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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von denen Bedienten und der Equipage.
dem schlechten Gewinn der wenigen Thaler, so sie
bey ihnen zurück behalten, gegen einander wiegen,
so werden sie finden, daß sie sich hiedurch keinen
grossen Vortheil zuwege bringen.

§. 14. Findet man solche Bedienten, bey denen
Treue, Geschicklichkeit und andere gute Qualitäten
mit einem feinen Ansehen zugleich vereiniget, und
man hat die Wahl, so thut man wohl, wenn man
sich ansehnliche Leute aussucht, sonst sind die Tu-
genden, die zu einer bequemen Dienstleistung erfor-
dert werden, der Schönheit und dem Ansehen vor-
zuziehen. Man muß auch nicht so weit gehen, daß
man diejenigen, die einem viel und lange Jahre treue
Dienste geleistet, bloß um des Alters willen, und da
sie vieles von ihrem vorigen Ansehen verlohren, ver-
stossen solte. Noch besser aber ists, wenn ein Herr
bemühet ist, diejenigen Diener, die ihn 8. biß 10.
Jahr treu und redlich gedienet, auf andere und besse-
re Art Lebenslang zu versorgen.

§. 15. Jch möchte auch wohl sagen, daß man
bey denen Dienern, dafern man die Wahl hat, ei-
nigermassen auf ihre Statur mit sehen solte, und sol-
che gegen der seinigen in Vergleichung stellen. Jst
der Herr von sehr langer Statur, und er hat einen
sehr klein gewachsenen Bedienten hinter sich gehen,
so fällt diese Ungleichheit den andern desto mehr in
die Augen; und also siehet auch ein Herr von einer
kleinen Statur viel kleiner aus, wenn der Diener von
einer grossen Länge. Jst auch unter denen Be-
dienten selbst, die hinter einem Herrn gehen, einige

Gleich-
O o 4

Von denen Bedienten und der Equipage.
dem ſchlechten Gewinn der wenigen Thaler, ſo ſie
bey ihnen zuruͤck behalten, gegen einander wiegen,
ſo werden ſie finden, daß ſie ſich hiedurch keinen
groſſen Vortheil zuwege bringen.

§. 14. Findet man ſolche Bedienten, bey denen
Treue, Geſchicklichkeit und andere gute Qualitaͤten
mit einem feinen Anſehen zugleich vereiniget, und
man hat die Wahl, ſo thut man wohl, wenn man
ſich anſehnliche Leute ausſucht, ſonſt ſind die Tu-
genden, die zu einer bequemen Dienſtleiſtung erfor-
dert werden, der Schoͤnheit und dem Anſehen vor-
zuziehen. Man muß auch nicht ſo weit gehen, daß
man diejenigen, die einem viel und lange Jahre treue
Dienſte geleiſtet, bloß um des Alters willen, und da
ſie vieles von ihrem vorigen Anſehen verlohren, ver-
ſtoſſen ſolte. Noch beſſer aber iſts, wenn ein Herr
bemuͤhet iſt, diejenigen Diener, die ihn 8. biß 10.
Jahr treu und redlich gedienet, auf andere und beſſe-
re Art Lebenslang zu verſorgen.

§. 15. Jch moͤchte auch wohl ſagen, daß man
bey denen Dienern, dafern man die Wahl hat, ei-
nigermaſſen auf ihre Statur mit ſehen ſolte, und ſol-
che gegen der ſeinigen in Vergleichung ſtellen. Jſt
der Herr von ſehr langer Statur, und er hat einen
ſehr klein gewachſenen Bedienten hinter ſich gehen,
ſo faͤllt dieſe Ungleichheit den andern deſto mehr in
die Augen; und alſo ſiehet auch ein Herr von einer
kleinen Statur viel kleiner aus, wenn der Diener von
einer groſſen Laͤnge. Jſt auch unter denen Be-
dienten ſelbſt, die hinter einem Herrn gehen, einige

Gleich-
O o 4
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[583/0603] Von denen Bedienten und der Equipage. dem ſchlechten Gewinn der wenigen Thaler, ſo ſie bey ihnen zuruͤck behalten, gegen einander wiegen, ſo werden ſie finden, daß ſie ſich hiedurch keinen groſſen Vortheil zuwege bringen. §. 14. Findet man ſolche Bedienten, bey denen Treue, Geſchicklichkeit und andere gute Qualitaͤten mit einem feinen Anſehen zugleich vereiniget, und man hat die Wahl, ſo thut man wohl, wenn man ſich anſehnliche Leute ausſucht, ſonſt ſind die Tu- genden, die zu einer bequemen Dienſtleiſtung erfor- dert werden, der Schoͤnheit und dem Anſehen vor- zuziehen. Man muß auch nicht ſo weit gehen, daß man diejenigen, die einem viel und lange Jahre treue Dienſte geleiſtet, bloß um des Alters willen, und da ſie vieles von ihrem vorigen Anſehen verlohren, ver- ſtoſſen ſolte. Noch beſſer aber iſts, wenn ein Herr bemuͤhet iſt, diejenigen Diener, die ihn 8. biß 10. Jahr treu und redlich gedienet, auf andere und beſſe- re Art Lebenslang zu verſorgen. §. 15. Jch moͤchte auch wohl ſagen, daß man bey denen Dienern, dafern man die Wahl hat, ei- nigermaſſen auf ihre Statur mit ſehen ſolte, und ſol- che gegen der ſeinigen in Vergleichung ſtellen. Jſt der Herr von ſehr langer Statur, und er hat einen ſehr klein gewachſenen Bedienten hinter ſich gehen, ſo faͤllt dieſe Ungleichheit den andern deſto mehr in die Augen; und alſo ſiehet auch ein Herr von einer kleinen Statur viel kleiner aus, wenn der Diener von einer groſſen Laͤnge. Jſt auch unter denen Be- dienten ſelbſt, die hinter einem Herrn gehen, einige Gleich- O o 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/603>, abgerufen am 22.11.2024.