier von dem
Ceremoniel. Ein anders ists, wenn man auf dem
Lande einige Bedienten zugleich in der Wirthschafft
gar wohl mit gebrauchen kan, ob sie gleich nicht son-
derlich nach dem Staat sind. Die Nothwendig-
keit und der Nutzen muß dem Wohlstand vorge-
hen, wenn er nicht zugleich damit kan vereiniget
werden.

§. 13. Manche Herren wollen einige Thaler
Lohn erspahren, und plagen sich mit solchen unge-
schickten Leuten, die nichts kluges ausrichten können,
und von denen sie auch bey der übrigen Aufwartung
schlechte Dienste zu erwarten haben. Wenn sie
aber den vielfachen Verdruß, den Schaden, und die
Schande, die ihnen solche Leute verursachen, mit

dem

II. Theil. XIV. Capitul.
Einige von Adel pflegen bey der Farbe auf die Far-
be der Helmdecken zu ſehen, damit ihre Wappen
ausgeziert; Es iſt aber dieſes keine gewiſſe Regel.
Nach dem Unterſchied der Einkuͤnffte, oder des
Orts, da man ſich aufhaͤlt, pflegt man mit denen
Libereyen zu wechſeln, davon eine die andere an
Propreté uͤbertrifft. Groſſe Miniſtri theilen wohl
drey- biß vierfache Liveréen aus.

§. 12. Bey Annehmung der Bedienten erwehle
man geſchickte und wohlgeuͤbte Leute, die in demje-
nigen, wozu man ſie annimmt, und worinnen man
ſich ihrer gebrauchen will, ſattſam erfahren ſind.
Ein geſchickter und manierlicher Diener, der auch
wohl und ordentlich gekleidet, macht einer Herr-
ſchafft mehr Ehre, als drey lappichte Kerle, die
plump und ungeſchickt ſind. Jch rede hier von dem
Ceremoniel. Ein anders iſts, wenn man auf dem
Lande einige Bedienten zugleich in der Wirthſchafft
gar wohl mit gebrauchen kan, ob ſie gleich nicht ſon-
derlich nach dem Staat ſind. Die Nothwendig-
keit und der Nutzen muß dem Wohlſtand vorge-
hen, wenn er nicht zugleich damit kan vereiniget
werden.

§. 13. Manche Herren wollen einige Thaler
Lohn erſpahren, und plagen ſich mit ſolchen unge-
ſchickten Leuten, die nichts kluges ausrichten koͤnnen,
und von denen ſie auch bey der uͤbrigen Aufwartung
ſchlechte Dienſte zu erwarten haben. Wenn ſie
aber den vielfachen Verdruß, den Schaden, und die
Schande, die ihnen ſolche Leute verurſachen, mit

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0602" n="582"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
Einige von Adel pflegen bey der Farbe auf die Far-<lb/>
be der Helmdecken zu &#x017F;ehen, damit ihre Wappen<lb/>
ausgeziert; Es i&#x017F;t aber die&#x017F;es keine gewi&#x017F;&#x017F;e Regel.<lb/>
Nach dem Unter&#x017F;chied der Einku&#x0364;nffte, oder des<lb/>
Orts, da man &#x017F;ich aufha&#x0364;lt, pflegt man mit denen<lb/>
Libereyen zu wech&#x017F;eln, davon eine die andere an<lb/><hi rendition="#aq">Propreté</hi> u&#x0364;bertrifft. Gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tri</hi> theilen wohl<lb/>
drey- biß vierfache <hi rendition="#aq">Liveréen</hi> aus.</p><lb/>
        <p>§. 12. Bey Annehmung der Bedienten erwehle<lb/>
man ge&#x017F;chickte und wohlgeu&#x0364;bte Leute, die in demje-<lb/>
nigen, wozu man &#x017F;ie annimmt, und worinnen man<lb/>
&#x017F;ich ihrer gebrauchen will, &#x017F;att&#x017F;am erfahren &#x017F;ind.<lb/>
Ein ge&#x017F;chickter und manierlicher Diener, der auch<lb/>
wohl und ordentlich gekleidet, macht einer Herr-<lb/>
&#x017F;chafft mehr Ehre, als drey lappichte Kerle, die<lb/>
plump und unge&#x017F;chickt &#x017F;ind. Jch rede hier von dem<lb/><hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi> Ein anders i&#x017F;ts, wenn man auf dem<lb/>
Lande einige Bedienten zugleich in der Wirth&#x017F;chafft<lb/>
gar wohl mit gebrauchen kan, ob &#x017F;ie gleich nicht &#x017F;on-<lb/>
derlich nach dem Staat &#x017F;ind. Die Nothwendig-<lb/>
keit und der Nutzen muß dem Wohl&#x017F;tand vorge-<lb/>
hen, wenn er nicht zugleich damit kan vereiniget<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>§. 13. Manche Herren wollen einige Thaler<lb/>
Lohn er&#x017F;pahren, und plagen &#x017F;ich mit &#x017F;olchen unge-<lb/>
&#x017F;chickten Leuten, die nichts kluges ausrichten ko&#x0364;nnen,<lb/>
und von denen &#x017F;ie auch bey der u&#x0364;brigen Aufwartung<lb/>
&#x017F;chlechte Dien&#x017F;te zu erwarten haben. Wenn &#x017F;ie<lb/>
aber den vielfachen Verdruß, den Schaden, und die<lb/>
Schande, die ihnen &#x017F;olche Leute verur&#x017F;achen, mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[582/0602] II. Theil. XIV. Capitul. Einige von Adel pflegen bey der Farbe auf die Far- be der Helmdecken zu ſehen, damit ihre Wappen ausgeziert; Es iſt aber dieſes keine gewiſſe Regel. Nach dem Unterſchied der Einkuͤnffte, oder des Orts, da man ſich aufhaͤlt, pflegt man mit denen Libereyen zu wechſeln, davon eine die andere an Propreté uͤbertrifft. Groſſe Miniſtri theilen wohl drey- biß vierfache Liveréen aus. §. 12. Bey Annehmung der Bedienten erwehle man geſchickte und wohlgeuͤbte Leute, die in demje- nigen, wozu man ſie annimmt, und worinnen man ſich ihrer gebrauchen will, ſattſam erfahren ſind. Ein geſchickter und manierlicher Diener, der auch wohl und ordentlich gekleidet, macht einer Herr- ſchafft mehr Ehre, als drey lappichte Kerle, die plump und ungeſchickt ſind. Jch rede hier von dem Ceremoniel. Ein anders iſts, wenn man auf dem Lande einige Bedienten zugleich in der Wirthſchafft gar wohl mit gebrauchen kan, ob ſie gleich nicht ſon- derlich nach dem Staat ſind. Die Nothwendig- keit und der Nutzen muß dem Wohlſtand vorge- hen, wenn er nicht zugleich damit kan vereiniget werden. §. 13. Manche Herren wollen einige Thaler Lohn erſpahren, und plagen ſich mit ſolchen unge- ſchickten Leuten, die nichts kluges ausrichten koͤnnen, und von denen ſie auch bey der uͤbrigen Aufwartung ſchlechte Dienſte zu erwarten haben. Wenn ſie aber den vielfachen Verdruß, den Schaden, und die Schande, die ihnen ſolche Leute verurſachen, mit dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/602
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/602>, abgerufen am 25.11.2024.