§. 35. Eine buntscheckigte Kleidung, da die Far- ben einander contrair sind, und nicht wohl mit ein- ander harmoniren, ist dem Wohlstand zuwider. Rosalia sagt in der galanten Frauenzimmer Morale p. 83: Manche trägt sich so bunt, daß fast wie in einen Pfauen-Schwantze alle Farben an ihr spie- len, oder sie choisirt sonst so wunderliche Farben zusammen, daß sie einer Dame in der Charte nicht ungleich siehet; und so offt ich Bellinen in einem blauen Contusche, rothen Unter-Rock, gelben Halstuch, und grünen Bande erblicke, bedaure ich allezeit, daß ich nicht mahlen kan, um die schöne Por- trait abzuschildern. Man muß sich hierinn nach andrer Raisonement richten, und solche Farben zu- sammen nehmen die sich schicken. Monsieur de Chevergny giebt bey dieser Materie seinem Sohn p. 375 folgende Instruction: Quant aux habille- mens, il en faut user modestement, & des plus communs, selon la qualite. & selon les lieux, & le temps, car les habillemens bigarres, extraordi- naires & non communs des autres donnent te- moignage d'un esprit bigearre, qui est une mau- vaise opinion, & tont ainsi que l'habillement hon- nete selon la personne, la qualite, l'age, le temps, & le lieu, montre la dignite l'autorite & lejuge- ment, aussi celuy qui est trop exquis, & mal convenable a l'age, ou au temps, ne sert pas d'ornement au corps, mais decouvre l'esprit de celuy qui en use.
§. 36. Man muß bey seiner Kleidung Acht ha-
ben,
N n 4
Von der Kleidung.
§. 35. Eine buntſcheckigte Kleidung, da die Far- ben einander contrair ſind, und nicht wohl mit ein- ander harmoniren, iſt dem Wohlſtand zuwider. Roſalia ſagt in der galanten Frauenzimmer Morale p. 83: Manche traͤgt ſich ſo bunt, daß faſt wie in einen Pfauen-Schwantze alle Farben an ihr ſpie- len, oder ſie choiſirt ſonſt ſo wunderliche Farben zuſammen, daß ſie einer Dame in der Charte nicht ungleich ſiehet; und ſo offt ich Bellinen in einem blauen Contuſche, rothen Unter-Rock, gelben Halstuch, und gruͤnen Bande erblicke, bedaure ich allezeit, daß ich nicht mahlen kan, um die ſchoͤne Por- trait abzuſchildern. Man muß ſich hierinn nach andrer Raiſonement richten, und ſolche Farben zu- ſammen nehmen die ſich ſchicken. Monſieur de Chevergny giebt bey dieſer Materie ſeinem Sohn p. 375 folgende Inſtruction: Quant aux habille- mens, il en faut uſer modeſtement, & des plus commúns, ſelon la qualité. & ſelon les lieux, & le temps, car les habillemens bigarrés, extraordi- naires & non communs des autres donnent te- moignage d’un eſprit bigearre, qui eſt une mau- vaiſe opinion, & tont ainſi que l’habillement hon- nete ſelon la perſonne, la qualité, l’age, le temps, & le lieu, montre la dignité l’autorité & lejuge- ment, auſſi celuy qui eſt trop exquis, & mal convenable â l’age, ou au temps, ne ſert pas d’ornement au corps, mais découvre l’eſprit de celuy qui en uſe.
§. 36. Man muß bey ſeiner Kleidung Acht ha-
ben,
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Von der Kleidung.
§. 35. Eine buntſcheckigte Kleidung, da die Far-
ben einander contrair ſind, und nicht wohl mit ein-
ander harmoniren, iſt dem Wohlſtand zuwider.
Roſalia ſagt in der galanten Frauenzimmer Morale
p. 83: Manche traͤgt ſich ſo bunt, daß faſt wie in
einen Pfauen-Schwantze alle Farben an ihr ſpie-
len, oder ſie choiſirt ſonſt ſo wunderliche Farben
zuſammen, daß ſie einer Dame in der Charte nicht
ungleich ſiehet; und ſo offt ich Bellinen in einem
blauen Contuſche, rothen Unter-Rock, gelben
Halstuch, und gruͤnen Bande erblicke, bedaure ich
allezeit, daß ich nicht mahlen kan, um die ſchoͤne Por-
trait abzuſchildern. Man muß ſich hierinn nach
andrer Raiſonement richten, und ſolche Farben zu-
ſammen nehmen die ſich ſchicken. Monſieur de
Chevergny giebt bey dieſer Materie ſeinem Sohn
p. 375 folgende Inſtruction: Quant aux habille-
mens, il en faut uſer modeſtement, & des plus
commúns, ſelon la qualité. & ſelon les lieux, &
le temps, car les habillemens bigarrés, extraordi-
naires & non communs des autres donnent te-
moignage d’un eſprit bigearre, qui eſt une mau-
vaiſe opinion, & tont ainſi que l’habillement hon-
nete ſelon la perſonne, la qualité, l’age, le temps,
& le lieu, montre la dignité l’autorité & lejuge-
ment, auſſi celuy qui eſt trop exquis, & mal
convenable â l’age, ou au temps, ne ſert pas
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celuy qui en uſe.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/587>, abgerufen am 25.11.2024.
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